Wohnungsbau: Warum Kommunen viel mehr bauen sollten...unser Zukunftsforscher klärt auf!
Wohnungsbau: Warum Kommunen viel mehr bauen sollten...unser Zukunftsforscher klärt auf!

Eigentum statt Enteignung

Wohnungsbau: Was unser Zukunftsforscher zum Thema Bauen empfiehlt!

Vor allem jüngere Menschen wollen immer häufiger in den eigenen vier Wänden leben. Politik täte gut daran, Eigentum zu fördern, statt zu verdammen, wie jüngst beim Volksentscheid in Berlin geschehen. Unser Zukunftsforscher Daniel Dettling zeigt drei Möglichkeiten zur besseren Förderung von Wohneigentum auf.

Wohnungsbau ist eines der wichtigsten Themen für Kommunen. Denn die allermeisten Menschen wollen nicht als Mieter leben. Spannend war daher, als parallel zur Bundestagswahl am 26. September auch der Volksentscheid zur Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ stattfand. Das Ergebnis fiel klar aus: 56 Prozent sprechen sich für die Enteignung großer Immobilienunternehmen aus. Das Land Berlin müsste, wenn der neue Senat dem Entscheid folgen sollte, etwa 40 Milliarden Euro für rund 220.000 Wohnungen bezahlen, mehr als der Haushalt der Hauptstadt im Jahr beträgt. Das Geld wäre besser angelegt. Die im internationalen Vergleich geringe deutsche Wohneigentumsquote und Ungleichheit bei der Vermögensverteilung hängen zusammen. Wer die neue soziale Frage lösen will, muss neue Wege gehen statt alten Parolen hinterherzulaufen.

Wir brauchen Wohnungsbau: vor allem junge Menschen wollen in den eigenen vier Wänden leben 

„Enteignet die Immobilienkonzerne!“ ist der falsche Slogan. „Macht aus Mietern Eigentümer!“ wäre der bessere. Die allermeisten Menschen wollen nicht als Mieter leben. Umfragen zufolge würden fast drei Viertel der Mieter in Deutschland lieber in den eigenen vier Wänden wohnen. Noch stärker lebt der Traum vom Eigentum bei den Jüngeren. Fast 90 Prozent  der 14- bis 19jährigen will im Alter von 30 Jahren Wohneigentümer sein. Und genauso viele gehen davon aus, sich dies auch leisten zu können. Die Realität ist eine andere. Nur 47 Prozent der Deutschen lebt in den eigenen vier Wänden. Deutschland gehört mit der Schweiz zu den beiden Schlusslichtern in Europa. Spitzenreiter Rumänien kommt auf rund 96 Prozent. Europaweit sind es zwei Drittel. Wohneigentum und Vermögensverteilung hängen eng miteinander zusammen. Länder mit einer höheren Wohneigentumsquote wie Italien oder Spanien haben pro Kopf mehr Vermögen. Wer zur Miete wohnt, hat ein Vermögen von nur 24.000 Euro im Schnitt, wer eine Immobilie besitzt, kommt dagegen auf das Zehnfache: 225.000 Euro. Wohneigentum macht reich, Mieten arm.  

Die Nachfrage nach größeren Wohnungen steigt - und damit die Notwendigkeit für Wohnungsbau

Die Unterschiede zwischen Eigentümern und Mietern sind auch beim Wohnraum erheblich. Immobilieneigentümer leben im Schnitt in 125 Quadratmeter großen Wohnungen. Die durchschnittliche Mietwohnung ist dagegen 75 Quadratmeter groß. Ein Eigentümer besitzt pro Kopf 48, ein Mieter 35 Quadratmeter. Im Unterschied zu Mietern haben Wohneigentümer im Schnitt fast zwei Zimmer mehr. Der gravierende Unterschied lässt sich leicht erklären: Mieter leben überwiegend in den Städten, Eigentümer auf dem Land, wo Wohnraum günstiger ist und daher großzügiger gebaut werden kann. Die Eigentumsquote beträgt auf dem Land 75 Prozent, wogegen nur 25 Prozent zur Miete leben. In den großen Städten ist es umgekehrt: Dort zahlen drei von vier Menschen Miete.

Die Nachfrage nach größeren Wohnungen wird steigen. Der Trend zum Homeoffice in der Coronakrise wird das Wohnen und Arbeiten auch nach der Pandemie prägen. Jeder Dritte der 16- bis 24-Jährigen denkt über einen Umzug nach und würde sich einen neuen Wohnort suchen, wenn er oder sie in Zukunft größtenteils im Homeoffice arbeiten könnte. Rund 60 Prozent der jungen Menschen würde gerne teilweise im Homeoffice arbeiten. Doch wie den Traum vom Wohneigentum finanzieren? Der Anteil der unter 45 Jahre alten Immobilienbesitzer hat sich seit der Jahrtausendwende halbiert und lag zuletzt nur noch bei 15 Prozent. Auch weil Wohnen teurer geworden ist. Allein im letzten Jahr verteuerten sich Wohnungen im Schnitt um fast 10 Prozent. 

Wie aus Mietern Eigentümer werden - 3 Schlüssel zum Erfolg! 

Drei Wege können zum Wohneigentum für Alle führen! Durch Mietkauf werden Mieter zu Eigentümern und Miete zur zinslosen Tilgung. Zweitens muss man sich Wohneigentum wieder leisten können. Reform der Grunderwerbssteuer, Wegfall der Besteuerung für Ersterwerber, Absetzbarkeit von Tilgungszinsen, Senkung der Mehrwertsteuer beim Bauen und Erwerb auf 7 Prozent, KfW-Bürgschaften und die Förderung von Genossenschaftsanteilen. Drittens geht es um die Förderung von innovativen Projekten und Programmen wie „Jung kauft Alt“, welche den Erwerb von Wohnungen und Häusern im Bestand ermöglichen.

Mehr Wohnungen entstehen nicht durch Enteignung, sondern durch mehr Eigentum. Die Zeit des Klassenkampfs und des Gegeneinanders auf dem Wohnungsmarkt sollte im Jahr 2021 vorbei sein. Zumindest wenn es nach den Jüngeren geht. Bei der Bundestagswahl sind FDP und Grüne in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen die beiden beliebtesten Parteien. Zusammen kommen sie jeweils allein schon auf mehr Stimmen als SPD und CDU/CSU zusammen. Vielleicht erfüllen die kleineren Parteien den großen Traum vom Wohneigentum. Die Mehrheit der Deutschen erwirbt ihre erste Immobilie im Alter von knapp 40 Jahren. Warum nicht früher? Eigentum verpflichtet! Wahlergebnisse auch.