Minden singt
Minden singt - einer von vielen kulturellen Höhepunkten in der Stadt.
© Paul Olfermann

Integratives Potenzial

Wie Kommunen die Kraft der Kultur nutzen

Weshalb Kommunen Energie und finanzielle Ressourcen in die integrativen und fördernden Potenziale setzen sollen, beschreibt Stefanie Duensing, langjährige Beigeordnete für Bildung und Kultur in Minden.

Auch bei schlechten Haushaltslagen dürfen wir als Städte und Kommunen das integrative und fördernde Potenzial von kulturellen Angeboten nicht vergessen. Zu schnell wird der Rotstift bei den meist freiwilligen Leistungen angesetzt. Dabei machen wir alle die Erfahrung, welche Kraft in kulturellen Angeboten liegen kann. Die Stadt Minden hat sich bereits 2008 mit einem ersten Kulturkonzept auf den Weg gemacht und 2015 dieses Konzept mit der Schwerpunktsetzung auf Teilhabe an damals aktuellen gesellschaftlichen und kulturpolitischen Herausforderungen weiterentwickelt. Dabei haben wir uns als Ansprechpartnerin und Beraterin für andere Kommunen auch überregional etabliert.

Kulturkonzept in Minden wird neu ausgerichtet

Nun wird das Mindener Kulturkonzept erneut neu ausgerichtet und geschärft und soll in den nächsten Monaten politisch beschlossen und Leitlinie für uns in den kommenden zehn Jahren werden. Wieder ist ein wichtiges Handlungsfeld das Thema Teilhabe und Integration.

Der Kulturausschuss des Städtetages NRW hat im März 2021 eine Empfehlung herausgegeben, in der herausgehoben wird, dass Kulturinstitutionen sich im Rahmen eines gesamtgesellschaftlichen Auftrages bewegen: Kultur muss für alle gesellschaftlichen Gruppen einer Stadt zugänglich sein, nur so kann sie ein friedliches und tolerantes Zusammenleben in unseren Städten fördern. Sie bietet einen Raum, in dem eine aktive Auseinandersetzung mit den Grundwerten unserer Gesellschaft in einem sinnlich erfahrbaren Moment möglich wird. In der Empfehlung wird auch beschrieben, wie wichtig die Verzahnung der kommunalen Handlungsfelder Kultur, Bildung und Soziales ist, sodass aus einer ressortübergreifenden Zusammenarbeit die Teilhabe aller Bürger und Bürgerinnen am gesellschaftlichen Miteinander und mit Blick auf Chancengerechtigkeit gefördert wird.

Stadttheater Minden
Das Stadttheater Minden wurde nach der Sanierung im Frühjahr 2023 wieder eröffnet.    Foto: Christian Schwier

Die langjährige Erfahrung in der Stadt Minden zeigt uns, dass kulturelle Bildung ein wichtiger Anker und unverzichtbar geworden ist. Insbesondere in der Kinder- und Jugendarbeit, in Kitas und Schulen. Udo Michallik hat 2020 in seiner Tätigkeit als Generalsekretär der Kultusministerkonferenz die Untrennbarkeit von Kultur und Bildung hervorgehoben. Kulturelle Bildung ist unerlässlich in der emotionalen, sozialen und persönlichen Entwicklung. Durch das erlebbar machen von kultureller Vielfalt wirkt sie integrierend und sie gleicht sozial bedingte Bildungsnachteile aus. Sie fördert die Selbstwirksamkeit und das Selbstvertrauen und ermöglicht den Zugang zu anderen sozialen Umfeldern. Community Dance Minden ist zum Beispiel ein schulübergreifendes Projekt und wichtiger Bestandteil des kommunalen Gesamtkonzeptes zur Kulturellen Bildung in Minden. Seit 2008 tanzen Mindener Jugendliche aus allen weiterführenden Schulen vom Gymnasium bis zur Förderschule gemeinsam unter Anleitung professioneller Tänzerinnen und Tänzer in Produktionen zu unterschiedlichen Musiken und Themen.

Stabile Strukturen in der Kulturförderung

Wenn wir als Kommune eine kontinuierliche Angebotssicherung in den Lebensbiografien unserer Bürger und Bürgerinnen herstellen wollen, dann ist die Schaffung von stabilen Strukturen eine Grundvoraussetzung. Unser erklärtes Ziel als Stadt ist es, Menschen entlang ihrer gesamten Bildungsbiografie durch kulturelle und künstlerische Angebote zu fördern. Denn Kultur bietet durch ihre positiven Begleiterscheinungen von Gemeinschaft und Freude auch Entwicklungsmöglichkeiten in der Kindheit, künstlerische Wege zum kreativen Ausdruck im Jugend und Erwachsenenalter, Integration und Beheimatung und die Auseinandersetzung mit kulturellen Werten.

Die starke Vernetzung mit Einrichtungen im Sozialraum hat über viele Jahre in Minden an Dichte gewonnen und es stoßen regelmäßig weitere Kooperationspartner hinzu. So wächst unser Mindener Angebot stetig weiter und erweitert sich strukturell. Hier haben wir die Zusammenführung der unterschiedlichen Fäden im Rahmen eines kommunalen Gesamtkonzeptes für kulturelle Bildung geschafft. Dies hat uns ermöglicht, durch die strategische Ausrichtung Ressourcen und Expertisen zu bündeln und Synergien zu schaffen. Dafür wurde die Stadt Minden bereits 2008, 2017 und 2019 im Rahmen des NRW Landeswettbewerbs „Kommunale Gesamtkonzepte für Kulturelle Bildung“ ausgezeichnet und wurde 2020 mit einer Konzeptförderung über drei Jahre bedacht.

Attraktives kulturelles Angebot

Die Stadt Minden hat mit einem gemeinsamen Kraftakt von Verwaltung und Politik in vergangenen Stärkungspaktjahren wirksam konsolidiert, ohne die Attraktivität weg zu sparen. Dabei hat sie besonders den Bereich der freiwilligen Leistungen gut im Blick gehabt und um die Wichtigkeit des Erhalts und Ausbaus des kulturellen Bereichs gewusst. Diesen Erfolg wollen wir mit in die Zukunft mit all ihren Herausforderungen nehmen. Wie die meisten anderen Kommunen müssen wir auch in Minden in den kommenden Jahren eine freiwillige Haushaltskonsolidierung vornehmen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass ein attraktives kulturelles Angebot den Standortfaktor unserer Kommunen stark erhöht. Gerade zuziehende Familien gucken insbesondere auf das Angebot von Kindertagesstätten, Schulen und den Ganztag und schätzen den Wert von kultureller Bildung für die Entwicklung ihrer Kinder immer höher ein. Daher werden wir weiterhin unsere Energie und finanzielle Ressourcen in die integrativen und fördernden Potenziale der Kultur stecken.

Stefanie Duensing ist Beigeordnete für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit der Stadt Minden, wechselt  zum 1. April 2024 als Stadträtin nach Langenhagen/ Niedersachsen