Hier gibt es bereits starke Bürgermeisterinnen, die mit Vorurteilen aufräumen und anderen Frauen Mut machen!
Hier gibt es bereits starke Bürgermeisterinnen, die mit Vorurteilen aufräumen und anderen Frauen Mut machen!
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Frauenwahlrecht: Wo bleiben die Bürgermeisterinnen?

100 Jahre Frauenwahlrecht – Während Frauen nicht weniger wählen gehen als Männer, lassen sie sich deutlich seltener wählen. In der Kommunalpolitik ist das besonders deutlich: Nicht einmal zehn Prozent der Bürgermeisterposten sind mit Frauen besetzt. Deshalb hat sich KOMMUNAL auf die Suche gemacht nach guten Vorbildern für die Bürgermeisterinnen von morgen.

Will man sich mit Bürgermeisterinnen zusammensetzen und mit ihnen über ihre Erfahrungen in der Kommunalpolitik sprechen, findet man schnell Landesverbände, in denen sich Bürgermeisterinnen organisieren. So zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft „Frauen führen Kommunen“ des Bayerischen Gemeindetages. Die Arbeitsgemeinschaft wurde 2016 gegründet, hält regelmäßige Treffen ab und stößt gemeinsame Projekte an.

Annika Popp ist Bürgermeisterin von Leupoldsgrün

Ein Mitglied von „Frauen führen Kommunen“ ist Annika Popp. Seit vier Jahren ist sie Bürgermeisterin der Gemeinde Leupoldsgrün. In der Gemeinde engagiert war sie schon immer. Erst in der Kirchengemeinde, dann in der Kommunalpolitik. Als sie sich dann um den Bürgermeisterposten gegen zwei männliche Konkurrenten bewarb, hatten viele nicht an sie geglaubt, erzählt Popp. „Ich war eine Frau und auch noch jung. Das hat viele überfordert“, erinnert sie sich. Durchsetzen konnte sie sich trotzdem gegen ihre Mitbewerber. Warum sie den Posten haben wollte? „Das Schlimmste sind Leute, die meckern, aber nicht mit anpacken. Ich finde, man soll entweder selbst Verantwortung übernehmen oder den Mund halten.“ Als Bürgermeisterin ist ihr Berufsalltag der, einer Frau unter vielen Männern. Nicht selten wird Popp als einzige Frau fürs Foto in die Mitte geholt. „Man ist manchmal schon eine kleine Attraktion“, sagt Popp. „Aber wenn man zeigt, dass man etwas kann, dann wird man schnell respektiert. Wir Frauen müssen immer erst den Berg rauf und uns beweisen, bevor wir richtig anerkannt werden.“ Sei man dann mal oben angekommen, spiele das Geschlecht keine Rolle mehr.

Birgit Kreß ist Bürgermeisterin von Markt Erlbach

Diese Erfahrung hat auch Birgit Kreß gemacht. Die Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Markt Erlbach sieht die Unterschiede im Verhalten und im Führungsstil eher persönlichkeits- denn geschlechtsabhängig. Im besten Falle sollte „jeder das machen, was er gut kann – geschlechterunabhängig“. Auch Kreß war schon früh in der Gemeinde engagiert und wurde 2008 zur Bürgermeisterin gewählt. In ihrem Arbeitsalltag pflegt Kreß einen intensiven Austausch mit Frauen und Männern gleichermaßen. Sie erlebt die Atmosphäre in Markt Erlbach als sehr progressiv. Doch auch sie trifft immer wieder auf veraltete Rollenbilder. „Wenn ich forsch auftrete und meine Meinung kund tue, wird mir das schnell negativ ausgelegt“, sagt Kreß. Bei ihren männlichen Kollegen gelte das hingegen als ganz normal.

Doch was muss sich tun, damit Frauen in der Kommunalpolitik weniger Vorurteilen ausgesetzt sind? Um diese Zuschreibungen zu ändern, bedarf es laut Kreß einer gezielten und umfassenden Nachwuchsförderung, die schon im Kindesalter beginnen müsse. So sagt Kreß: „Mädchen werden oft nicht so darauf vorbereitet, auch mal bestimmt und fordernd aufzutreten. Bescheidenheit ist eine schöne Zier, aber bringt einen im Zweifelsfall nicht weiter. Man sollte lernen, zu seiner Meinung zu stehen. Man kann nicht Everybody‘s Darling sein.“ Umso mehr ist es ihr ein Anliegen, das Amt der Bürgermeisterin in die Öffentlichkeit zu tragen und Mädchen und Frauen Mut zu machen: „Macht einfach einen Schritt und zaudert nicht zu viel!“