Wie hat sich die regionale Wirtschaftskraft in den Landkreisen entwickelt - ein spannender Vergleich
Wie hat sich die regionale Wirtschaftskraft in den Landkreisen entwickelt - ein spannender Vergleich
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Wachstums-Ranking

Regionale Wirtschaftsentwicklung: So schneidet ihr Landkreis ab

Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner ist in Deutschland seit dem Jahr 2011 um 29 Prozent gewachsen. Allerdings ist auffallend, wie stark diese Zahl schwankt, vergleicht man die einzelnen Landkreise und kreisfreien Städte miteinander. Und auch, wenn man es in reale Euro umrechnet, sind die Unterschiede weiter enorm. Das BIP je Einwohner liegt im Durchschnitt bei gut 43.000 Euro. Am unteren Ende der Skala sind es jedoch nur gut 17.000 Euro am oberen Ende fast 160.000. Ein spannender Landkreis-Vergleich.

Die regionale Wirtschaftsentwicklung vollzieht sich inzwischen nicht mehr zwischen Ost- und West. Das zeigt ein Vergleich der Wirtschaftsstärke in Deutschland anhand der rund 400 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland, das die Tageszeitung Welt veröffentlicht hat. Hintergrund sind Zahlen der statistischen Ämter. Spannend ist vor allem der Vergleich, um wie viel Prozent sich das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner seit dem Jahr 2011 verändert hat. Die beste Entwicklung der Wirtschaftskraft hat demnach zwar eine Großstadt, bisher wenig beachtete Landkreise holen aber massiv auf und so befinden sich in der Top 10 fast ausschließlich Landkreise, die bisher als strukturschwach galten. Doch der Reihe nach:

Das sind die 5 Kreise mit der besten Wirtschaftsentwicklung

Spitzenreiter ist demnach die Stadt Mainz mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt je Einwohner von über 97 Prozent. Hintergrund ist vor allem der Aufstieg des Unternehmens Biontech in Mainz. Doch schon der Zweitplatzierte überrascht: Der ländliche Kreis Tirschenreuth in der Oberpfalz wartet mit einem Plus von 77 Prozent auf. Und auch Platz 3 ist eine handfeste Überraschung: Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld im strukturschwachen Sachsen-Anhalt hat beim BIP je Einwohner um satte 73 Prozent zugelegt. Platz vier geht wieder in den vergleichsweise strukturschwachen nördlichen Teil von Bayern, nach Oberfranken. Forchheim verzeichnet ein Plus von gut 70 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt je Einwohner. Und Platz fünf geht erneut in die neuen Bundesländer. Der Landkreis Uckermark, weit entfernt von Berlin im Norden Brandenburgs konnte um immerhin 60 Prozent zulegen. 

Immer zum Vergleich: Deutschlandweit legte die Wirtschaftskraft im Schnitt um 29 Prozent zu.

Diese Kreise und Städte haben bei der Wirtschaftsentwicklung kaum zugelegt

Am anderen Ende der Skala mit der schlechtesten Entwicklung der Wirtschaftskraft sticht vor allem Ludwigshafen am Rhein ins Auge. Die Stadt in Rheinland-Pfalz ist die Einzige, die sogar ein Minus beim BIP je Einwohner im Vergleich zum Jahr 2011 verbuchen muss. Minus 0,3 Prozent hat die Tageszeitung Welt anhand der Daten der Statistischen Ämter errechnet. An zweitletzter Stelle findet sich Offenbach am Main und somit eine weitere kreisfreie Stadt. Drittletzter ist auffallenderweise wieder eine kreisfreie Stadt, nämlich Passau, hier gab es immerhin in Plus von schwachen 6 Prozent. Insgesamt fällt bei den besonders schwachen Orten auf, dass es sich besonders häufig um kreisfreie Städte handelt. So befinden sich in der Top 10 mit der schlechtesten Entwicklung auch noch Essen, Schweinfurt und Oberhausen.

Kraftzentren der Wirtschaftsentwicklung bleiben die Automobilstandorte 

Deutlich anders sieht es aber aus, schaut man sich die Werte in Euro an. Hier zeigt sich, dass vor allem die Automobilstandorte weiter ganz oben stehen. Im Durchschnitt liegt deutschlandweit das BIP je Einwohner bei 43.200 Euro. Die Autostadt Wolfsburg kommt auf fast 160.000 Euro, Ingolstadt auf gut 130.000 Euro und München erreicht 120.000 Euro. Es folgen Erlangen und Mainz mit jeweils gut 100.000 Euro. 

Zum Vergleich: Die anderen Großstädte wie Hamburg schneiden mit 70.000 Euro ebenfalls sehr gut ab, die NRW Landeshauptstadt Düsseldorf kommt auf 88.000 Euro, Baden-Württembergs Landeshauptstadt Stuttgart auf 87.000 Euro. Einzig Berlin fällt ab mit immerhin 45.000 Euro, wobei hier das Plus im Vergleich zum Jahr 2011 immerhin bei 37 Prozent liegt und somit überdurchschnittlich ist. 

Anders die Landeshauptstadt von Niedersachsen, Hannover. Sie liegt zwar mit 48.000 Euro knapp über dem Wert von Berlin, das Plus beträgt hier aber nur gut 20 Prozent.

Das sind die wirtschaftlich schwächsten Regionen

Mit einem BIP von nur 17.500 Euro je Einwohner bringt es die Südwestpfalz nicht einmal auf die Hälfte des bundesweiten Durchschnitts. Auch Trier-Saarburg, Rhein-Pfalz-Kreis und Kusel sind auffällig schwach. Fazit der Autoren in der Tageszeitung Welt: "Entgegen dem Klischee lässt sich Wirtschaftsschwäche nicht mit dem Osten Deutschlands identifizieren, und Stärke nicht mit dem Westen."