Kommunen
Wo die Grundsteuer am höchsten ist - wo keine fällig ist
Im Zuge der Grundsteuerreform müssen Immobilienbesitzer bis 31. Oktober ihren Grundbesitz an das Finanzamt übermitteln. Wegen des hohen bürokratischen Aufwands könnte es aber dazu kommen, dass die Abgabefrist verlängert wird. Das stellte Finanzminister Christian Lindner jetzt in Aussicht. Die nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts notwendig gewordene Reform sieht vor, dass der gesamte Grundbesitz in Deutschland auf den Stichtag 1. Januar 2022 neu bewertet wird. Viele Eigentümer befürchten, dass sich danach die Grundsteuer drastisch erhöhen könnte. Wie sieht es derzeit aus? Einer aktuelle Analyse zufolge hat im vergangenen Jahr deutschlandweit jede zwölfte Kommune die Grundsteuer erhöht. Doch es gab auch Senkungen. Einige Kommunen erheben gar keine Grundsteuer. Dazu zählen Bergenhausen, Riegenroth, Rayerschied oder Wahlbach im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz. Wie ist das möglich? Die Ortsbürgermeister gaben laut SWR Aktuell an dass sie durch Einnahmen aus Windkraftanlagen einen ausgeglichenen Haushalt haben. Daher seien sie nicht auf die Einnahmen aus der Grundsteuer angewiesen gewesen.
Grundsteuer am häufigsten in Schleswig Holstein und Saarland erhöht
Insgesamt haben 891 deutsche Städte und Gemeinden die Grundsteuer erhöht, während nur 75 Kommunen den Grundsteuer-Hebesatz gesenkt haben, stellte die Steuerberatung Ernst & Young (EY) in ihrer Analyse fest. Im Vorjahr wurde der Grundsteuer-Hebesatz in 1.070 Städten und Gemeinden herauf- und in 88 Kommunen herabgesetzt. Am häufigsten wurde die Grundsteuer im Saarland und in Schleswig-Holstein erhöht. Im Saarland setzten 17 Prozent der Kommunen den Hebesatz hoch, in Schleswig-Holstein waren es 16 Prozent. Dagegen haben in Sachsen und Bayern mit jeweils fünf Prozent die wenigsten Kommunen die Grundsteuer angehoben.
In der Fünf-Jahres-Betrachtung haben 77 Prozent der saarländischen Städte und Gemeinden seit 2016 mindestens einmal die Grundsteuer angehoben in Bayern taten das dagegen nur 17 Prozent der Kommunen.
Höchste Grundsteuer in NRW
Am meisten Grundsteuer zahlen nach wie vor die Bürger in Nordrhein-Westfalen. Sie überweisen im Durchschnitt 216 Euro für die Grundsteuer an die Gemeindekasse – das sind vier Euro mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viel wie die Einwohner Brandenburgs, die im Durchschnitt 110 Euro bezahlen (Vorjahr: 108). Im Bundesdurchschnitt zahlte 2021 jeder Einwohner und jede Einwohnerin 175 Euro an die Heimatkommune – drei Euro mehr als im Jahr 2020.
Hebesätze in Lorch und Lautertal am höchsten
Bundesweit wiesen laut Analyse zum Ende des vergangenen Jahres die beiden hessischen Kommunen Lorch im Rheingau-Taunus-Kreis und Lautertal im Vogelbergkreis mit jeweils 1050 Prozent die höchsten Grundsteuer-Hebesätze auf, gefolgt von zwei weiteren hessischen Kommunen – Nauheim im Kreis Großgerau und Ringgau im Werra-Meißner-Kreis. Sie wiesen einen Hebesatz von jeweils 960 Prozent auf. Das nordrhein-westfälische Bergneustadt belegt mit einem Hebesatz von 959 Prozent den fünften Platz in der Rangliste der deutschen Kommunen mit den höchsten Grundsteuer-Hebesätzen.
Stärkster Anstieg und stärkster Rückgang
Den stärksten Anstieg der Grundsteuer mussten im vergangenen Jahr die Bürger der hessischen Gemeinde Lorch hinnehmen, wo der Hebesatz um 365 Punkte auf 1.050 Prozent stieg. Im Gegenzug wurde die Gewerbesteuer von 450 leicht auf 400 Prozent gesenkt. Über den bundesweit stärksten Rückgang der Grundsteuer konnten sich die 100 Einwohner im schleswig-holsteinischen Strübbel freuen – dort wurde der Hebesatz von 295 auf 0 Prozent gesenkt.
16 Kommunen ganz ohne Grundsteuer
Keine Grundsteuer müssen die Bürger in insgesamt 16 deutschen Kommunen bezahlen, von denen acht in Schleswig-Holstein liegen, sieben in Rheinland-Pfalz, und eine in Baden-Württemberg.
Die starke konjunkturelle Erholung nach dem Corona-Schock habe zu einer überraschend guten finanziellen Entwicklung bei vielen Kommunen und einem kommunalen Finanzierungsüberschuss von 4,6 Milliarden Euro geführt, stellten die Experten als Grund dafür fest, dass weniger Kommunen die Steuern erhöhten mussten. Der Handlungsdruck sei gesunken.
Die Analyse mit allen Details zum Herunterladen.