Bürgermeisterin Maren Busch, Diez
Bürgermeisterin Maren Busch der Gemeinde Diez
© Benjamin Lassiwe

Bürgermeisterporträt

Bürgermeisterin mit 27 Jahren

Maren Busch ist mit 27 Jahren Verbandsgemeindebürgermeisterin von Diez in Rheinland-Pfalz. Beim KOMMUNAL-Besuch erzählt sie, wie es dazu kam und was sie in ihrem Amt am meisten überrascht hat.

Die Idee kam bei ein paar Gläsern Wein, abends auf dem Marktplatz. Nach einer Veranstaltung in einem Verein unterhielt sich Maren Busch mit einigen Freundinnen über den gemeinsamen Wohnort Diez. „Man müsste doch…“ und „Man sollte doch…“: So ganz zufrieden war die Runde nicht. Und plötzlich sagte eine der Freundinnen: „Maren, nächstes Jahr sind doch Bürgermeisterwahlen. Willst du nicht als Verbandsgemeindebürgermeisterin antreten?“ Für die heute 27-Jährige war das zunächst unvorstellbar. „Ich hatte meinen Job“, erinnert sich Maren Busch. „Ich war Personalreferentin bei einem Unternehmen der Region, wurde dann Personalchefin und hatte sogar Prokura.“

Maren Busch holte ad hoc die Mehrheit

Doch Maren Busch, die in ihrer Heimatgemeinde zwei Nachhaltigkeitsvereine mitgegründet hatte und Vorsitzende des Kirchenvorstands ihrer Kirchengemeinde war, hatte auch ihre Zweifel. „Mir war immer wichtig, dass ich etwas Sinnstiftendes im Leben mache“, sagte Busch. Könnte das Bürgermeisteramt so etwas sein? Sie begann, sich für die Arbeit der 23 Stadt- und Gemeinderäte in der Verbandsgemeinde Diez zu interessieren, nahm an Sitzungen teil - und fiel damit auch irgendwann auf. „Mancher ahnte wohl irgendwann, was ich vorhatte“, sagt Busch. Schließlich erklärte sie offiziell ihre Kandidatur und gewann gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit - als parteilose Newcomerin gegen den Amtsinhaber von der SPD und einen weiteren Bewerber von der CDU.

 

So leitet die 27-Jährige die Verbandsgemeinde

Wie ist es, plötzlich eine Verbandsgemeinde zu leiten? „Es ist natürlich eine große Verantwortung“, sagt Busch. Denn in Rheinland-Pfalz ist eine Verbandsgemeinde „eine Art Schreibstube der Ortsgemeinden“: „Die Stadt Diez und die 22 Ortsgemeinden, die alle einen eigenen Bürgermeister und einen eigenen Rat haben, beschließen die Dinge“, sagte Busch. „Und wir setzen das dann um.“ Zusätzlich ist die Verbandsgemeinde zuständig etwa für den Brand- und Katastrophenschutz, also die 23 Freiwilligen Feuerwehren in den zur Verbandsgemeinde Diez gehörenden Kommunen. Oder für die Grundschulen. Wo Maren Busch auch zum ersten Mal ihre Grenzen merkte: „In der freien Wirtschaft war es kein Problem, eine Stelle neu zu schaffen“, sagt die Bürgermeisterin. In der Verwaltung dagegen kann so etwas kompliziert werden. „Mir sagen alle Schulleitungen: Wir brauchen einen größeren Stellenumfang für unsere Sekretärinnen“, sagt Busch. Doch der Landesrechnungsof beruft sich auf ein altes Gutachten und bemängelt, dass die Verbandsgemeinde schon heute zu viele Stunden für die Schulsekretärinnen hat. „In unserer kleinsten Schule, die gerade einmal circa 90 Schüler hat, unterrichtet die Schulleitung noch selbst eine Klasse“, sagt Busch. „Und dann sagt man, neun Sekretärinnen-Stunden sollen reichen - wie soll das denn funktionieren?“ Für Busch ist es deswegen klar: Die Verwaltung muss flexibler und moderner werden. „Wir müssen an unseren Strukturen arbeiten.“

Schloss Diez
Das Diezer Grafenschloss.

Wäre es nicht einfacher gewesen, statt für den Posten der Verbandsgemeindebürgermeisterin für den der Stadtbürgermeisterin von Diez zu kandidieren? Nein, sagt Busch. Denn die dortige Amtsinhaberin mache ihre Sache gut. Und außerdem: „Die Bürgermeister, die wir in der Gemeinde haben, sind alles Ehrenamtliche - und gleichzeitig leisten sie so viel, dass sie im Grunde einen Vollzeitjob haben.“ Sie selbst könne sich nicht vorstellen, wie man das neben einer Vollzeitstelle machen soll. „Und guckt man in die Geschichte unserer Stadt, sieht man ja auch, dass viele Bürgermeister schon im Rentenalter waren, als sie ihr Amt übernommen haben.“  Nun allerdings ist Busch Chefin von gut 200 Mitarbeitern, wenn man neben der Verwaltung auch den Bauhof und zum Beispiel die Reinigungskräfte in den Schulen mitrechnet. „Ich bin wirklich überrascht, wie positiv man mich hier aufgenommen hat“, sagt Maren Busch.

Ehemalige Bürgermeisterin als Coach

Schon vor ihrer Vereidigung habe sie tageweise in einzelnen Bereichen der Verwaltung zugeschaut, um einen Eindruck von der Arbeit der Mitarbeiter zu bekommen. Und sie nahm an einem Frauenkongress des Städte- und Gemeindebundes teil. „Dort habe ich eine ehemalige Bürgermeisterin aus Schleswig-Holstein kennengelernt, die mich jetzt als Coach begleitet“, sagt Busch. Eine große Stellwand voller Haftnotizen in ihrem Büro zeugt vom produktiven Austausch der beiden Frauen. „Ich habe schon immer viel gearbeitet“, sagt Busch. „Aber es nützt keinem was, wenn ich mich hier bis zur Erschöpfung tot schufte und nach zwei Jahren amtsmüde oder mit einem Burnout in der Klinik bin.“

Was der Ausgleich der jungen Bürgermeisterin ist? „Ich versuche, Sport zu machen, und viel zu schlafen: Unausgeschlafen bin ich für die Verwaltung nämlich ziemlich unerträglich“, sagt Busch und lacht. „Und ich schöpfe Kraft in meiner Kirchengemeinde.“ Dort engagiert sich die Verbandsgemeindebürgermeisterin, seit sie Konfirmandin war: Mit einer Gruppe von Gemeindegliedern führte sie moderne Gottesdienste ein. „Der Pfarrer ist heute einer meiner besten Freunde und wenn ich dort hinkomme, bin ich einfach nur zu Hause“, sagt Busch.  Maren Busch ist es wichtig, sich regelmäßig mit guten Freunden und Bekannten zu treffen. “Das hilft, um auf andere Gedanken zu kommen“, sagt sie. Denn Verbandsgemeindebürgermeisterin zu sein, ist ein echter Knochenjob - aber für Maren Busch im Moment eben auch die schönste Stelle, die sie sich vorstellen kann.