Ehrenamt
Situation der Bürgermeister: "Das macht natürlich was mit einem"
Im Juni werden bei den Kommunalwahlen in 9 Bundesländern auch wieder zahlreiche Bürgermeister neu gewählt. Vor allem in Rheinland-Pfalz mit seinen vielen sehr kleinen Kommunen ist das eine Herausforderung. Immer wieder kam es - nicht nur im Südwesten - in den vergangenen Monaten zur Rücktritten von Bürgermeistern, die entnervt aufgegeben haben. Häufigster Grund: "Wir können nichts mehr gestalten", so die Aussagen mehrerer Bürgermeister.
Hintergrund sind fehlenden Finanzen, Fördertöpfe, mit denen man nur das anschaffen kann, was gerade gefördert, nicht aber das, was gerade besonders dringend gebraucht wird und mehrere Tausend Kommunen, die sogar "zu arm für Fördergelder" sind.
Worunter Bürgermeister leiden
Aber auch die überbordende Bürokratie macht immer mehr Bürgermeistern massiv zu schaffen. „Wir mussten für den Förderantrag 1.000 Seiten Unterlagen einscannen und die Dateien in Portionen von 10 MB an die Förderbank schicken. Dafür steht ein Mitarbeiter einen ganzen Tag am Scanner. Die Personal- und Verwaltungskosten nur für den Antrag lagen bei 10.000 Euro“, berichtet etwa einer der zurückgetretenen Bürgermeister, Jochen Fetzer aus Baden-Württemberg.
Und nicht zuletzt ist die Verrohung der Sprache immer häufiger ein Grund für Bürgermeister, das Handtuch zu werfen. „Im Dezember war in Markt Schwaben an einem Abend viel Schnee gefallen, bis zum nächsten Morgen konnten wir nicht alle Nebenstraßen vom Schnee befreien“, so der in Bayern im März zurückgetretene Bürgermeister Michael Stolze. Die Folge: Bürgermeister und Mitarbeiter des Bauhofes mussten sich wüsten Beschimpfungen aussetzen.
Das ZDF Heute Journal hat sich am vergangenen Donnerstag dem Thema angenommen und als "Titelgeschichte" gebracht. Als Experte bei Marietta Slomka zu Gast: Unser Chefredakteur Christian Erhardt-Maciejewski. Wie er die Situation einordnet und was aus seiner Sicht passiert, wenn sich nicht mehr genügend Freiwillige finden, hat er in der Sendung in deutlichen Worten geschildert.
Sehen Sie das Interview noch einmal komplett (knapp 5 Minuten) - Link zu Youtube: