Stadtansicht Aalen
Aalen - ein beliebter Wohnort. Damit ausreichend bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist, wurde das "Aalener Modell" entwickelt.
© Stadt Aalen

Förderung

Erfolgreiches Modell für mehr bezahlbare Wohnungen

In Aalen wurde ein Modell entwickelt, um für mehr Wohnraum zu sorgen: bezahlbar, nachhaltig und sozial. Über ein nachahmenswertes Programm.

Was hilft gegen Leerstand und Wohnungsnot und wie kann dafür gesorgt werden, dass ausreichend bezahlbarer Wohnraum für alle Bürger vorhanden ist? In Aalen hat man auf diese Fragen mit einem mehrteiligen Modell geantwortet, das bereits seit sechs Jahren läuft und stetig weiter verfeinert wurde. Mit Erfolg. Zwar ist das Grundthema nicht vom Tisch, aber das Angebot an Wohnraum ist deutlich gestiegen, wie Bürgermeister Frederick Brütting feststellt.

Die drei Säulen des Aalener Modells

Als der Aalener Gemeinderat 2016 das „Aalener Modell“ beschlossen hat, beinhaltete diese insbesondere die Bezuschussung für den Bau von Sozialwohnungen. Mittlerweile wurde das Modell von der Stadt in Zusammenarbeit mit der Wohnungsbau Aalen deutlich ausgeweitet und umfasst nun drei Säulen, konkret eine Quote zur Schaffung von gefördertem Wohnraum, Sanierungszuschüsse für leerstehenden Wohnraum und – neu hinzugekommen - die Akquise leerstehender Wohnungen.

Geförderter Wohnungsbau – mit Quote

Schon 2017 wurde vom Gemeinderat eine Quote von 25 Prozent festgelegt, die zur Folge hat, dass ein Viertel aller neu errichteten Wohnungen als geförderter Wohnraum erstellt werden müssen. Im Oktober 2022 wurde diese Quote noch einmal erhöht. So liegt die allgemeine Quote nun bei 30 Prozent, die Stadt selbst orientiert sich für die Wohnungsbau Aalen sogar an einer Quote von 35 Prozent. In der Praxis bedeutet das: Die Bauherren erhalten Fördergelder von Land und Gemeinden, dafür unterliegen die von ihnen geschaffenen Wohnungen einer Belegungs- und Mietpreisbindung. Die derart gebundenen Wohnungen dürfen in Folge nur an Wohnungssuchende überlassen werden, die einen Wohnberechtigungsschein vorweisen können. Aus Sicht des Bürgermeisters war dieser Schritt entscheidend. „Von alleine passiert hier nichts, die Quote war extrem wichtig. Seither ist die Zahl der verfügbaren Wohnungen stark angestiegen“, so Brütting.

Quote in Aalen
Die Wohnungsbau Aalen GmbH bietet mittlerweile 35 Prozent der Wohnungen mietpreisgebunden an.

Sanierung leerstehender Gebäude

Neubau ist nur ein Weg – deutlich nachhaltiger und effizienter ist die Nutzung bereits vorhandener Gebäude. Deshalb hat sich die Stadt Aalen im Rahmen ihres Handlungsprogramms auch der Sanierung leerstehender Räumlichkeiten gewidmet und eigene städtische Fördergelder hierfür bereitgestellt. Voraussetzung für eine Förderung: Wohnungen, die auf diese Weise saniert werden, müssen von den Eigentümern mindestens 10 Jahre lang 33 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete an Personen mit Wohnberechtigungsschein vermietet werden. Was den konkreten finanziellen Rahmen anbelangt, ist je nach Wohnungsgröße und Dauer der Mietpreisbindung ein städtischer Sanierungszuschuss von bis zu 25.000 Euro möglich, parallel dazu können Fördergelder des Landes Baden-Württemberg beantragt werden.

Akquise von Wohnraum

Nicht jeder Leerstand ist dem Sanierungsbedarf geschuldet, vielmehr gibt es zahlreiche leerstehende Wohnungen, die sofort genutzt werden könnten und dennoch nicht auf dem Mietmarkt angeboten werden. Die Gründe hierfür sind vielfältig; das Resultat aber ist ein ungenutztes Potenzial an Wohnraum. Im Rahmen des „Aalener Modells“ wurde deshalb ein Ansatz entwickelt, um dieses gezielt auszuschöpfen. Die Idee: Die Wohnungsbau Aalen mietet den bezugsfertigen Wohnraum von den Eigentümern an und vermittelt interessierte Mieter. Diese erhalten zunächst für drei Jahre einen Untermietervertrag bei der Wohnungsbau. Den Eigentümern bietet das Unternehmen für diese Zeit eine Mietgarantie. Den Mietern wiederum stehen die Mitarbeiter der Wohnungsbau Aalen als Ansprechpartner zur Verfügung und beraten bei Problemfällen. Letztlich ist nach Ablauf der Dreijahresfrist ein direkter Mietvertrag zwischen den Eigentümern und den Mietern das Ziel. „Dieser Ansatz bewährt sich sehr“, sagt Brütting, und alle Seiten würden davon profitieren.

Leerstand Aalen
Aktion gegen den Leerstand von vermietbaren Wohnungen

Als dauerhaftes Projekt geplant

Auch wenn die verschiedenen Maßnahmen des „Aalener Modells“ laut Brütting eine deutliche Wirkung zeigen, ist kein Ende in Sicht. „Je mehr Wohnraum wir haben, desto mehr Zuzug haben wir – von daher ist das ein Thema, das nie abgeschlossen sein wird“, so der Bürgermeister. Dabei sei das Thema Wohnraum zwar „etwas undankbar, aber extrem wichtig“. Was sich in Aalen hierbei besonders bewährt hat, ist die Vernetzung mit dem städtischen Unternehmen Wohnungsbau Aalen. „Wenn man den Wohnungsbau ausschließlich Investoren überlässt, funktioniert das nicht. Man muss als Kommune selbst im Wohnungsbau aktiv werden“, sagt Brütting. Dies sei in Form einer Wohnungsbaugesellschaft auch schon bei kleinen Kommunen möglich und in Aalen der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung des Handlungsprogramms gewesen.

OB Aalen
Aalens Oberbürgermeister Frederick Brütting

Fotocredits: Stadt Aalen