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  3. Fußgängerfreundlich - diese Kommunen gehen voran!
Fußgänger auf Zebrasttreifen
Möglichst sicher unterwegs in der Stadt - dafür können Kommunen sorgen.
© 123rf.com

Fußverkehrspreis

Fußgängerfreundlich - diese Kommunen gehen voran!

von Dorothea Walchshäusl
Reporterin | KOMMUNAL
23. Februar 2023
Kiel und Pleidelsheim wurden jüngst als fußgängerfreundliche Städte ausgezeichnet. KOMMUNAL wollte wissen, was die zwei Vorreiter-Kommunen anders machen. Einen Sonderpreis gab es für ein höchst umstrittenes Projekt in einer Großstadt.

Der Fußverkehrspreis ist ein Novum in Deutschland. In diesem Jahr wurde er erstmals vom Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. in Berlin verliehen. Mit der Auszeichnung werden Kommunen für vorbildliche Projekte geehrt, die das Gehen attraktiver machen und Städte beleben.KOMMUNAL stellt die beiden Sieger - die Stadt Kiel in Schleswig-Holstein und die Gemeinde Pleidelsheim in Baden-Württemberg vor. Einen Sonderpreis gab es für ein höchst umstrittenes Projekt in einer deutschen Großstadt.

Logo Fußverkehrspreis
Erstmals verliehen: der Fußverkehrspreis.

Preisträger Kiel: die Kinder im Blick

Die schwächsten Verkehrsteilnehmer sind die Kinder. In Kiel hat man ihnen deshalb ein eigenes Projekt gewidmet und unter dem Motto „Bespielbares Quartier“ die Straßen im Stadtteil Ellerbeck/Wellingdorf so umgebaut, dass sie besonders für die kleinen Fußgänger reizvolle Wege werden. Dabei hat sich besonders die Umgestaltung der Straße „Kieler Kuhle“ zum Kinderweg bewährt. Schon 2018 wurde hier versuchsweise ein Teilbereich in Höhe eines Kinderspielplatzes für den Kfz-Verkehr gesperrt. Die Folgen: Eine rege Nutzung durch die Kinder und eine Beruhigung des Verkehrs.

Deshalb wurde der Bereich im Frühjahr 2021 dauerhaft umgebaut. Nun verhindern drei eingebaute Fahrbahnkissen zu schnelles Fahren, der Gehweg wurde neugestaltet und an den Straßenseiten wurden Bäume gepflanzt und Betonelemente platziert, die von den Kindern gerne bespielt werden. Auch die Danziger Straße wurde ganz im Sinne der kleinen wie großen Fußgänger erneuert: Stolpersteine und Hindernisse wurden entfernt, Bordsteine abgesenkt, Gehwegnasen eingebaut und weitere Fahrradbügel aufgestellt.

Betonelemente
Anziehungspunkt: der Kinderweg in Kiel

Preisträger Pleidelsheim: Mit den Bürgern für mehr Sicherheit

In Pleidelsheim haben Bürgerschaft und Gemeindeverwaltung intensiv zusammengearbeitet, um die Fußverkehrssituation in der Gemeinde zu verbessern. Initiator des Prozesses war die Arbeitsgruppe „Ökologisch mobil“, die sich im Rahmen des „Ökologie Konzepts Pleidelsheim“ von 2019 gegründet hat und an der sich alle Menschen im Ort beteiligen konnten. Unter Mithilfe von 6.500 Menschen wurde so der gesamte Ort analysiert und untersucht, wo sichere und komfortable Fußwege, Querungsstellen und Aufenthaltsflächen sein sollten. Ergänzend wurde an alle Eltern der Kindergarten- und Grundschulkinder ein Fragebogen zur Wegesituation in Pleidelsheim verteilt.

Am Ende der Umfrage und Analyse stand ein Katalog mit konkreten Maßnahmen für einen besseren Fußverkehr in der Kommune. Das Ziel: Gefahrenstellen und Brennpunkte sollen gesichert werden, positive Beispiele ausgebaut und neue Aufenthaltsflächen geschaffen. Außerdem soll es in Zukunft aus jedem Wohnviertel eine bequeme, attraktive und sichere Hauptroute ins Ortszentrum geben. Seit Ende 2020 werden die Maßnahmen nun Stück für Stück umgesetzt – zur Freude der Bevölkerung und mit sichtbarer Wirkung: So sind mittlerweile deutlich mehr Bürger in Pleidelsheim zu Fuß unterwegs.

Kinder auf Schulweg
Markierungen für einen sicheren Schulweg in Pleidelsheim

Sonderpreis für „Parklet“-Programm in Berlin

Auch in der Großstadt soll der Fußgängerverkehr attraktiver werden – dafür sorgen unter anderem die Kiez-Parklets in Berlin, ein Programm des Berliner Senats, das vom Fachverband Fußverkehr Deutschland FUSS e.V. mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden ist. Bei den sogenannten Parklets handelt es sich um Holzflächen mit Sitzbänken und grünen Beeten, die auf bisherigen Parkplätzen aufgestellt werden, um das graue Umfeld zu verschönern und zum Aufenthalt einzuladen. Als kleine grüne Oasen in den Wohnquartieren werden die Parklets von Nachbarschaftsinitiativen und Vereinen erbaut, die hierfür eine Förderung des Senats erhalten und auch mit Materialien unterstützt werden. 65 solcher Orte sind bereits entstanden. Die Parklets sind in der Hauptstadt höchst umstritten: Sie seien häßlich, behinderten den Zulieferverkehr und es werde dort zuweilen bis in den Morgen hinein gefeiert, so die Kritiker. Zu ihnen gehören Autofahrer, aber auch Anwohner ohne Auto.

Parklets in Berlin
Eines von bislang 65 Parklets in Berlin

Die Preisverleihung an die Kommunen Kiel und Pleidelsheim fand im Rahmen des FUSS e.V.-Projektes "Gut gehen lassen - Bündnis für attraktiven Fußverkehr" statt, das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) und vom Umweltbundesamt (UBA) gefördert wird.

Fotocredits: Logo Fußverkehrspreis: fuss-ev.de Foto Betonelemente: Christoph Edelhoff Foto Schulweg: Gemeinde Pleidelsheim Foto Parklet: Charlie Hoffmann
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