Wärmepumpe am Haus.
Wer eine Wärmepumpe einbauen will, braucht Strom, um sie zu betreiben.
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Energieversorgung

Wenn Strom nicht mehr für die Stadt ausreicht

Die Stadt Oranienburg fürchtet, dass ihr der Strom ausgeht. Sie genehmigt daher derzeit bis auf Weiteres keine neuen Anschlüsse für Wärmepumpen. Auch die Ladestruktur für Elektro-Fahrzeuge ist betroffen. Ein dramatischer Schritt. Was ist passiert? Und wie wollen die Stadtwerke das Problem beheben? Die Bundesnetzagentur fordert eine rasche Lösung.
Aktualisiert am 17. April 2024

Immer mehr Bürger und Bürgerinnen lassen sich Wärmepumpen in ihre Häuser einbauen und wollen in ihrer Garage ihre E-Autos aufladen. Doch was ist, wenn der Strom ausgeht? In der brandenburgischen Stadt Oranienburg nördlich von Berlin könnte genau das eintreten. Die Stadtwerke Oranienburg GmbH hat die Bürger darüber informiert, dass "ab sofort" in der Oranienburger Innenstadt und im Ortsteil Sachsenhausen keine neuen Hausanschlüsse für Wärmepumpen und für Ladeinfrastruktur mehr genehmigt werden. Denn es fehlt der Strom dafür.

Kein Strom für neue Wärmepumpen und E-Ladeinfrastruktur

Derzeit könnte auch keine höhere Leistung gebucht werden. Auch neue Gewerbe- und Industrieflächen könnten derzeit nicht an das Stromnetz angeschlossen werden. Bestehende Verträge sind von dem Strom-Versorgungsengpass hingegen nicht betroffen, teilten die Stadtwerke Oranienburg den Bürgern mit.

E-Ladestelle in Garage
Viele Hausbesitzer laden ihr E-Auto in der Garage auf. Neue Anschlüsse werden derzeit in Oranienburg nicht genehmigt.

Wie konnte es zum Strom-Stopp für neue Anschlüsse kommen?

"Der Strombedarf unserer Stadt hat sich enorm entwickelt", sagt Bürgermeister Alexander Laesicke. "Schneller, als es vorhergesagt wurde." Dass so viel mehr Strom benötigt wird, habe mehrere Gründe: "Die Wirtschaft wächst stark, es zogen viele Neubürger nach Oranienburg und es wurden verstärkt Wärmepumpen eingebaut."

Stadt kritisiert Netzbetreiber des Umspannwerks

Die Stadtwerke hätten bereits vor über einem Jahr den Betreiber des Umspannnetzwerkes aufgefordert, mehr Kapazitäten bereitzustellen. Doch das sei nicht passiert. Die gravierenden Folgen:  "Die Versorgungsmöglichkeiten der Stadt sind ausgeschöpft", wie der Geschäftsführer der Stadtwerke, Peter Grabowsky, jetzt mitteilen musste.  Er unterstrich: "Wir bedauern diese Entwicklung außerordentlich. Sie ist für alle Beteiligten ärgerlich." Es werde nun gemeinsam mit dem privaten Netzbetreiber mit Hochdruck an einer Zwischenlösung gearbeitet, so der Stadtwerke-Chef in einer Mitteilung, die auf der Homepage der 50.000-Einwohner-Stadt veröffentlicht wurde.

Bundesnetzagentur: "Nicht akzeptabler Zustand"

Über den Kapazitäts-Engpass hat die Stadt neben der Bundesnetzagentur auch die untere Baubehörde des Landkreises Oberhavel informiert. Die Bundesnetzagentur verlangt jetzt, dass die Stromnetzprobleme in Oranienburg so schnell wie möglich behoben werden. Der "nicht akzeptable Zustand" müsse aufgelöst werden, zitiert das Handelsblatt aus einem Schreiben. Der Ausbau oder Anschluss von Wärmepumpen und Wallboxen spiele eine untergeordnete Rolle. Der Bedarf sei vor allem wegen der Industrie, neuem Gewerbe und neuen Baugebieten gestiegen.

Damit genügend Strom fließt - neues Umspannwerk

Die Stadt plant bereits ein neues Umspannwerk. Damit soll die Versorgungssicherheit in Oranienburg gewährleistet werden, das Werk soll voraussichtlich Ende 2026 in Betrieb gehen. Die Stadtverordneten haben jetzt angesichts der aktuellen Lage 13,8 Millionen Euro als Eigenkapitel für den Start aus dem Haushalt bereitgestellt. "Wir müssen schnell Mittel und Wege finden, den Missstand zu beseitigen", betonte Bürgermeister Laesicke. "Sonst könnte in der Kernstadt und in Sachsenhausen in zwei bis drei Jahren nicht mehr gebaut werden."