Wasserknappheit in Deutschland auf dem Land
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Wasserknappheit auf dem Land

Im niedersächsischen Landkreis Stade kamen im letzten Sommer nur Wassertropfen aus der Leitung. Warum das kein Einzelfall im ländlichen Raum ist und was die Ursache für das Problem ist, erklärt Fred Carl, der Geschäftsführer des Trinkwasserverband Stader Land im KOMMUNAL-Interview

KOMMUNAL: Herr Carl, der letzte Sommer war sehr heiß. Doch als sich einige Bewohner des Landkreis Stade abends duschen wollten, kamen nur ein paar Wassertropfen aus der Leitung. Woran lag das? Etwa an einer allgemeinen Wasserknappheit?  

Herr Carl: Ja, die Umstände waren wirklich ungünstig. Aber es lag nicht an einem Wassermangel.  Denn unsere Grundwasserstände waren im letzten Sommer sehr gut, weil es im Jahr zuvor sehr viel geregnet hat. Die Ursache für das Problem liegt gänzlich woanders: Der Sommer 2018 war der zweitheißeste seit der Aufzeichnung. Die Luft war heiß und trocken, was dazu geführt hat, dass die Menschen morgens vor der Arbeit und abends nach der Arbeit duschen, ihren Pool befüllen oder den Rasen sprengen wollten.  

Wasserknappheit auf dem Land - Häufiges Problem oder Ausnahme?

Das heißt, zu bestimmten Zeiten ist der Wasserverbrauch überproportional angestiegen? 

Genau. Und dadurch dass sehr viel Wasser gleichzeitig aus unterschiedlichen Leitungen entnommen wurde, sind die Fließgeschwindigkeiten des Wassers stark angestiegen, sodass der Druck am Ende der Leitung nicht mehr ankam. Die Folgen waren ausbleibendes Wasser und dass das Netz kollabiert ist.

Tritt das Problem häufiger im ländlichen Raum auf oder ist Stade eine Ausnahme? 

Nein, das Problem tritt tatsächlich häufiger im ländlichen Raum auf. Denn hier ist das Wassernetz sehr weitläufig und hat lange  Zuleitungen bei gleichzeitig wenig Abnehmern. Bei längeren Zuleitungen wirken sich natürlich höhere Fließgeschwindigkeiten und dadurch resultierende Druckverluste deutlich stärker aus als bei kürzeren Zuleitungen wie in kompakten städtischen Netzen. 

Wie hat der Landkreis auf die Problematik reagiert? 

Wir haben eine Nutzungseinschränkung ausgesprochen. Also dafür, den Pool zu befüllen, den Rasen zu sprengen oder das Auto zu waschen. Dadurch hat sich das Problem schnell gelöst. 

Und kann man dieses Jahr vorbeugen? 

Eigentlich nicht. Denn wir können keine zu großen Rohre bauen, weil  der Wasseraustausch in normalen Abgabezeiten nicht gewährleistet werden würde und es dadurch schnell zu hygienischen Problemen kommen könnte. Was wir jedoch tun können: Wir können die Nutzungseinschränkungen früher aussprechen und darauf hoffen, dass sich die Bürger daran halten. 

Wasserknappheit auf dem Land
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Auch von Njema Drammeh