Rathaus Memmingen
Die Kommunen beschäftigen mehr als Personal als vor einigen Jahren. Hier das Rathaus in Memmingen.
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Fachkräftemangel

Kommunen: Mehr Personal, aber auch mehr Aufgaben

Der öffentliche Dienst ist weitaus attraktiver als sein Ruf. Die Zahlen sind ermutigend: Vor allem in Kommunen arbeiten immer mehr Menschen. Die Städte und Gemeinden sowie Landkreise verbuchten zwischen 2012 und 2022 einen Zuwachs von 54 Prozent. Warum das nicht bedeutet, dass der Personalmangel damit behoben ist - und in welchen Bereichen das Personal weniger wurde.

Die Kommunen suchen teilweise verzweifelt nach Personal. Ob für Kindergärten, Tagesstätten oder Schulen und den Bauhof oder fürs Freibad oder für die Kernverwaltung - eine Studie hat sich jetzt damit beschäftigt, wie sich der vermeintliche Widerpruch zwischen Personalzuwachs und Personalmangel auflösen lässt. Denn im öffentlichen Dienst arbeiten immer mehr Menschen. Kommunen, Bund und Länder kamen im Jahr 2022 auf rund 584.000 Beschäftigte mehr als im Vergleichsjahr 2012. Insgesamt arbeiteten dort 4,83 Millionen Beschäftigte.

Öffentlicher Dienst: Kommunen mit größtem Personalzuwachs

Den größten Personalaufwuchs gab es bei den Kommunen: mit 315.000 Beschäftigte und somit mit 54 Prozent. Beim Bund waren es lediglich zwei Prozent mehr als 2012  (ein Plus von 12.000 Beschäftigten) und bei den Ländern 44 Prozent (257.000 Beschäftigte mehr als 2012). Trotz des neu eingestellten Personals fehlen im öffentlichen Dienst aber derzeit mehr als 550.000 Beschäftigte. Die Lücke wird noch größer werden, so die Prognosen.

14 Prozent mehr Personal im öffentlichen Dienst

Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat jetzt untersucht, warum 14 Prozent mehr Personal in den vergangenen Jahren für den öffentlichen Dienst noch lange nicht ausreichte. Die Verfasser des IW-Kurzberichts haben dabei alle sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im öffentlichen Dienst und auch Beamte berücksichtigt. Beschäftigte der Sozialversicherungen und in öffentlich bestimmten Einrichtungen wie Zweckverbände oder die Deutsche Bahn als Unternehmen in privater Rechtsform wurden nicht eingerechnet. "Nimmt man diese Gruppen hinzu, ergibt sich im gleichen Zeitraum gar ein Anstieg der Beschäftigtenzahl um 943.000 oder 16 Prozent auf 6,68 Millionen", schreiben Tobias Hentze und Björn Kauder, die Verfasser der Studie.

Warum reicht das Personal trotzdem nicht?

Könnte es sein, dass der öffentliche Dienst nicht genügend von dem Personalzuwachs profitiert, weil vermehrt Mitarbeiter in Teilzeit arbeiten? Nein, sagen die Experten. "Der Zuwachs der Teilzeitkräfte macht jeweils weniger als die Hälfte des absoluten Stellenaufwuchses bei Ländern und Kommunen aus. Beim Bund sank die Zahl der Teilzeitkräfte sogar." Vielmehr könnte es daran liegen, dass die Arbeit zunimmt, also der Bedarf für Personal durch zusätzliche Aufgaben steigt. Denn die Bevölkerung in Deutschland wuchs zwischen 2021 und 2022 um gut fünf Prozent. "Auch Reformen, etwa in der Sozial- und Steuerpolitik, die mit erhöhtem Verwaltungsaufwand einhergehen, könnten eine Rolle spielen", so die Verfasser. Das deckt sich mit der Klage der Kommunen, dass die Aufgaben immer mehr werden und die Bürokratie überhandnimmt.

Grafik Personal im öffentlichen Dienst IW

Das IW hat die einzelnen Aufgabenbereiche des öffentlichen Dienstes unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Nicht überall arbeiten mehr Mitarbeiter als vorher.

Kommunen: Wo weniger Mitarbeiter tätig sind

 - Bei den Kommunen ist vor allem im Aufgabenbereich "Wohnungswesen, Städtebau, Raumordnung und kommunale Gemeinschaftsdienste" ein deutlicher Rückgang um 11.000 Beschäftigte - neun Prozent - zu verzeichnen. Auch das trage zu langwierigen Genehmigungsprozessen bei.

- Einen prozentual starken Rückgang gab es im Bereich Finanzen. Dort ging die Zahl um über 1000 Beschäftigte und damit um 65 Prozent zurück.

Kommunen: Wo mehr Mitarbeiter arbeiten

Einen "bemerkenswerter Stellenaufbau" dagegen gab es im Bereich "Politische Führung und zentrale Verwaltung": Bei den Kommunen waren in diesem Bereich 27 Prozent mehr Menschen beschäftigt - 79.000 Mitarbeiter. Beim Bund waren es 32 Prozent mehr, bei den Ländern 21 Prozent.

Auch für die öffentliche Sicherheit und Ordnung waren 2022 deutlich mehr Menschen zuständig im öffentlichen Dienst als zehn Jahre davor. Bei den Kommunen betrug der Aufwuchs 30.000 Mitarbeiter (25 Prozent).

Eine der größten Zuwächse im Personalbestand zeigt sich bei der Kindertagesbetreuung in Kommunen - 92.000 Beschäftigte mehr, das entspricht 54 Prozent.

Fazit: Der öffentliche Dienst hat immer mehr Aufgaben zu bewältigen, vor allem die Kommunen. Wenn die Aufgaben nicht reduziert werden und Bürokratie abgebaut wird, dann können die Aufgaben trotz mehr Personal nicht bewältigt werden.

Die Kurzstudie als PDF