Viele Ampelanlagen - hier ein Symbolbild aus Nürnberg - können von Hackern schnell unter ihre Kontrolle gebracht werden
Viele Ampelanlagen - hier ein Symbolbild aus Nürnberg - können von Hackern schnell unter ihre Kontrolle gebracht werden
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Hackerangriffe möglich

Sicherheitslücke: Niederlande müssen Tausende Ampeln austauschen

Was, wenn Hacker aus der Ferne Ampeln angreifen und umschalten und somit den Straßenverkehr stören? Die Vorstellung ist alles andere als trivial, wie sich jetzt bei unseren Nachbarn in den Niederlanden zeigt. Tausende Anlagen müssen wegen Sicherheitslücken ausgetauscht werden - ein Projekt, das Jahre dauern wird.

Zehntausende Ampeln beziehungsweise ganze Ampelanlagen werden ab sofort in den Niederlanden ausgetauscht. Grund ist eine Sicherheitslücke im Funksystem der Schaltkästen. Eigentlich ist dieses Funksystem für Rettungskräfte gedacht. Sollten Krankenwagen oder Polizei ganz dringend in einer Stadt die Ampeln nutzen müssen, sind sie in der Lage, per Kurzstreckenfunksystem (KAR), die Ampel zum Umschalten zu bewegen. Möglich macht es eine Fernsteuerung. Ein Sicherheitsforscher hatte vor wenigen Wochen aber aufgezeigt, dass es in diesem System eine Lücke gibt. Theoretisch kann dieses KAR-System auch von der Ferne aus gesteuert werden. In den Kommunen in den Niederlanden herrscht seither höchste Alarmstufe. 

Wie ein TV Bericht über Ampeln die Kommunen in Schrecken versetzte 

Das Horrorszenario: Was passiert, wenn sich Hacker per Knopfdruck in die Systeme der Ampeln einschalten und so beispielsweise zeitgleich alle Ampeln in einer Stadt gleichzeitig auf Grün schalten. Es würde ein Verkehrschaos entstehen, Unfälle wären praktisch nicht zu vermeiden. Dass dies keine Fiktion ist, hat der Sicherheitsforscher Alwin Peppels aufgezeigt. Seine Erkenntnisse über die Ferschaltmöglichkeiten an dem KAR-System hatte er Anfang Oktober öffentlich gemacht. Der Niederländische Sender RTL Nieuws berichtete darüber.

Das Ergebnis: Alle seit dem Jahr 2005 eingerichteten Anlagen mit dem Funksystem sollen nun so schnell wie möglich im gesamten Land ausgetauscht werden. Fachleute schätzten im Sender, dass mehrere zehntausend Ampelanlagen getauscht werden müssen. Realistisch werde es bis zum Jahr 2030 dauern, bis alle Anlagen ausgetauscht sind. 

Hacker-Angriffe sind mit ganz banaler Technik möglich

Der Hintergrund für die Austauschaktion in den Niederlanden ist ernst. Denn immer wieder gelingt es Hackern, auf ganz einfache Systeme zuzugreifen. Denn Ampeln sind als Ziel für Hacker kein Neuland. So hatten es Tüftler bereits geschafft, über einfache Tamagochis die Infrarotsignale von Ampelanlagen in den USA zu manipulieren. Terroristen der Hisbollah hatten im September hunderte Pager zum Explodieren gebracht. Bei einem entsprechenden Anschlag wurden zwölf Menschen getötet und mehr als 2800 Menschen verletzt. 

Und auch in Deutschland haben Tests schon gezeigt, wie anfällig unsere Ampeln sind und wie sie per Funk einfach manipuliert werden können. Denn auch bei uns gibt es Anlagen, die über Funk etwa Busse und Bahnen steuern und für sogenannte Grüne Wellen sorgen. Ein Bus meldet sich darüber bei der Ampel an, bevor er sie erreicht, um gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern bevorzugt zu werden und schneller voranzukommen.Die Ampel verändert ihre Schaltzeiten, indem sie die aktuelle Grünphase in Fahrtrichtung des Busses verlängert oder die nächste vorzieht. Im besten Fall ist die Ampel rechtzeitig grün und der Bus kann einfach durchfahren. Die verwendete Technik gilt als unsicher, zumal in vielen Städten bei uns sogar noch analoge Funktechnik aus den 80er Jahren im Einsatz ist. Dass Hacker diese und auch modernere Systeme angreifen können, hatte im Jahr 2022 ein Test zur "Lichtsignal-Anlagen-Beeinflussung" der Politmagazine Panorama (NDR) und Kontrovers (BR) ergeben. Schon damals verwiesen Forscher in den Sendungen auf Ampeln als kritisches Angriffsziel für Hacker.