Genau vermessen: so ist die Wohnsituation der Deutschen und das bedeutet die Situation für Stadtplaner
Genau vermessen: so ist die Wohnsituation der Deutschen und das bedeutet die Situation für Stadtplaner

Einkommen, Alter, Wohnen

Wohnsituation: So leben die Deutschen

Der Durchschnittsdeutsche - in der Vorstellung vieler ist der groß, blauäugig, lebt in der Stadt und wird immer älter. Mit den Vorurteilen räumen wir jetzt mal auf. Immerhin: Blauäugig stimmt, so rein statistisch zumindest. Ein Überblick, wie der Deutsche statistisch ist, wie er lebt und was das für Stadtplaner bedeutet!

Die Wohnsituation vieler Menschen sei prekär. Das hört man immer wieder und herangezogen werden steigende Mieten vor allem in den Großstädten. Nur stimmt dieses gefühlte Klischee nicht ganz. Erstens steigen die Kaufpreise für Wohnungen deutlich stärker, als die Mietpreise. Besonders deutlich zeigt sich das in Berlin, der Ort der wegen angeblich explodierender Mieten einen Mietendeckel beschlossen hat. Schauen wir auf die Zeit vor diesem Gesetz: Von 2015 bis 2018 sind hier die Mieten um 4,1 Prozent gestiegen, die Kaufpreise um 16,3 Prozent. Eine Zahl, die erklären könnte, warum in Deutschland so wenige Menschen wie in kaum einem anderen Land eine Wohnung kaufen. die Eigentumsquote in Deutschland ist nämlich erstmals auf unter 50 Prozent gesunken, wie das Statistische Bundesamt vor wenigen Tagen meldete. Zum Vergleich: In Rumänien liegt die Eigentumsquote bei 96 Prozent, in Kroatien, der Slowakei und Ungarn um 90 und auch in Spanien, Belgien, Italien, Schweden und Frankreich liegt die Eigentumsquote zwischen 70 und 85 Prozent. 

Spannend ist dabei auch, wer die Mietwohnungen in Deutschland besitzt. Das hat das Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln analysiert. Das Ergebnis: Zwei von drei Mietwohnungen in Deutschland werden von insgesamt 3,9 Millionen privaten Kleinvermietern angeboten. 40 Prozent der Vermieter sind interessanterweise Rentner, die oftmals mit den Mietwohnungen ihren Lebensunterhalt bestreiten. 

So ist die Wohnsituation der Deutschen 

Der Durchschnittsdeutsche lebt derweil auf immer größerem Fuß - äh, größerem Grund natürlich. Die Wohnfläche gerechnet in Quadratmetern steigt seit Jahren kontinuierlich an. Sie liegt inzwischen bei 47 Quadratmetern pro Person. Soll heißen: Eine Familie mit 2 Kindern lebt im deutschen Durchschnitt in einer Wohnung oder einem Haus mit 188 Quadratmetern. Zumindest rein statistisch. Denn die durchschnittliche Wohnung in Deutschland ist 92 Quadratmeter groß, 2 Quadratmeter größer, als noch vor 10 Jahren. Nur leben immer mehr Menschen allein in sogenannten Single-Haushalten. 42 Prozent der Deutschen bewohnen ein Haus oder eine Wohnung allein. Jeder Dritte Haushalt ist ein 2 Personen Haushalt - 3 Personen-Haushalte sind aber schon die Ausnahme, nur 12 Prozent der Deutschen leben zu dritt, gefolgt von 4-Personen-Haushalten (neun Prozent) und Haushalten mit fünf oder mehr Personen (vier Prozent). So sagen es die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. 

Auffällig ist zudem noch, dass die Zahl der Zweitwohnungen steigt. Immerhin rund eine Million Menschen haben inzwischen 2 Wohnsitze. 

Und wie sind die Wohnungen und Häuser geschnitten? Auch das ist statistisch genau erfasst. Jeder vierte hat ein Haus oder eine Wohnung mit vier Räumen, fünf oder mehr Räume hat jeder Sechste Haushalt zur Verfügung. Immerhin jeder fünfte besitzt oder bewohnt eine Drei-Zimmer Wohnung. Bleibt gut ein Drittel der Deutschen, die eine kleine Wohnung mit 2 oder weniger Räumen hat. 

