
Verzicht auf Staatsdienst
Wenn Beamte nicht mehr Beamte sein wollen
Sie sind unkündbar, ihre Versorgung ist gesichert, sie bekommen eine gute Beamtenpension statt einer Rente - und doch verzichten immer mehr Menschen freiwillig auf ihren Beamtenstatus. Das zeigen neue Zahlen, die auf eine Anfrage im Bundestag zurückgehen. Einschränkung: die Zahlen beziehen sich lediglich auf die Bundesbehörden. Hinzu kommen möglicherweise noch Verzichtserklärungen auf Landesebene oder in Kommunen.
Besonders häufig wollen demnach Beamte nicht mehr Beamte bei der Bundespolizei und beim Zoll sein. Laut einer schriftlichen Anfrage des Abgeordneten Konstantin Kuhle, haben allein im vergangenen Jahr 996 Beamtinnen und Beamte in Bundesbehörden ihren Dienst quittiert, beziehungsweise um ihre Entlassung gebeten und damit freiwillig auf ihren Beamtenstatus verzichtet.
Beamte: Zahl der Aufgaben kurzfristig leicht gefallen, langfristig aber stark gestiegen
Damit ist die Zahl im vergangenen Jahr erstmals wieder minimal unter die Grenze von 1000 gesunken. Denn in den Jahren 2022 und 2023 gaben jeweils knapp über 1000 Beamtinnen und Beamte ihren priviligierten Status im Staatsdienst auf.
Und trotzdem ist die Zahl auffallend hoch. Denn erst seit dem Ende der Corona-Krise, genauer seit dem Jahr 2022 ist die Zahl auf einem so hohen Niveau. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 reichten "Nur" 574 Beamte in Bundesbehörden ihre Kündigung ein. Auch in den Jahren vor Corona lag die Zahl etwa auf diesem Niveau.
In diesen Bereichen verzichten besonders viele auf ihren Beamtenstatus
Es liegt dabei auf der Hand, dass offenbar die gesellschaftliche Wertschätzung eine wichtige Rolle spielt. So zumindest bewertet Konstantin Kuhle die Zahlen, die er abgefragt hat. Der FDP-Politiker erklärte: "Wenn jedes Jahr mehrere Hundert Anwärter den Dienst bei der Bundespolizei oder beim Zoll quitieren, dann muss uns das zu Denken geben".
In der Tat sind die Bundespolizei und der Zoll besonders betroffen, wenn freiwillig Beamte ihren Job quitieren. In den Jahren 2020 bis 2024 entfielen 2900 Anträge auf Entlassung aus dem Dienst auf die Bundespolizei. Bei der Zollverwaltung waren es rund 1000. Die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung folgt dann erst mit großem Abstand. Hier baten 83 Beamten um Entlassung. Im Auswärtigen Amt waren es 82 Entlassungswünsche. Noch weniger waren es im Bundeskriminalamt und im Bundesfinanzministerium. Aus anderen Bundesministerien kamen seit dem Jahr 2020 demnach keine Anträge auf Entlassung.
Die Zahlen hat das Bundesinnenministerium aufgrund der Anfrage von Konstantin Kuhle errechnet. Zuerst hatte die Rheinische Post über die Antworten berichtet.