Zigarettenkippen
Weggeworfene Zigarettenkippen belasten die Umwelt.
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Umweltschutz

Zigarettenkippen: Recyceln statt Strafe zahlen

Die Kommunen werden kaum damit fertig, die Straßen und Gehwege von weggeworfenen Zigarettenkippen zu reinigen. Bußgelder bringen bislang nicht den erwünschten Erfolg. Eine kleine Stadt setzt nun mit Hilfe ihres Bürgervereins auf eine andere Methode: Dort werden die Zigarettenkippen in speziellen Behältern gesammelt und später recycelt. KOMMUNAL stellt die Aktion vor.

Hamburg hat jüngst die Strafe von 20 auf 40 Euro verdoppelt, in Köln sind fürs  "Klippenflitschen" 50 Euro fällig. Berlin wäre längst reich, wenn die Ordnungskräfte jeden bestrafen würden, der seine Zigarettenkippen auf den Boden wirft. Denn in der Hauptstadt werden nach dem geltenden Bußgeldkatalog bis zu 120 Euro Strafe dafür fällig.  Die zentrale Frage für große Städte wie kleine Kommunen ist allerdings: Wer soll das kontrollieren? Die  Stadt Zell im Wiesental (Baden-Württemberg) will nun einen anderen, einen ungewöhnlichen Weg gehen, um das Kippen-Problem in den Griff zu bekommen. Denn die Kippen verschandeln nicht nur den Boden, sondern schaden auch der Umwelt. Wenn es regnet, werden die Giftstoffe ausgewaschen und in das Grundwasser geleitet.

Zigarettenkippen verschmutzen Grundwasser

"Wir sind hier im südlichen Zipfel der Republik, ein 6000-Einwohner-Ort im ländlichen Gebiet" erzählt Manfred Schmittel vom Bürgerverein in Zell KOMMUNAL. "Unser Verein unterstützt die Stadt und die örtlichen Vereine seit Jahren finanziell und mit vielen Projekten. So initiierte der Verein bereits neue Blumenkübel in der Innenstadt, neue Ruhebänke und entwarf zum Beispiel ein neues Logo für die Stadt. Das neueste Projekt sagt den achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen den Kampf an.

"Eine Zigarette, die auf dem Boden landet, verschmutzt mehrere Liter Grundwasser", so Schmittel. "Verschiedene Naturschutzorganisationen sprechen von bis zu 60 Liter verunreinigtem Grundwasser pro Kippe." Er hat hochgerechnet: "Rein rechnerisch werden bei uns im Ort 5,4 Millionen Zigaretten im Jahr geraucht, 80 Prozent landen davon in der Umwelt. Das wären über 100 Millionen Liter Grundwasser, die damit belastet werden." 

Zigarettenkippen werden recycelt

Der städtische Werkhof von Zell hat im Stadtgebiet bereits die ersten 20 Abfallbehälter speziell für Zigarettenkippen angebracht. Weitere sind bestellt. Dessen Mitarbeiter  sollen sie regelmäßig leeren. "Der Clou ist, dass die Kippen danach restlos, also mit den enthaltenen Giftstoffen, der Asche und den Tabak- und Papierresten verwertet werden", so Schmittel. "Sie werden zu einem Kunstoffgranulat verarbeitet, mit dem dann wiederrum Abfallbehälter hergestellt werden."

Dieses nachhaltige und umweltschonende Wertsammelsystem finanziere der Verein. Die Stadt ohne Kippen sei es wert, rund 10.000 Euro in die Aktion zu investieren, unterstreicht Schmittel. Zuvor habe man das Interesse von Gastronomiebetrieben und Industrieunternehmen und der Händler abgefragt. "Dabei sind wir auf eine sehr gute Resonanz gestoßen."

Aktionstag zum Projekt gegen Zigarettenkippen

Der örtliche Lebensmittelladen macht mit - vor dessen Tür soll im November auch ein Aktionstag stattfinden, bei der die Bürgerinnen und Bürger über das Projekt informiert werden. "Wir  haben als Verein den Anfang gemacht, wir wollten nicht warten, bis das Vorhaben in den zahlreichen Gremien und Fachausschüssen diskutiert wird", so Schmittel. Auch Gastronomen haben zugesagt, Sammelbehälter anzubringen.

Abfallbehälter für Zigarettenkippen
Mario Merella von Toba-Cycle, Manfred Schmittel vom Bürgerverein und Kai Berger vom Werkhof installieren den ersten Kippensammelbehälter in Zell. Foto: Uli Merk

Denkt er, dass Raucher ihre Kippen wirklich so lange in der Hand halten, bis sie auf den nächsten Abfalleimer in der Stadt stoßen?  "Wir haben vor, die Behälter möglichst überall in der Innenstadt aufzustellen, alle 100 bis 200 Meter", sagt Schmittel.  Und die Menschen können auch Behälter kaufen, die sie in der Tasche mit sich tragen können. Der gemeinnützige Verein Tobacycle aus Köln bietet die Abfallbehälter an, er sorgt auch dafür, dass die Kippen recycelt werden und holt sie dafür beim Werkhof ab. Darauf war der Vorsitzende des Bürgervereins, Michael Gehri über einen Presseartikel aufmerksam geworden. Strafen fürs Wegwerfen von Zigarettenkippen werden bislang in Zell nicht verhängt.

Hohe Kosten für Entsorgung für Zigarettenresten

Nach Angaben des Umweltbundesministeriums fallen für die Entsorgung von Zigarettenresten aus dem öffentlichen Raum bundesweit jährliche Kosten von 225 Millionen Euro an. Diese Kosten tragen die Steuerzahler. Die Stadtreinigung Hamburg hat rund zwei Drittel ihrer fast 20.000 roten Papierkörbe mit Aschenbechern ausgerüstet. Mehr Informationen.