Wie teuer Wohnen in Deutschland ist 

Die Preise für Immobilien und Mieten sind in Deutschland bekanntlich extrem unterschiedlich. Der Durchschnittswert sagt daher zunächst wenig aus. Statistisch kostet aktuell ein Quadratmeter Wohnung 2700 Euro, ein Quadratmeter beim Haus 1900 Euro. Der Mietpreis liegt zumindest rein statistisch für eine 80 Quadratmeter-Wohnung in Deutschland bei 7,10 Euro pro Quadratmeter. Je größer die Wohnung, desto teurer der Quadratmeter (ab 120 Quadratmeter kostet jeder QM im Schnitt 8 Euro).

Als Leitlinie, ob sich die Deutschen eine Wohnung leisten können, gilt daher häufig die sogenannte 40 Prozent Regel. Insbesondere Sozialverbände halten sie für wichtig. Sie besagt, dass ein Haushalt sich eine Wohnung leisten kann, wenn die Kosten inklusive aller Nebenkosten nicht die Marke von 40 Prozent übersteigt. Ein Beispiel: Ein Haushalt hat ein Gesamteinkommen (inklusive aller Leistungen wie Kindergeld, etc) von 5000,- Euro. Dann gelten 2000,- Euro als Maximalbetrag, den der Haushalt aufbringen kann. 

Insbesondere Wohnungsmarktexperten kritisieren die Berechnung jedoch immer wieder, gerade beim Kauf einer Wohnung legen Eigentümer ja Geld für später an (keine Miete im Alter), Haushalte mit höheren Einkommen haben trotz einer Belastung, die höher liegt als 40 Prozent, häufig noch genügend freie Mittel zum Lebensunterhalt. 

Dennoch: Setzt man diesen Maßstab an, so ist die Zahl der Haushalte, die sich eigentlich ihre Wohnung nicht leisten kann, in den vergangenen Jahren leicht gesunken. "nur" 14 Prozent der Haushalte in Deutschland geben für das Wohnen mehr als 40 Prozent ihres Einkommens aus. Vor drei Jahren lag der Anteil noch bei 16 Prozent. 

So wird sich die Wohnsituation der Deutschen verändern

Spannend ist auch der Blick nach vorne. Denn Deutschland wird - trotz Zuwanderung - wohl in den nächsten Jahren weiter schrumpfen. Aktuell haben wir einen Höchststand an Wohnungen in Deutschland. 42,5 Millionen Wohnungen gibt es aktuell, das sind 2 Millionen mehr, als noch vor 10 Jahren. Allein im vergangenen Jahr ist der Wohnungsbestand um 280.000 gestiegen. 

Forscher gehen aber davon aus, dass die Zahl der benötigten Wohnungen ab dem Jahr 2025 wieder sinken wird. Ein Rückgang beim Bedarf um 125.000 bis zum Jahr 2030 sagen sie voraus. Und das, obwohl vor allem in den Großstädten die Zahl der Single-Haushalte weiter steigen dürfte. Deutschlandweit sind es im Moment 42 Prozent, für Berlin gibt es eine Prognose, wonach die Zahl der Ein-Personen-Haushalte im Jahr 2030 bei fast 60 Prozent liegen wird, auch für Hamburg und München werden Werte um 55 Prozent erwartet. Kleine Wohnungen werden also noch stärker nachgefragt sein, größere Wohnungen hingegen nicht. Zumindest in der Stadt. Gleichzeitig zieht es immer mehr Familien mit Kindern aufs Land. Hier dürften weiter neue Häuser und Wohnungen mit größerer Wohnfläche benötigt werden. 

Was wir sonst über den "Durchschnittsdeutschen" wissen

An dieser Stelle sei noch mit einigen Vorurteilen aufgeräumt. Ja, der Durchschnittsdeutsche hat blaue Augen. Das war es aber auch schon. Nagut, er heißt natürlich "Müller". Den Namen gibt es in Deutschland gut 800.000 Mal. Unheimlich groß ist er aber nicht. Männer sind demnach im Schnitt 1,79 Meter groß, leicht übergewichtig und im Schnitt 42 Jahre alt.

Ansonsten legen der und die Durchschnittsdeutsche pro Tag im Schnitt eine Entfernung von 46 Kilometern zurück. Sowohl zu Fuß, als auch mit Rad, Auto, Bahn und Flugzeug. 

Ach ja und noch etwas: Der Durchschnittsmann wird statistisch betrachtet im Laufe seiner Ehe seine Frau oder seinen Ehepartner 0,37 Mal betrügen - behaupten zumindest Umfragen. Der Vollständigkeit halber: Wir haben keine Statistik gefunden, wie häufig die Ehefrau ihren Mann betrügt.