Zurfriedenheit der Deutschen mit Wohnungsmarkt und Innerer Sicherheit - auf den Standort kommt es an - das Land gewinnt!
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Forsa Aktuell

Zufriedenheit: Kommunalpolitiker sollten sich an kleinen Gemeinden orientieren

Die Zufriedenheit der Bürger mit den wichtigsten Indikatoren schwankt zwischen Stadt und Land teils stark. Besonders stark zeigt sich das bei der Wohnzufriedenheit, erläutert Forsa-Geschäftsführer Peter Matuschek.

Fragt man die Bürger zu ihrer Zufriedenheit mit zentralen Angeboten der öffentlichen Infrastruktur, fällt das bundesweite Bild differenziert aus und bei der Zufriedenheit mit den verschiedenen Aspekten der Infrastrukturversorgung ergibt sich ein deutliches Gefälle zwischen den einzelnen Aufgaben. Mit Abstand am zufriedensten sind die Bundesbürger mit der Situation der inneren Sicherheit im Land (70 %), was sich auch im anhaltend hohen Ansehen der Polizei im Institutionen-Vertrauensranking widerspiegelt, das forsa seit vielen Jahren im jährlichen Rhythmus erhebt. Zufrieden ist eine große Mehrheit der Bundesbürger auch mit der medizinischen Versorgung und der Versorgung mit schnellem Internet (jeweils 60 Prozent). Zumindest noch etwas mehr als die Hälfte ist bundesweit auch zufrieden mit der Situation am Arbeitsmarkt und mit der Arbeit der Ämter und Behörden.

Diese sechs Kriterien zur Zufriedenheit wurden abgefragt - und das sind die Ergebnisse 

Mit allen anderen sechs abgefragten Bereichen der Infrastruktur im Land ist allerdings jeweils nur eine Minderheit der Bundesbürger zufrieden. Etwas weniger als die Hälfte ist zufrieden mit dem Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln und mit dem Zustand der Straßen. Noch weniger sind aktuell mit den getroffenen Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz zufrieden. Mit Abstand am wenigsten zufrieden sind die Bürger allerdings mit der Integration der Zuwanderer und Flüchtlinge (27 %), mit der Qualität der Schulen (26 %) und mit der Lage am Wohnungsmarkt (25 %). Gerade die Asyl- und Flüchtlingspolitik sowie die Schul- und Bildungspolitik sind auch die Bereiche, in denen die Bürgerinnen und Bürger den Staat am häufigsten für überfordert halten, wie die jüngste „dbb Bürgerbefragung“ ergeben hat, die forsa im Auftrag der Deutschen Beamtenbunds seit vielen Jahren jährlich durchführt.

Gibt es einerseits ein Gefälle bei der Zufriedenheit der Bürger mit der Erfüllung der einzelnen Aufgaben der staatlichen Daseinsvorsorge, so unterscheidet sich die Zufriedenheit mit der Infrastrukturversorgung in einigen Bereichen auch zwischen Stadt und Land.

Zufriedenheit

Der ländliche Raum punktet massiv beim Thema Innere Sicherheit 

Bereiche der Infrastruktur, mit denen Bewohner in kleineren Gemeinden deutlich zufriedener sind als die Bewohner in den großen Metropolen sind die innere Sicherheit, die Arbeit der Ämter und Behörden und die Lage am Wohnungsmarkt. Während in Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern 76 Prozent mit der öffentlichen Sicherheit zufrieden sind, geben das in den größeren Metropolen mit 65 Prozent deutlich weniger an. Mit der Arbeit von Ämtern und Behörden sind in den großen Metropolen deutlich weniger zufrieden als in allen anderen Städten und Gemeinden. Und auch mit der Lage am Wohnungsmarkt sind in den großen Metropolen mit 12 Prozent (noch) weniger zufrieden als in allen anderen Städten und Gemeinden.

Die Bereiche, mit denen die Bewohner in den urbanen Zentren hingegen zufriedener sind als die Bewohner in kleineren Gemeinden, betreffen die medizinische Versorgung und die Versorgung mit schnellem Internet. Am größten ist die Diskrepanz bei der Zufriedenheit zwischen Stadt und Land beim ÖPNV-Angebot: Sind damit in den großen Metropolen 83 Prozent der Bürger zufrieden, liegt der Anteil der Zufriedenen in Städten und Gemeinden zwischen 5.000 und 100.000 Einwohnern nur noch bei gut 40 Prozent und in kleinen Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern sogar lediglich bei 27 Prozent.

Zufriedenheit beim Wohnungsbau ist ebenfalls sehr unterschiedlich 

Fragt man die Bürger nach der Wohnzufriedenheit, also danach, ob man gerne in der eigenen Stadt oder Gemeinde lebt, wird die Frage von einer großen Mehrheit von 83 Prozent aller Bundesbürger bejaht. Betrachtet man die Ergebnisse nach der Gemeindegröße, fällt auf, dass die Wohnzufriedenheit in den kleinsten Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern am größten (92 %), in den urbanen Metropolen mit mehr als 500.000 Einwohnern hingegen am geringsten ausfällt (76 %).

Dies dürfte nicht zuletzt damit zu tun haben, dass die Infrastruktur im ländlichen Raum in einigen wichtigen Bereichen zwar schlechter bewertet wird als in den größeren Städten, in vielen Bereichen aber ähnlich gut beziehungsweise schlecht und in einigen Bereichen sogar etwas besser als in den urbanen Gebieten. Ein weiterer Grund für die höhere Wohnzufriedenheit im ländlichen Raum dürfte der auch im diesjährigen forsa-Institutionen-Vertrauensranking ermittelte Befund sein, dass das Vertrauen der Bürger in ihre politischen Repräsentanten auf der lokalen Ebene (Bürgermeister wie Gemeindevertreter) in kleineren Gemeinden– trotz aller Vertrauensverluste auch auf der kommunalen Ebene – weiterhin signifikant höher ist als in den Großstädten und vor allem in den urbanen Metropolen. Kommunalpolitiker wären daher gut beraten, sich in vielen Belangen weniger an der Art und Weise, wie in den großen Metropolen Kommunalpolitik betrieben wird, zu orientieren, sondern eher von den kleinen Gemeinden zu „lernen“, die sich offenbar noch stärker durch die Suche nach pragmatischen Lösungen für die Probleme vor Ort als durch ideologische Politikentwürfe und eine größere Nähe zu den Bürgern auszeichnen.