Ferdinand Truffner in Verkleidung: So sieht man den Bürgermeister häufiger.
Ferdinand Truffner liebt seinen Job und er ist überall mittendrin statt nur dabei.
© Fotostudie Bossemaier

Kommunalpolitik

Ein Bürgermeister mit Spaßfaktor

Die einen werfen hin. Die anderen treten nicht mehr an. Neue Bürgermeisterkandidaten sind häufig knapp. Im kleinen Empfingen "regiert" ein Bürgermeister dagegen mit großer Begeisterung. Ferdinand Truffner setzt auf Humor auch in schwierigen Zeiten. KOMMUNAL hat nach den Gründen gefragt.

Empfingen: eine Gemeinde mit etwas mehr als 4.321 Einwohnern im Landkreis Freudenstadt in Baden-Württemberg. Ferdinand Truffner ist erst 34 Jahre alt und schon im siebten Amtsjahr. Und immer noch ist der studierte Verwaltungsfachmann und CDU-Parteibuchträger Feuer und Flamme für seinen Job im Rathaus. Bis heute bezeichnet Ferdinand Truffner seine Arbeit als Traumjob. Und das in Zeiten, wo allüberall geklagt wird. Mit ein Grund für seinen nicht nachlassenden Eifer: Im kleinen Empfingen gibt es kein Parteiengerangel und keine parteipolitisch begründete Opposition. Er beschreibt das so: "Wir arbeiten alle miteinander und dabei geht es ausschließlich um Sachfragen. Die können auch schon mal hart diskutiert werden, aber wenn die Entscheidung einmal gefallen ist, dann tragen das auch alle mit. Berührungsängste haben wir - außer mit der AfD - mit keiner Partei."  

Empfingen in Baden-Württemberg: Hier regiert Ferdinand Truffner auf seine Art.       

Bürgermeister auf Infotour

Manches war damals, zu seinem Amtsantritt, erst einmal belächelt worden. Etwa die Initiierung des You-Tube-Kanals "Empfi-TV". Hier zu sehen: Ferdinand Truffner auf Info- und Werbetour. Unter anderem 2022, als das Ortsjubiläum anstand. Oder die spätere Einführung der E´pfinger Dorfgespräche, in denen der Bürgermeister höchstselbst mit Persönlichkeiten seiner Wahl im Gespräch ist. Auch mal zünftig mit Maßkrug. Ein altgedienter Landrat war schon zu Gast, regional bedeutende Unternehmer kommen ebenfalls gerne. "Natürlich gab es Stimmen, die gesagt haben: Was macht der denn da? Aber da ich ohnehin als leicht durchgeknallt gelte, hat mir das absolut nichts ausgemacht. 

Seit der Coronapandemie kann das Medium als akzeptiert gelten." Zehn Prozent der Bürgerschaft, sagt Ferdinand Truffner, seien ohnehin immer unzufrieden mit der Politik vor Ort. "Und zwar immer dieselben. Damit muss man leben. Mit jedem Jahr im Amt wächst mein Kreuz und bisher gab es keine Situation, in der mein Humor mich verlassen hätte. Außerdem kann ich mich auch selbst auf die Schippe nehmen. Man darf mich ruhig fotografieren, wenn ich singend durchs Rathaus laufe." 

"Wasser aus dem Dorfbrunnen"

Für einen Mann, der sich als Macher begreift, gibt es trotz einer humoristischen und optimistischen Grundnote auch für Ferdinand Truffner Grenzen des Akzeptablen: Etwa wenn er damit klarkommen muss, dass für eine weggefallene Vorschrift drei neue geschaffen worden sind. Oder wenn die große Politik deutlich erkennen lässt, dass sie den Kommunen nicht vertraut oder wenn mal wieder alles so lange zerredet worden ist, dass hinten nichts mehr rauskommt. "In Deutschland wollen alle an allen Ecken und Enden mitreden. Ob das bei einem neuen Gewerbegebiet ist oder beim Glasfaserausbau. Wenn es nach dieser Klientel geht, dann hätten wir bis heute keine Kanalisation und würden das Wasser noch immer aus dem Dorfbrunnen holen."    

Locker im Amt bleiben

Das gelte auch für so manchen Kollegen oder manche Kollegin, die er in seiner Eigenschaft als Bürgermeister bislang kennengelernt habe. "Manche Politiker und Politikerinnen sollten mal den Stock aus ihrem Popo entfernen und ihre verbissene Ernsthaftigkeit ablegen. Wer sich heute noch hinter Aktenbergen im Amtszimmer verschanzt, der sollte sich fragen, ob ein politisches Amt für ihn oder sie das richtige ist." Ferdinand Truffner nennt diese verstaubten Karrieremuster gerne: Kreissaal, Hörsaal - Plenarsaal. Er selbst ist lieber mittendrin, als einsam unterm Stadtwappen. Beim Empfinger Narrenumzug lief er als Strohbär mit, bei einem Techno-Open-Air saß er an der Kasse und beim Dorfjubiläum sah man ihn eigenhändig Tische rücken.

Jung, locker, fröhlich: Ferdinand Truffner ist gerne mitten drin.

Was die Politik jetzt braucht

Was aber ist denn für einen wie ihn das politisch Wesentliche in diesen Zeiten, dominiert von Politikverdrossenheit und Protestwählertum?  Eine Politik, die auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten ist, sagt der erfolgreiche Bürgermeister des kleinen Empfingen. Und das gelte, sagt er, für alle politischen Ebenen. "Politisches Engagement hat hierzulande einfach zu wenig oder keine positiven Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Die Bürgerinnen und Bürger wollen sehen, dass etwas vorangeht und die Engagierten im Land wollen mehr Handlungsfreiheit. Und sie wollen Politiker und Politikerinnen, die auch mal deutlich sagen: Sorry, dafür seid ihr selbst verantwortlich." Seine eigenen Hausaufgaben, sagt Truffner, habe er weitgehend erledigt: "Der allergrößte Teil dessen, was damals auf meinem Wahlflyer stand, ist mittlerweile umgesetzt." Selbst die Friedhöfe in Empfingen seien, wie angekündigt, umgestaltet worden. "Dabei sind aber alle liegengeblieben", sagt er mit einem breiten Grinsen.

Fotocredits: Gemeinde Empfingen