Beim ersten Spatenstich für das neue Gebäude packt auch der Bürgermeister an: Thilo Becker (3.v.l.)mit an.
Beim ersten Spatenstich für das Gebäude packt der Bürgermeister mit an: Thilo Becker (3.v.l.).
© Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen

Energiewende

Energieeffizientes Bauen: neues KfW-Programm

Energieeffiziente Neubauten sind das Gesetz der Stunde. Allerdings: Neue Energiestandards treiben die Baukosten in die Höhe. Eine kleine Verbandsgemeinde in Rheinland-Pfalz nutzt ein neues, vielfach noch unbekanntes KfW-Programm, um die Kosten für ein neues, energieeffizientes Gebäude zu senken. Die Verantwortlichen in Höhr-Grenzhausen haben unterschiedliche Varianten einer modernen Energieversorgung durchrechnen lassen.

Zur Verbandsgemeinde Höhr-Grenzhausen im rheinland-pfälzischen Westerwaldkreis gehören die drei Gemeinden Hilgert, Hillscheid, Kammerforst und die Stadt Höhr-Grenzhausen.  Zusammen zählen sie etwas mehr als 13.500 Einwohner.  Ende 2024 soll in Höhr-Grenzhausen ein Bürogebäude für die Mitarbeiter des kommunalen Versorgungswerkes, inklusive Werkstatt und Lagerflächen entstehen. Die Neubauten sollen energieeffizient sein.

Die Vorzüge des energieeffizienten Hauses: 

  • Module Holzbauweise
  • Photovoltaik-Anlage plus Speicher
  • umweltfreundliche Dämmung
  • Wärmepumpe
  • Wärmerückgewinnung aus dem Serverbereich für Wärme und Warmwasser
  • Dachbegrünung
  • Regenwasserzisternen für die Toilettenspülung

Bürgermeister Thilo Becker erläutert, wie es zu dem Beschluss kam: "Diskussion gab es im Rat eigentlich nur über die Modulbauweise in Holz, aber auch dafür gab es letztendlich eine Mehrheit. Alle anderen Maßnahmen zur Energieeffizienz wurden einhellig begrüßt." Erstaunt habe ihn als Bürgermeister eigentlich nur, dass nach der Ausschreibung des innovativen Projektes mehr als 15 Interessenten die praktische Umsetzung des Projektes übernehmen wollten. "Das zeigt uns, dass der Wandel in der Baubranche angekommen ist. Im Bereich Elektroinstallation und PV-Anlage waren wir dann schon froh, zwei Angebote auf den Tisch zu bekommen." 

Energieeffizientes Bauen - neues Förderprogramm

3,5 Millionen Euro will die Verbandsgemeinde in die Hand nehmen, um das innovative Gebäude hochzuziehen. Mit eingeplant werden konnte ein kleines, noch wenig bekanntes Förderprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), das seit dem 1. März 2023 gültig ist. Das Programm trägt den Titel "Klimafreundliche Neubauten für Nicht-Wohngebäude" (Nr. 499). Demnach können bis zu 12,5 Prozent der errechneten Kosten für einen klimafreundlichen Neubau, der kein Wohnhaus ist, übernommen werden. Immerhin 65.000 Euro flossen auf diesem Weg nach Höhr-Grenzhausen. Bürgermeister Thilo Becker erläutert: "Die restliche Summe wird von der Verbandsgemeinde finanziert - unter anderem durch einen moderaten Anstieg der Wasser- und Abwassergebühren. Eine notwendige Maßnahme, die von der Bevölkerung auch so angenommen wurde." 

So wird das neue Bürogebäude bei Fertigstellung aussehen.

Energieversorgung: Kosten im Vergleich

Vorab haben die Verantwortlichen in Höhr-Grenzhausen unterschiedliche Varianten einer modernen Energieversorgung durchrechnen lassen. Die Investitionskosten im Vergleich:

  • Luft-Wasser-Wärmepumpe: 36.760 Euro
  • Erdwärme / Erdsonde: 120.340 Euro
  • Abwasser-Wärmepumpe: 90.250 Euro

Die Gesamtkostenverlauf der jährlichen Ausgaben im Betrieb für die Dauer von 30 Jahren, ohne Berücksichtigung der PV-Anlage:

  • Luft-Wasser-Wärmepumpen: < 250.000 Euro
  • Erdwärme / Erdsonde: > 350.000 Euro
  • Abwasser-Wärmepumpe: > 300.000 Euro

Energieeffizienz: Es wird nicht immer genügen

Bürgermeister Becker ist froh über jeden Euro, den die Gemeinde ab Januar 2025 nicht für überholte Energieträger wie Gas und Erdöl auf den Tisch legen muss. Allerdings rechnet er damit, dass es Tage geben wird, an denen man trotz PV-Anlage und Speicher Strom wird zukaufen müssen. Auch weil Windkraft im Moment noch nicht zur Verfügung steht. Gute Erfahrungen hat Thilo Becker bereits mit der energetischen Sanierung "seines" Rathauses gemacht. Die Energiekosten konnten im Jahresvergleich um zwei Drittel gesenkt werden. "Problemkinder" bleiben auch in Höhr-Grenzhausen die Schulen. "Um die mehrheitlich alten Gebäude klimaneutral zu bekommen, hilft eigentlich nur, neu zu bauen. Dafür fehlt es derzeit nicht nur an Geldern, sondern auch an Planungspersonal", sagt der Bürgermeister. 

Eine Herausforderung: die Altlasten

Bevor im Juni diesen Jahres der erste Spatenstrich für das neue Effizienzhaus erfolgen konnte, mussten in Höhr-Grenzhausen die Bagger rollen. Unter anderem musste das Erdreich von Bleirückständen gesäubert und Kampfmittelfreiheit hergestellt werden. Jetzt aber soll es losgehen. Bürgermeister Thilo Becker hofft, dass die Handwerker den Zeitplan einhalten können und im Vorfeld sauber gearbeitet wurde. "Bei dieser Bauweise können schon kleine Abweichungen von 30 Zentimetern dazu führen, dass die Entwässerung zum Beispiel nicht mehr funktioniert. Aber wir sind zuversichtlich, dass die Planungen solide gewesen sind." 

 

Fotocredits: Architekturbüro Fischer Kuhn Partner