Hochwasserschutz
Hochwasserschutz muss nicht teuer sein.
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Expertentipps

So schützen sich Kommunen vor Hochwasser

Seit der Katastrophe im Ahrtal wird viel über Hochwasserschutz geredet. Doch konkrete Maßnahmen gibt es bisher nur in wenigen Kommunen, von den betroffenen Regionen mal abgesehen. Dabei sind viele Maßnahmen gar nicht teuer, erläutert Timo Heinisch, Professor an der IU Internationale Hochschule, im KOMMUNAL-Gastbeitrag. Sechs besonders wichtige Ratschläge des Experten.

Bürger informieren

Kommunikation ist ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor, wenn es darum geht, den Hochwasserschutz umzusetzen. Denn bei vielen Maßnahmen sind private Eigentümer betroffen und viele Amtsstellen sitzen im Boot. Wer früh auf Bürgerbeteiligung setzt, kann Zustimmung gewinnen und so Projekte beschleunigen.

Gefahrenkarten nutzen

Hochwassergefahrenkarten werden von den jeweiligen Behörden der Länder laufend nachgeführt und sind für jeden online verfügbar. Die dort erfassten Risiken basieren zwar auf Erfahrungen der Vergangenheit, doch unrealistisch sind sie deshalb nicht. Auf den Hochwasserkarten können die Kommunen die regionalen Risiken identifizieren , aber Achtung: Regionale Details sind häufig darin noch nicht berücksichtigt.

Renaturierung vorantreiben

Über Renaturierungsprojekte können Sie Wasserläufe verbreitern und ökologisch aufgewerten. Die Ergebnisse gefallen den Bürgern und können als Erholungsflächen dienen. Jeder Bauingenieur, der an der IU Internationale Hochschule studiert, hat von den Maßnahmen gehört und kann helfen.

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Technische Schutzvorrichtungen

Kann eine Kommune natürliche Rückhalteflächen nicht aktivieren, kann der Rückhalt von Wasser auch technisch geschaffen werden – etwa durch künstliche Rückhaltebecken, die oft durch Dammbau entstehen. Die technischen Schutzvorrichtungen umfassen beispielsweise auch Ufermauern oder Umleitungen.

Geld beantragen

Hilfen kommen von den Ländern und dem Bund. Manche Länder wie Baden-Württemberg berücksichtigen hierbei teilweise das Verhältnis von Kosten und Nutzen: Wenn der erwartbare Schaden kleiner ist als die Projektkosten eines Hochwasserschutzes, wird eventuell ein geringer Schutzgrad erstellt, der jedoch wirtschaftlich ist. In Bayern sollen alle Siedlungen den gleichen Schutz bekommen.

Vorhandene Flächen nutzen

Überflutungskarten zeigen, welche Flächen der Kommune als natürlicher Rückhalt für das Hochwasser genutzt werden können. Oft können etwa Auenwälder, Muldenflächen oder landwirtschaftliche Flächen als natürliche Rückhalteflächen dienen. Die Überflutungskarten werden deutschlandweit regelmäßig aktualisiert.

Timo Heinisch ist Professor an der IU Internationale Hochschule.