Die Grundsteuer steigt in vielen Kommunen - aber nicht alle erhöhen die Kosten für Eigenheimbesitzer und Mieter
Die Grundsteuer steigt in vielen Kommunen - aber nicht alle erhöhen die Kosten für Eigenheimbesitzer und Mieter
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Corona-Folgen

Grundsteuer: Welche Kommunen zur Erhöhung gezwungen sind, wo die Steuern sogar sinken

Sie ist und bleibt eine der wichtigsten Einnahmequellen der Kommunen: Die Grundsteuer. 14,7 Milliarden Euro Einnahmen hat die Steuer auf bebaute und unbebaute Grundstücke im vergangenen Jahr in die Kassen gespült. In die Summe ist die Grundsteuer A für land- und forstwirtschaftliche Grundstücke bereits mit eingerechnet. Die Zahlen stammen aus einer neuen Analyse des Beruntungsunternehmens EY.

Die Grundsteuer B ist eine der wenigen Einnahmen, die jede Kommune stark selbst steuern kann. Und so sind die regionalen Unterschiede sehr hoch und geben ein gutes Bild darüber ab, in welchen Regionen die finanzielle Sorge der Kommunen besonders hoch ist. Denn es fällt auf, dass von den 50 Kommunen mit dem höchsten Steuersatz für die Grundsteuer immerhin 32 in Nordrhein-Westfalen liegen. Und Corona tut da sein übriges. Denn die Studie zeigt, dass die regionalen Unterschiede im Corona-Jahr 2000 noch einmal deutlich gestiegen sind. Gleichzeitig gibt es auch Städte und Gemeinden, die gar keine Grundsteuer erheben und somit ihre Eigentümer und die Mieter gar nicht zur Kasse bitten. 

Hier ist die Grundsteuer sogar gesunken 

Auch hier ist NRW durchaus Spitzenreiter. Denn mehr als 5 Prozent der Kommunen im flächenreichsten Bundesland haben die Grundsteuer im vergangenen Jahr gesenkt. Es folgt das Bundesland Hessen, hier haben 2 Prozent der Kommunen den Hebesatz gesenkt. In allen anderen Bundesländern gab es nur sehr vereinzelte Kommunen, in denen Eigentümer und Mieter einen niedrigeren Hebesatz als in den Vorjahren zahlen mussten. Hier lag der Anteil derjenigen, die die Hebesätze reduziert haben, unter einem Prozent. 

Allerdings kommt es hier natürlich auch sehr auf das vorherige Preisniveau an. In Brandenburg etwa sind die durchschnittlichen Kosten pro Eigentümer aus der Grundsteuer B besonders niedrig - statistisch zahlt jeder Einwohner hier 108 Euro im Jahr. Zum Vergleich: In Bremen sind es über 300 Euro. Auch die anderen Stadtstaaten Berlin und Hamburg bitten ihre Bürger besonders stark zur Kasse (230 bzw. 260 Euro im Jahr). NRW liegt da mit einem statistischen Wert von 212 Euro an vierter Stelle, ist aber weiter das teuerste Flächenbundesland. Es folgen Hessen und Niedersachsen, beide Bundesländer haben im Schnitt Sätze, die über die Bundesdurchschnitt liegen. Die durchschnittliche Steuerbelastung aus der Grundsteuer B je Einwohner liegt in Deutschland pro Einwohner bei 172 Euro.  Die niedrigsten Sätze haben nach Brandenburg die anderen ostdeutschen Bundesländer Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Voropmmern (111-115 Euro). In Mecklenburg-Vorpommern jedoch ist die Zahl der Kommunen, die die Hebesätze im vergangenen Jahr angehoben haben, besonders hoch. Jede vierte Kommune hat - auf niedrigem Niveau - die Steuerbelastung erhöht. 

So wird die Grundsteuer berechnet - die Grundlagen 

Die Grundsteuer ist ein prozentualer Aufschlag, den jede Gemeinde selbst festlegt. Zahlen muss sie jeder, der ein Grundstück besitzt, egal ob ein Haus darauf steht oder nicht. Aber auch Mieter werden indirekt beteiligt, denn der Besitzer kann die Grundsteuer auf die Nebenkosten der Miete umlegen. Sozialverbände und Mieterschutzbund kritisieren die Möglichkeit der Umlegung seit vielen Jahren, jedoch erfolglos. Trotzdem wird es bald eine grundlegende Änderung bei der Berechnung der Grundsteuer geben. Denn das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass die Steuer neu berechnet werden muss. Hintergrund ist, dass die Finanzämter mit Werten aus den Jahren 1935 und 1964 rechnen und von diesen Werten die Steuersätze abgeleitet werden. Das sei völlig veraltet, hatte das Gericht geurteilt. Künftig soll sich die neue Berechnung am Wert des Bodens, einer statistisch ermittelten Kaltmiete, an der Grundstücksfläche, der Wohnfläche und dem Zustand des Gebäudes (Altbau oder Neubau) richten. Diese Daten werden dann künftig mit den Hebesätzen der Kommunen verrechnet.

Grundsteuer

Das Modell, das Finanzminister Scholz vorgelegt hatte, stösst aber in einigen Bundesländern auf massive Kritik. Daher haben die Länder die Möglichkeit bekommen, von der komplizierten Berechnungsmethode abzuweichen und eigene Systeme aufzulegen. Die neuen Regeln werden in einigen Bundesländern gerade noch im Details erstellt - ab dem Jahr 2025 gelten die neuen Berechnungsmethoden dann. 

Aktuell können Eigenheimbesitzer mit folgender Formel arbeiten: 

Einheitswerk X Grundsteuermesszahl X Hebesatz = Jahresgrundsteuer. 

Diese Kommunen haben die höchsten Grundsteuer-Hebesätze 

Die Stadt Lautertal im Odenwald in Hessen ist Spitzenreiter in Sachen Grundsteuer B- Hebesatz. Die gut 7000 Einwohner der Gemeinde zahlen (als einzige in Deutschland) einen Hebesatz von knapp über 1000 Prozent. Nur knapp darunter liegt Offenbach am Main, ebenfalls in Hessen mit einem Hebesatz von 995 Prozent. Auch die Plätze drei und vier gehen übrigens nach Hessen, nämlich nach Nauheim und Ringgau. Auf den Plätzen 5 bis 10 folgen 4 Städte aus NRW (Bergneustadt, Hürtgenwald, Bönen und Altena) sowie zwei weitere Kommunen aus Hessen. Insgesamt haben im Corona-Jahr übrigens knapp 10 Prozent der Kommunen ihre Hebesätze erhöht, die große Mehrheit von 89 Prozent hat sie aber nicht angetastet. Ein Prozent der Kommunen hat Anpassungen nach unten vorgenommen. 13 Gemeinden in Deutschland erheben übrigens gar keine Grundsteuer. 

So wird sich die Grundsteuer weiter entwickeln

Die Studienmacher von EY haben auch eine Prognose gewagt, wie sich die Grundsteuer in den kommenden Jahren entwickeln wird. Sie sind überzeugt, dass finanziell schwache Regionen auch künftig die Steuer weiter erhöhen werden. Sie kritisieren, dass es sich um die Regionen handelt, in denen gleichzeitig aufgrund knapper Kassen häufig die Leistungen reduziert würden. Doch allzuviele alternative Möglichkeiten, die Einnahmesituation zu verbessern, hätten die Kommunen gar nicht. Wer nicht wolle, dass wichtige Gewerbesteuerzahler abwandern, werde zunächst die Grundsteuer heraufsetzen, heißt es in der Studie.