Forsa Aktuell
Jugend vertraut Kommunalpolitik so stark wie lange nicht
Anfang 2020 war das Vertrauen in viele politische Institutionen auf ein recht niedriges Niveau gesunken. Nachdem die Politik sich nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie weitgehend im Konsens um das kümmerte, was den Menschen wichtig war – nämlich der Bekämpfung des Corona-Virus – stieg das Vertrauen im Mai vergangenen Jahres wieder deutlich an. Auch im Verlauf der Corona-Krise ist dieses hohe Vertrauen zu den politischen Institutionen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene erhalten geblieben. Lediglich das Vertrauen zur Europäischen Union ist so niedrig geblieben wie schon zur Jahreswende 2019/2020. Das sind die jüngsten Ergebnisse aus einer groß angelegten Umfrage unter mehr als 4000 Bürgerinnen und Bürgern, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL/n-tv durchgeführt hat. Kommunalpolitiker sollten daraus vor allem eines mitnehmen, so Forsa-Chef Manfred Güllner: "Die politischen Akteure könnten daraus auch für die Zeit nach Corona die Erkenntnis mitnehmen, dass sie sich in erster Linie nicht um Interessen von Randgruppen, sondern um die der großen Mehrheit der Menschen kümmern sollten – und das mehr mit einer Konsens- statt Konfliktorientierung."
Kommunalpolitiker imponieren vor allem junge Menschen
Besonders auffallend an der jüngsten Studie sind die auffallend guten Ergebnisse für die kommunale Ebene bei jungen Menschen. Auf die Frage: "Vertrauen Sie ihrem Bürgermeister, ihrer Stadtverwaltung oder ihrem Gemeinderat" antworten zwischen 56 und 58 Prozent der Deutschen mit "JA". Zum Vergleich: Der Bundespräsident hat unter den Deutschen das höchste Vertrauen mit 76 Prozent, der Bundestag liegt mit 54 Prozent knapp hinter der kommunalen Ebene. Insgesamt hat sich das Vertrauen damit im Vergleich zur letzten Umfrage im Mai vergangenen Jahres so gut wie nicht verändert. Kurz gesagt: Die Institutionen konnten das in der Corona-Krise gewonnene Vertrauen verteidigen.
Auffallend sind aber die im Vergleich noch sehr viel besseren Werte unter jungen Menschen. Hier. vertrauen zwischen 63 und 67 Prozent der unter 30 Jährigen ihrem Bürgermeister, ihrer Gemeindevertretung oder ihrer Stadtverwaltung. Zum Vergleich: Bei den über 60 jährigen liegen die Werte deutlich niedriger, nämlich zwischen 53 und 58 Prozent. Der Bürgermeister liegt damit bei der jungen Generation im Vertrauensranking nur knapp hinter dem Bundespräsidenten (73 Prozent vertrauen dem Bundespräsidenten, 67 dem örtlichen Bürgermeister).
Auch die politischen Parteien kommen bei jungen Menschen wieder besser an
Weiter am Ende des Vertrauens-Rankings liegen derweil die Europäische Union und auch die politischen Parteien. Beide können aber in der jungen Generation deutlich an Hoffnung schöpfen. Der EU vertrauen insgesamt zwar weniger als ein Drittel der Menschen, bei den unter 30 Jährigen ist es aber eine deutliche Mehrheit von 61 Prozent, die der Europäischen Union vertraut.
Auffallend ist noch die sehr unterschiedliche Wahrnehmung der Kommunalpolitik beziehungsweise der Gemeindevertretung und der politischen Parteien, aus denen sich die Gemeindevertretung zu großen Teilen zusammensetzt. Nur jeder vierte Deutsche hat Vertrauen in die Parteien, bei der jüngeren Generation ist es immerhin jeder Dritte. Eine mögliche Erklärung: Vor Ort wird der Gemeinderat nicht als "parteipolitische Vereinigung" wahrgenommen, sondern es stehen stärker die Personen im Vordergrund. Das sollten Kommunalpolitiker bei ihrer Argumentation und bei ihrem Auftritt immer wieder beachten. So können sie sich offenbar - ebenso wie der häufig ja auch von einer Partei aufgestellte Bürgermeister - deutlich von den Parteien abheben.