Noch mehr Schwimmbäder vor dem Aus
Deutschland, deine Schwimmbäder. Die meisten stammen noch aus der Wirtschaftswunderzeit und so manches Bad ist technisch auch genau in der Zeit stehengeblieben. Auf 14 Milliarden Euro schätzen Experten den Sanierungsstau allein bei den öffentlichen Schwimmbädern in Deutschland. Auffallend ist: Ausgerechnet im verhältnismäßig "reichen" Bayern wird besonders häufig der Stöpsel gezogen. In den vergangenen 12 Jahren wurden schon 60 Freibäder geschlossen. Jetzt aber nimmt das Freibadsterben ein nie dagewesenes Ausmaß an. Allein in diesem Sommer traf es 16 Freibäder - sie haben einfach nicht wieder eröffnet. Stark betroffen außerdem: Nordrhein-Westfalen. Dort machten 11 Freibäder in diesem Sommer nicht wieder auf. Bundesweit betroffen: 175 Schwimmbäder, davon 62 Freibäder. Allein in Bayern stehen aber mindestens 40 weitere Bäder kurz vor dem Aus, bundesweit fast doppelt so viele.
Schwimmbäder sind fast immer ein Zuschussbetrieb
Im Schnitt decken Schwimmbäder in Deutschland nach Angaben des Städte- und Gemeindebundes nur etwa ein Drittel der Gesamtkosten. Freibäder sind besonders defizitär weil sie - je nach Wetterlage - nur wenige Monate im Jahr geöffnet haben. Die nackten Zahlen: Deckungsgrad der Freibäder im Schnitt 27 Prozent, Deckungsgrad des Hallenbades gut 30 Prozent und Deckungsgrad eines Freizeitbades immerhin rund 83 Prozent - bei allerdings auch insgesamt deutlich höheren Kosten.
Neben der interkommunalen Zusammenarbeit sind auch Kooperationen mit Erlebnisbädern möglich, damit Schulschwimmen möglich wird.
Schwimmbäder könnten wirtschaftlicher sein
Ansätze in den Kommunen, Schwimmbäder wirtscahftlicher zu gestalten, gibt es viele. Etwa dass eine Gemeinde das sanierungsbedürftige Schwimmbad schließt, die andere es dafür saniert und ein unentgeltlicher Schwimmbadbus zwischen den Gemeinden pendelt. Neben dieser interkommunalen Kooperation sind auch Kooperationen mit Erlebnisbädern, die häufig von Privaten betrieben werden, möglich. Auch Bäder als Genossenschaften gibt es in Deutschland. Zudem sind die Möglichkeiten von ÖPP Modellen ebenso wenig ausgeschöpft wie etwa die Erhöhung von Einnahmen aus Nebenbetrieben wie Gastronomie, Sauna oder Sonderveranstaltungen. Wirtschaftlich ist also durchaus Luft nach oben.
Schwimmunterricht muss gestärkt werden
Seit Jahren fordern wir auch bei KOMMUNAL immer wieder, den Schwimmunterricht zu stärken. Bereits im Jahr 2015 hatten wir einen Gastbeitrag abgedruckt, der konkrete Maßnahmen vorschlug. Hier ein Auszug aus dem Beitrag von Uwe Lübking, Beigeordneter beim Städte- und Gemeindebund:
Schwimmen ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Bildungsauftrages. Damit wird zugleich deutlich, dass die Verantwortlichen der Bildung gefordert sind. Das sind sicher die Kommunen als Schulträger, das ist aber auch das Land, welches die internen Schulangelegenheiten verantwortet. Das sind aber natürlich auch die Eltern und die Vereine und Initiativen, die sich im Bildungsbereich engagieren. Notwendig sindabgestimmte Gesamtkonzepten, die die schwächelnde Schwimmkompetenz fördern und sichern.