Umweltschutz
Mängelmelder in Kommunen: Die häufigsten Ärgernisse
Ob wilder Müll, Straßenschäden, defekte Beleuchtungen oder überbordendes Grün am Straßenrand: Ärgernisse für Bürgerinnen und Bürger, aber das Ordnungsamt kann nicht überall sein. Manche Kommunen stellen ihren Bürgerinnen und Bürger eine App zur Verfügung, mit deren Hilfe Mängel in der Kommune angezeigt werden können. In Nordrhein-Westfalen nutzen einige Kommunen dafür eine Plattform, die unter anderem auch die Beteiligung an Bebauungsplänen sicherstellt: der Beteiligungsserver NRW. Die Mängelmeldungen sind quasi als eine Art Nebenprodukt entstanden. Als Synergieeffekt werden die mitmachenden Bürger und Bürgerinnen so auch auf andere Beteiligungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht. Ein weiterer Vorteil: Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Nutzung einer Mängelmelder-App.
Mängelmelder: Die häufigsten Ärgernisse
Seit Anfang 2021 ist das System in Erkelenz im Einsatz und für die Stadt die digitale Anlaufstelle für Mängelmeldungen aus den Bereichen Kanal, Ordnung, Straßenschäden, Straßenbeleuchtung und Verkehr, Grünpflege, Friedhöfe, Spiel- und Bolzplätze oder Sportanlagen. Marcell Breuer, Leiter des Hauptamtes, zieht ein positives Fazit: "Seit Beginn des Mängelmelders im Februar 2021 wurden über 500 Meldungen eingereicht." Aus der Verteilung der Meldungen erkennt die Kommune, in welchen Bereichen es besonders hapert:
Allgemeine Meldungen im Bereich Ordnung umfassen in Erkelenz 33,5 Prozent der Meldungen
- Verkehr: 25,7 Prozent
- Straßenschäden/Straßenbeleuchtung: 20,2 Prozent
- Grünpflege/Friedhöfe: 14,4 Prozent
- Kanalmängel: 3,5 Prozent
- Mängel auf Spiel- und Bolzplätzen: 1,5 Prozent
- Betroffene Sportanlagen: 1,2 Prozent
Manchmal, sagt Marcell Breuer, schießen die engagierten Erkelenzer über das Ziel hinaus: "Unnötigen Mehraufwand verursachen Meldungen, die von denselben Bürgerinnen und Bürgern mehrfach eingereicht werden, obwohl sie bereits beantwortet wurden." Grundsätzlich sei die Möglichkeit, einfach und schnell zu agieren, aber auch für die Bürgerschaft ein Plus. "Sie hat nun die einfache Möglichkeit, jederzeit einen Mangel mit allen notwendigen Informationen bei der Kommune anzuzeigen und sich über den Verlauf der Mängelbeseitigung zu informieren."
Ennigerloh nutzt Mängelmelder auf Beteiligungsserver
Auch das Städtchen Ennigerloh in Nordrhein-Westfalen nutzt den Mängelmelder auf dem Beteiligungsserver NRW mit gutem Erfolg. Seit der Einführung im Oktober 2021 sind 338 Hinweise eingegangen. Bei der Online-Meldung kann der Ort des Mangels entweder auf einer Karte angeklickt oder mit dem eigenen Standort versehen werden. Mit einem Mausklick kann der Nutzer, die Nutzerin zudem ein Foto hochladen. Besonders häufig werden in Ennigerloh defekte Straßenbeleuchtungen, Straßenschäden, wilder Müll oder falsch parkende Autos gemeldet.
Aber auch allgemeine Anregungen und Beschwerden gehen ein. Christian Köhler, Leiter des Fachbereichs Service, erläutert: "Besonders ärgerlich für die Bürgerinnen und Bürger, aber natürlich auch für die Kommune selbst, sind Meldungen zu wild abgelagertem Müll. Dabei gibt es nichts, was es nicht gibt: Autoreifen, Sperrmüll, Elektroschrott, Chemikalien und sogar Tierkadaver waren schon dabei. All das muss dann zum Teil aufwändig von den Kolleginnen und Kollegen des Bauhofs eingesammelt und entsorgt werden." Geht eine solche Meldung ein, dann wird in Ennigerloh der zuständige Fachbereich angeschrieben und um kurzfristige Rückmeldung gebeten. Wenn der Aufwand sich in Grenzen hält, dann bekommt der Bürger, die Bürgerin bereits nach wenigen Tagen eine Rückmeldung bezüglich der Beseitigung oder der Schadensbehebung
Mängelmelder-System in Lüdinghausen
Auch in Lüdinghausen ist man froh, keine Steuergelder für eine eigene Lösung ausgeben zu müssen. Anja Kleykamp, Stabsstelle Kommunikation und Bürgerbeteiligung, sieht aber noch weitere Vorteile für die Kommunen: "Unsere Landesregierung bietet einen Austausch unter den Nutzern des Mängelmelders an und die Kommunen können Vorschläge zur Verbesserung einreichen. Das haben wir bereits gemacht und unser Vorschlag wurde auch umgesetzt. Dieser bezog sich auf eine automatische Filterauswahl, die auf unser Ansinnen hin geändert wurde, nachdem mehrere Kommunen unseren Vorschlag unterstützt hatten."
Auch sie hat gute Erfahrungen mit dem System gemacht, denn die Bürgerschaft meldet eifrig - besonders am Wochenende. Häufig ärgern sich Bürgerinnen und Bürger - richtig - über unbelehrbare Mitmenschen, die Müll in der Landschaft verteilen. Anja Kleykamp: "Diese Ärgernisse werden immer zeitnah und meistens direkt am selben Tag erledigt. Bei verkehrlichen Anfragen kann es schon einmal etwas länger dauern, weil zum Beispiel noch weitere Behörden zu beteiligen sind."
Mängelmelder: kostenpflichtig oder umsonst?
Kommunen, denen bislang keine solche Beteiligungsplattform wie in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stehen, können gegen eine monatliche Gebühr Mängelmelder auch zum Download als App anbieten. Im Preis inbegriffen sind je nach Anbieter eine eigene Website plus App, verschiedene Mängelkategorien, Designs im eigenen Stadtlogo, automatische Verteilung der Meldungen an die zuständigen Fachbereiche, Antwortvorlagen, PDF-Downloads, Statistik-Dashboards, Erinnerungsfunktionen, Onlineschulungen und Workshops, Prozessberatungen und selbst definierte Workflows. Im all-inclusive-Paket kann der Service allerdings schon mal 500 Euro pro Monat kosten. Kostenlose Angebote gibt es auch, aber sie sind in der Regel keine so gute Lösung. Bei manchen Anbietern kann man als Kommune zum Beispiel nur eine einzige Mailadresse hinterlegen.