Immer mehr Kommunen bekommen keinen neuen Stromvertrag
Immer mehr Kommunen bekommen keinen neuen Stromvertrag
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erfolglose Ausschreibungen

Stromvertrag: Anbieter kündigen Kommunen - wo der Strom herkommen soll...

Ersatzversorgung - dieses Wort macht in immer mehr Kommunen in diesen Tagen die Runde. Es geht um die Frage, was eigentlich passiert, wenn sich auf Ausschreibungen kein neuer potentieller Stromanbieter meldet. Oder die Kosten so extrem explodieren, dass neue Millionenlöcher in die kommunalen Haushalte gerissen werden. Einige Fallbeispiele und die Lösungsansätze.

Wolgast ist eine Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern. Bisher hat sie einen Stromvertrag mit einem Anbieter, der zugegeben sehr günstig ist. 4,9 Cent zahlt die Gemeinde bisher für Strom, gut 2 Cent für die Kilowattstunde Gas. Aber nur noch bis zum Ende des Jahres. Dann verzehnfachen sich die Kosten für die 12.000 Einwohner-Stadt auf einen Schlag. Die Kilowattstunde Strom schlägt ab Januar statt mit knapp 5 Cent dann mit knapp 50 Cent zu Buche, beim Gas geht es von 2 auf über 20 Cent nach oben. Die Mehrkosten für die Kommune: Mehr als eine Million Euro im kommenden Jahr. Ein günstigerer Stromvertrag war nicht zu bekommen.

Wenn der Kommune gar kein Stromvertrag angeboten wird

Der Bürgermeister von Wolgast weiß, dass er damit vermutlich noch gut dasteht. Denn andere Kommunen bekommen erst gar kein Angebot bei der Ausschreibung ihrer Stromverträge. Mehrere Bürgermeister im Landkreis Altötting in Bayern etwa können ein Lied davon singen. Auf ihre Ausschreibungen meldete sich niemand. Laut Bayerischem Gemeindetag keine Einzelfälle in Bayern. 

Der Landkreis Augsburg etwa weiß ebenfalls noch nicht, woher im nächsten Jahr der Strom kommen soll. Man suche händeringend nach einem neuen Anbieter, heißt es dort. 

Dort, wo es Angebote gibt, sind diese nicht selten extrem teuer. Die Kommunen in der Ortenau in Baden-Württemberg etwa stellen sich gerade auf massiv steigende Kosten ein. Das E-Werk Mittelbaden hat die Verträge mit Städten und Gemeinden, die zum Jahresende auslaufen, gekündigt. Nun laufen die Ausschreibungen. 

Das Verfahren ist in der Gemeinde Garching in Bayern schon abgeschlossen. Aber mit nicht gerade erfreulichen Ergebnissen. Noch hadert die Gemeinde damit, welchen Stromvertrag sie abschließen wollen. Man sei froh, schon mal nicht in die Ersatzversorgung zu fallen, so Bürgermeister Maik Krieger. Immerhin gebe es Angebote. Aber egal, mit wem die Gemeinde künftig einen Stromliefervertrag abschließen wird: Es wird erheblich teurer. Etwa das Doppelte werde er wohl künftig zahlen müssen, so der Bürgermeister. 

Wenn sich die Kosten für den Stromvertrag vervielfachen...

Wohl eher mit der Fünffachen Summe rechnet derweil der Bürgermeister von Altenstadt in Oberbayern, Andreas Kögl. "Es hat mich aus den Socken gehauen", erklärte er der örtlichen Zeitung, als er die Angebote der Stromanbieter sah. Doch handeln muss er so oder so, denn Ende des Jahres läuft auch bei ihm der Stromvertrag aus. Die Gemeinde wird nun mit dem bisherigen Anbieter einen neuen Vertrag abschließen, dieses Mal ist man aber mit dem erheblich teureren Preis auf zwei Jahre gebunden. 

Ein Schicksal, das nebenan in der Gemeinde Hohenfurch ebenfalls bekannt ist. Dort hat sich der Gemeinderat mit dem künftigen Stromvertrag beschäftigt. Dort ist das Angebot sehr differenziert. Für die Straßenbeleuchtung etwa zahlte die Gemeinde bisher 4,4 Cent je Kilowattstunde. Künftig sind es knapp 26 Cent. Und das ohne Steuern und Abgaben. Brutto kommt die Gemeinde dann auf einen Schnitt von knapp 45 Cent. 236 Prozent mehr, als bisher. 

Nicht jeder kann seine laufenden Verträge kündigen 

Und dann gibt es noch die Gemeinden, die längerfristige Stromverträge abgeschlossen haben. Unter ihnen sind durchaus einige "Gewinner", denn für sie bleibt meist der Preis unverändert. So melden mehrere Kommunen weiter günstige Preise auf dem Niveau des Vorjahres, weil sie entsprechende Verträge haben. Das sieht aber etwa in der Gemeinde Heretsried in Bayern schon wieder anders aus. Dort kann die Kommune den Vertrag offenbar wegen entsprechender Klauseln nicht kündigen. Aber der Preis erhöht sich trotzdem - und das drastisch: Bürgermeister  Heinrich Jäckle zeigte sich in der jüngsten Gemeinderatssitzung jedenfalls schockiert. Die Stromkosten werden sich laut seiner Aussage im kommenden Jahr wohl verdreifachen. Entsprechende Klauseln zur Preisanpassung machen es möglich.