Starkregenereignisse: Sie werden auch in Deutschland häufiger.
Nach der Flut ist vor der Flut: Im Nordschwarzwald sorgen Kommunen im Verbund egen Starkregenfolgen vor.
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Katastrophenschutz

Starkregen: Kommunen wappnen sich gemeinsam

Nach der Flut ist vor der Flut: Im Nordschwarzwald arbeiten 24 Kommunen für ein effektives Risikomanagement zusammen. Gemeinsam will man die Grundlagen dafür schaffen, um im Ernstfall Starkregen die Schäden so gering wie möglich zu halten.

In den vergangenen Jahren waren Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen von Starkregenereignisse besonders stark betroffen. Bevor sich in Baden-Württemberg ein zweites "Ahrtal" ereignet, haben sich im Hochschwarzwald 24 Städte und Gemeinden in den Landkreisen Calw, Enzkreis und Freudenstadt darauf geeinigt, das Risikomanagement in einem kommunalen Verbund gemeinsam anzugehen. Für das Großprojekt kommen 1,1 Millionen Euro Fördermittel vom Land Baden-Württemberg. Koordiniert wird die Arbeit des Verbundes in Wildberg.

Starkregenereignisse: drei Gründe für die Zusammenarbeit

Andreas Bauer, Fachbereichsleiter Innere Dienste in Wildberg, brennt für das Thema Katastrophenschutz. Kein Wunder: Der Mann ist langjähriger Kommandant der heimischen Feuerwehr. Nicht erst seit dem verheerenden Unwetter im Ahrtal hat Andreas Bauer das Thema auf seiner Agenda: "Mir war schon länger klar, dass wir gemeinsam aktiv werden müssen", erklärt der Fachbereichsleiter und nennt drei Gründe für die Zusammenarbeit: Gemeinsam Synergieeffekte mitnehmen, gemeinsam Fördermittel beantragen und den Maßnahmenkatalog miteinander abstimmen. Leider, sagt Andreas Bauer, wären nicht alle Kommunen mit im Boot, obwohl das wünschenswert gewesen wäre. Dafür gebe es teilweise aber auch gute Gründe: Etwa weil der eigene Planungsstand schon weit fortgeschritten oder bisweilen sogar schon abgeschlossen sei.   

Kommunales Hand in Hand statt jeder für sich

Starkregenereignisse: drei Konzept-Phasen  

Die 24 Städte und Kommunen arbeiten gemeinsam an einer Starkregenrisiko-Konzeption. Auf drei Prozess-Phasen haben sich die Beteiligten verständigt: Zuerst wird eine Gefahrenkarte mit allen topografischen Strukturen erstellt. Diese Karte dient dann als Grundlage für eine detaillierte Risikoanalyse, in der alle Problembereiche im Falle eines Starkregenereignisses benannt werden. Liegt im Weg, den die Wassermassen unter bestimmten Bedingungen nehmen werden, vielleicht ein Altenheim, ein Feuerwehrhaus oder andere, im Ernstfall wesentliche oder besonders schützenswerte Infrastrukturen? Am Ende des Prozesses werden sogenannte Risikosteckbriefe erstellt, aus denen sich wiederum Handlungskonzepte ableiten lassen.

In Wildberg laufen die Fäden zusammen

Andreas Bauer hat den Job als Koordinator gerne übernommen. "Für Anträge zum Beispiel muss immer eine Kommune den Hut aufhaben und das Organisatorische erledigen. Sowohl die Fördersumme vom Land als auch die von uns als Verbund zu tragenden Kosten werden dagegen fein säuberlich aufgeteilt. Maßgeblich sind zu 50 Prozent die Bevölkerungsanteile und zu 50 Prozent die kommunale Fläche." Derzeit läuft noch die Widerspruchsfrist, aber noch in diesem Jahr planen die beteiligten Bürgermeister zusammen mit dem beauftragten Planungsbüro eine erste öffentliche Veranstaltung. Im Frühjahr 2024 sollen dann die Planungen beginnen und bis Anfang 2026 will man Phase drei abgeschlossen haben. Welche Teile der dann ausgearbeiteten Handlungsanleitungen die beteiligten Städte und Gemeinden umsetzen - bleibt jeder Kommune selbst überlassen. Andreas Bauer: "In diesem Bereich können wir als Verbund den Beteiligten natürlich keine Vorgaben machen. Aber sollte es einmal zum Ernstfall bei uns kommen, wird niemand sagen können: Das war ja für uns so gar nicht absehbar."

Risikomanagement? Noch nicht ernst genommen

Generell, sagt Andreas Bauer, sei das Thema in der Politik noch zu wenig angekommen. Seinen Beobachtungen nach geschehe in Sachen Risikomanagement noch zu wenig und oftmals unkoordiniert. Das Thema Prävention sollte in einem gemeinsamen Rahmen vorangestellt werden. Im Nachgang reagieren und oftmals einen Schuldigen zu suchen, bringe einen als Kommune nicht weiter. "In diesem wesentlichen Bereich der Daseinsvorsorge ist aber längst nicht mehr zeitgemäß, wenn jede Kommune ihr eigenes Süppchen kocht. Es kann nicht sein, dass eine Kommune das Risiko von Starkregen falsch einschätzt und nicht oder unangemessen reagiert und eine benachbarte Kommune vielleicht deswegen vermeidbare Schäden verkraften muss." 

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