Senior am Handy
Gerade ältere Menschen kämpfen manchmal mit der Bedienung der digitalen Geräte - digitale Beratungstheken sollen helfen.
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Medien

Digitale Beratung an der Theke

Im Rahmen des Projektes „zusammen digital“ eröffnen in 30 bayerischen Kommunen Theken. Dort gibt es kein Bier, sondern digitales Know How. Über ein vielversprechendes Projekt.

„Ich hätt’ da mal ne Frage“, das ist laut Lambert Zumbrägel häufig der erste Satz, wenn sich Menschen mit dem Handy in der Hand hilfesuchend den Mitarbeitern nähern. Zumbrägel ist Medienpädagoge an der Stadtbücherei in Würzburg und zuständig für den Einsatz digitaler Medien. Bald wird dort auch eine digitale Beratungstheke eröffnet werden, gefördert vom Projekt „zusammen digital“, und gedacht als niedrigschwellige Anlaufstelle für all jene, die unsicher sind im Umgang mit den digitalen Geräten.

„zusammen digital“ – Beratung für digitale Einsteiger

Würzburg ist eine von 30 Kommunen, die im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales geförderten Projekts „zusammen digital“ derartige Beratungstheken einrichten, um digitalen Einsteigern Hilfe bei allen möglichen Alltagsfragen rund um die Themen Internet und Smartphone zu bieten. Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr angelegt und kann bei Bedarf um ein Jahr verlängert werden. Ergänzend zum Fördergeld in Höhe von 6.000 Euro erhält die Kommune eine externe Beratung durch das JFF – Institut für Medienpädagogik.

Digitale Medienkompetenz

In Würzburg beschäftigt man sich in der Stadtbücherei schon seit einiger Zeit mit dem Einsatz und den Chancen digitaler Medien. Seit der Pandemie sind diese noch einmal stärker in den Fokus gerückt. So stellt Zumbrägel fest: „Die Erfahrung der Pandemie macht es uns heute leichter zu erklären, warum es Sinn macht und im wahrsten Sinn des Wortes not-wendig sein kann, digital aufgestellt und vernetzt zu sein“. So sei das Bewusstsein für die Bedeutung der digitalen Tools eindeutig gewachsen, nicht zuletzt durch die Erfahrungen mit den Corona-QR-Codes oder Videokonferenzen während der Pandemiezeit.

Stadtbücherei Würzburg als digitaler Lernort

Die digitale Beratungstheke soll in Würzburg integriert werden in einem Programm, das unter dem Titel „Level3 - Digitalisierung begreifbar machen“ bereits im Entstehen ist. Dabei handelt es sich um einen Bildungs-, Lern und Erfahrungsraum, in dem vom 3D-Drucker und –Scanner über den Lasercutter, Plotter bis hin zu VR-Brillen eine breite Auswahl an Medientechnik für alle Interessierten bereit stehen wird, begleitet durch Workshops, Einführungen, Aktionstage und Projekten für alle Altersstufen.

moderne Technologie
Moderne Medientechnik ergänzt in Zukunft das Angebot der Stadtbücherei in Würzburg.

Bürger helfen Bürgern

„‘zusammen digital‘ passt sehr gut zu unserem Ansatz, dass Bürger Bürgern helfen“, sagt Zumbrägel. So sei die Grundidee der digitalen Beratungstheke, dass junge und kundige Nutzer digitaler Medien Älteren bei der Benutzung ihres Smartphones oder Tablets helfen. In Würzburg soll es in Zukunft einen festen Tag pro Woche geben, an dem in einem bestimmten Zeitfenster drei bis vier junge Helfer an der Theke bereit stehen, um alle Fragen rund um die Bedienung der Gerätschaften zu beantworten. „Die digitale Beratungstheke ist ein niedrigschwelliges Vor-Ort-Angebot, um ganz praktische Probleme zu lösen“, so der Medienpädagoge. Könne eine Frage nicht gleich beantwortet werden, wird sie ins Team weitergegeben und recherchiert, damit die Helfer beim nächsten Öffnungstermin weiterhelfen können.

Praktische Hürden

Ob es um die Nutzung von Online-Banking geht, um die Buchung eines Zugtickets, die Installation einer App oder die Durchführung von Updates – für unerfahrene Nutzer sind die Herausforderungen im Umgang mit ihrem Smartphone oder Tablet vielfältig und betreffen häufig die ältere Generation, wie Zumbrägel aus Erfahrung weiß. „Der Bedarf ist definitiv da. Uns haben in der Vergangenheit sehr viele Seniorenanfragen erreicht“, so der Berater, und Angebote zu entsprechenden Themen seien sofort ausgebucht gewesen. „Die Menschen sind sehr dankbar, wenn sie irgendwo vorbeikommen können“, sagt Zumbrägel. Die eigenen Kinder und Enkel seien oft nicht so geduldig beim Erklären, gleichzeitig könnten viele Probleme mit simplen Erklärungen gelöst werden. „In den meisten Fällen geht es um Fragen, die man einfach beantworten und lösen kann“, so Zumbrägel, Sicherheitsfragen etwa oder Wege der Datensicherung. Das größte Hindernis sei hier nicht selten eine große Angst vor der digitalen Welt und so gehe es bei der digitalen Beratungstheke nicht nur um die Vermittlung von technischem Knowhow, sondern oft auch darum, grundsätzliche Ängste zu nehmen.

Ehrenamtliche gesucht

Aktuell sucht die Stadtbücherei Würzburg nach jungen Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren, die anderen Menschen ehrenamtlich Hilfestellungen am Smartphone und Tablet geben möchten. Letztlich soll es ein Team von 8 bis 10 Jugendlichen geben, die abwechselnd für ein paar Stunden pro Woche digitale Anfänger beraten. Spezielles Fachwissen wird hierfür laut Zumbrägel nicht benötigt, vielmehr reiche es aus, keine Angst vor Fremden zu haben und das eigene Smartphone gut bedienen zu können. Ergänzend erhalten die Helfer eine 8-stündige Ausbildung, bei der es insbesondere darum geht, sich in das Gegenüber einzufühlen. „Für viele Senioren ist die digitale Welt komplettes Neuland, sie denken anders und lernen anders“, so Zumbrägel. Hier sei es wichtig, Verständnis zu zeigen und die Senioren in Folge dabei zu begleiten, ihr Smartphone selbst bedienen zu lernen.

Beratungstheke  wird eröffnet

Noch läuft die Suche nach ehrenamtlichen Helfern, am 16. Juni soll die Theke dann anlässlich des bundesweiten Digitaltags zum ersten Mal geöffnet werden. Der richtige Start ist laut Zumbrägel für September geplant, mittelfristig soll das Angebot verstetigt werden. „In unserer immer schnelleren digitalen Welt geht es darum, alle Menschen mitzunehmen“, so der Medienpädagoge. Für die jungen Helfer könne der Einsatz an der digitalen Beratungstheke dabei eine besondere Erfahrung sein: „Die Dankbarkeit der Menschen ist riesig und man kann hier sehr schnell viel Gutes tun“.

Fotocredits: Stadtbücherei Würzburg