Stadt- und Landbewohner: Unterschiedliche Einstellungen
Stadt- und Landbewohner unterschiedliche politische Einstellungen
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Politische Einstellungen

Studie: So unterschiedlich ticken Wähler in der Stadt und auf dem Land

Wie unterschiedlich wählen und ticken Menschen in der Stadt und auf dem Land? Worin sich die politischen Einstellungen am meisten unterscheiden und woher die Unterschiede kommen, hat die Konrad-Adenauer-Stiftung auf Basis von Ergebnissen aus repräsentativen Umfragen untersucht. Ein Ergebnis der Studie ist alarmierend.

Leben Sie auf dem Land oder in der Stadt? Die jetzt vorgestellte Studie von Dominik Hirndorf, Referent für Wahl- und Sozialforschung der Konrad-Adenauer-Stiftung, zeigt Unterschiede in den Sympathien für eine bestimmte Partei zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Die CDU und mit Abstrichen die AfD werden auf dem Land, SPD und Linke dagegen stärker in den Großstädten gemocht. Ganz klar werden die Grünen auf dem Land mehrheitlich abgelehnt und in der Großstadt dagegen mehrheitlich gemocht. Die Analyse beruht auf repräsentativen Umfragen.

Stadt- und Land-Unterschiede im Wahlverhalten und bei Sympathie

  • Die Unionsparteien und die AfD erzielen überdurchschnittliche Ergebnisse mit zunehmender Ländlichkeit. Die CDU erhält auf dem Land die größten Sympathien. Sie wird aber auch in dichter besiedelten Regionen und Städten eher gemocht als abgelehnt. In der Großstadt halten sich Zuneigung und Ablehnung die Waage. 
  • Die AfD erfährt überall eine mehrheitliche Ablehnung. In der Großstadt allerdings stärker (82 Prozent) als auf dem Land (67 Prozent).
  • 20 Prozent der Menschen auf dem Land mögen die AfD, zwei Drittel lehnen sie ab. Die AfD polarisiert noch mehr als die Grünen. Lediglich zwischen 6 und 14 Prozent der Befragten stehen der AfD gleichgültig gegenüber.
  • Die SPD ist bei Städtern beliebter als auf dem Land. Über die Hälfte der Stadt- und Großstadtbewohner mögen die SPD etwas oder sehr. Je ländlicher ein Ort gelegen ist, desto stärker sinkt die Sympathie für die Sozialdemokraten. Auf dem Land haben sich Sympathie und Ablehnung stark angenähert.
  • Während die Grünen in der Stadt und in der Großstadt von einer Mehrheit gemocht wird, lehnt eine Mehrheit der Menschen die Partei auf dem Land ab. Gleichgültig steht nur eine kleine Minderheit von bis zu 19 Prozent den Grünen gegenüber.
  • Bei der FDP zeigen sich bei den Einstellungen wie auch beim Wahlverhalten keine Stadt-Land-Effekte. Die Partei wird sowohl in der Stadt als auch auf dem Land von einem Viertel gemocht.
  • Die Linke ist in der Großstadt beliebter als auf dem Land, wo sie von einer Mehrheit abgelehnt wird. Aber auch die Großstädter lehnen die Linke fast zur Hälfte etwas oder sehr ab.

Unterschiede zwischen Land und Stadt

Doch woher kommen die Unterschiede? Simon Richter und Stefanie John zeigen in ihrer Analyse für die Bundestagswahl 2021, dass wirtschaftliche Ungleichheiten zwischen den Wahlkreisen das Wahlverhalten nicht erklären. Die Ergebnisse von zwei repräsentativen Studien der Konrad-Adenauer-Stiftung offenbaren keine Kontraste zwischen Stadt und Land. Doch ergaben sich vor allem bei politischen Einstellungen leichte Differenzen. Welche Rolle spielen dabei Werte und Ängste?

Studie: Klimaschützen Landbewohner weniger wichtig als Großstädtern

Menschen im städtischen und ländlichen Raum haben laut der Umfragen sehr ähnliche Wertvorstellungen. Es zeigen sich zum Beispiel kein Unterschied bei der Frage, wie wichtig es ist, sich um Natur und Umwelt zu kümmern. Allerdings geben Menschen auf dem Land etwas seltener an, dass es ihnen sehr wichtig ist, das Klima zu schützen als Menschen in dichter besiedelten Gebieten. Die Klimaschutz-Einstellungen variieren zwischen Stadt und Land, jedoch nicht das Engagement für klimafreundliches Verhalten im Alltag. Unterschiede gibt es allerdings bei Ernährungspräferenzen und der Vermeidung von Autofahrten.

Bei Werten oder Bedrohungsgefühlen gibt es kaum Stadt-Land-Unterschiede. Nur die Bedeutung von Sitten und Traditionen und die Sorge vor Zuwanderung nehmen mit steigender Ländlichkeit zu.

Screenshot Ergebnis Studie zu politischen Ansichten Stadt Land: Gendern

Mehr Landbewohner wollen Zuwanderungsbegrenzung

Spannend: Bei politischen Einstellungen zur Bekämpfung des Klimawandels, zu Zuwanderung sowie zum Verhältnis von Sozialstaat und Steuern gibt es zwar keine Kontraste, aber lineare Stadt-Land-Unterschiede. Am stärksten fallen die Unterschiede zwischen Stadt und Land bei Einstellungen zu Zuzugsmöglichkeiten für Ausländer auf. Weitaus mehr Landbewohner sprechen sich dafür aus, dass Zuwanderung eingeschränkt werden soll. Auf dem Land finden sich auch weniger begeisterte Europa-Fans als in der Stadt. 

Unterschiedlich: Rund ein Viertel der Befragten in der Stadt ernährt sich überwiegend vegetarisch, im ländlichen Raum tut dies jeder Sechste.

Demokratiezufriedenheit auf dem Land geringer

Alarmierend: In den ländlichen Regionen ist die Demokratiezufriedenheit deutlich geringer als in den dicht besiedelten Landesteilen. So ist nur eine Minderheit von 38 Prozent auf dem Land sehr zufrieden oder zufrieden mit der Demokratie in Deutschland. Jeder Vierte ist unzufrieden (26 Prozent). Auf dem dicht besiedelten Land sowie in der Großstadt und Stadt ist dagegen rund die Hälfte mit unserer Demokratie zufrieden (48 bis 52 Prozent) und nur jeder Fünfte unzufrieden (18 bis 21 Prozent). Besonders unzufrieden sind Ostdeutsche auf dem Land.



Screenshot Studie Politische Einstellungen Stadt und Land, Demokratie

Fazit der Studie laut dem Verfasser: Die politischen Einstellungen, Wertpräferenzen und angegebenen Verhaltensweisen der Befragten in der Stadt und auf dem Land bilden keine Gegensätze. Pauschalisierungen auf Grundlage dieser geringen Durchschnittsunterschiede sind nicht zu treffen. Gleichzeitig deuten die i Unterschiede von Großstadt bis zum ländlichen Land darauf hin, dass sich politische Einstellungen und Präferenzen auch in Abhängigkeit der räumlichen Umgebung herausbilden.

Die Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zu den Unterschieden zwischen Großstadt und ländlichem Raum bei der politischen Einstellung als PDF: