Kinder und Jugendliche bei der Stadtinsel in Hamburg
Kinder und Jugendliche stehen im Fokus der Stadtinsel Hamburg.
© Die Stadtinsel e.V.

Stadtteilarbeit

Stadtinsel Hamburg als Anker für Kinder und Jugendliche

Verlässlichkeit und Beziehungsarbeit – auf diesen beiden Pfeilern fußt die Arbeit des gemeinnützigen Vereins „Die Stadtinsel“ in Hamburg, der sich beispielhaft für benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzt.

Die kommunalen Aufgaben in einer großflächigen Stadt wie Hamburg sind ausgesprochen vielfältig und herausfordernd, gerade wenn es darum geht, die Bürgerinnen und Bürger über das gesamte Stadtgebiet zu erreichen. Umso wichtiger ist die Rolle von Initiativen in den einzelnen Stadtteilen, die im Kleinen Großes leisten. Der gemeinnützige Verein „Die Stadtinsel e.V.“ in Hamburg liefert ein bemerkenswertes Beispiel für eine intensive Stadtteilarbeit und die erfolgreiche Ansprache und Einbindung von Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachem Umfeld. Auch in seiner professionellen Koordination und Motivation der Ehrenamtlichen selbst tut sich der Verein hervor.

Sichere Inseln in den Stadtteilen für Menschen in Not

„Menschen in Not persönlich und praktisch zu helfen“, das ist laut Tim Schindler, dem stellvertretenden Vorsitzenden und operativen Leiter, das Ziel der Stadtinsel, das sie auf verschiedenen „Inseln“ und mit ganz unterschiedlichen Projekten verfolgt. 2007 von Mitgliedern der Elim Kirche Hamburg gegründet, ist die Stadtinsel heute eng mit anderen Kirchen und Werken in Hamburg vernetzt, unterstützt diverse diakonische Projekte und ist in fünf Hamburger Stadtteilen und zwei Wohnunterkünften für Flüchtlinge vertreten.

Wie gelingt Stadtteilarbeit?

Vielschichtig, unmittelbar, regelmäßig und ohne Hürden zugänglich – das ist das Erfolgsrezept der verschiedenen Angebote der Stadtinsel: Da gibt es etwa den „Kindertreff“ sowie den „Jugendtreff“ - vielseitige Nachmittagsprogramme für Kinder und Jugendliche in Stadtteilen mit erhöhtem Entwicklungsbedarf und Unterkünften für geflüchtete Menschen, bei dem die Teilnehmer Workshops, Spiele und gemeinsame Ausflüge erleben können. Zudem wurde für Kinder in Unterkünften für geflüchtete Menschen ein Malraum eingerichtet, der auf traumatherapeutischen Ansätzen beruht und den Kindern bei der malerischen Bewältigung traumatischer Erlebnisse hilft. Für Kinder, die sich in der Schule schwertun, wurde die „Lerninsel“ geschaffen, ein Projekt, bei dem ein fester Mitarbeiter ein Kind für ein Jahr begleitet und ihm bei der Bewältigung der schulischen Anforderungen hilft. Unter dem Motto „Chic und satt“ engagiert sich die Stadtinsel in Zusammenarbeit mit der Hamburger Tafel zudem bei einer eigenen Essens- und Kleiderausgabe.

Begegnung, Ermutigung und Unterstützung - das Erfolgsrezept der Stadtinsel

Ob im Kindertreff oder bei der Essensausgabe: Die Idee hinter den Projekten ist laut Stadtinsel immer, „Menschen in ihren Lebenssituationen zu begegnen, indem wir in ihrer Umgebung Inseln schaffen, auf denen sie Annahme, Unterstützung, Ermutigung und tragfähige Beziehungen erleben können“.

60 Ehrenamtliche eingebunden

Tim Schindler arbeitet hauptberuflich für den Verein und ist einer von insgesamt neun Angestellten, eingeschlossen Azubis, Studenten und Bundesfreiwilligendienstler. Auch wenn die Stadtinsel an sich autark arbeitet, gibt es eine enge Vernetzung mit anderen regionalen Projekten und regelmäßige Abstimmungen am runden Tisch zur Stadtteilarbeit. Auch mit dem kommunalen Jugendamt steht der Verein in engem Kontakt und nimmt zudem kommunale Beratung in Anspruch, etwa wenn es um Kinderschutz geht. Die Hauptarbeit aber leisten rund 60 Ehrenamtliche, die in den einzelnen Projekten vor Ort tätig sind. „Die Grundpfeiler unserer Arbeit sind Beziehung und Konstanz“, sagt Schindler. Deshalb gibt es feste Teams vor Ort und sind die Mitarbeiter mindestens zweimal im Monat präsent. Dabei ist Schindler wichtig zu betonen, dass es sich hier nicht um pädagogische Angebote im professionellen Sinne handle – vielmehr um ergänzende und wichtige Beziehungsarbeit, die auch von ehrenamtlichen, nicht-pädagogischen Mitarbeitern geleistet werden könne.

Kreativer Workshop im Kindertreff der Hamburger Stadtinsel
Kreativer Workshop im Kindertreff der Hamburger Stadtinsel

Stadtinsel bietet professionellen Rahmen für ehrenamtliche Arbeit

Mit einem jährlichen Budget von 240.000 Euro ist der Verein stark aufgestellt, wobei er zu 99 Prozent privat finanziert wird durch Stiftungen und Spenden. Entsprechend unsicher ist die Finanzierung von Jahr zu Jahr. „Die Lobbyarbeit ist sehr mühselig“, so Schindler, und oft fehle auch auf kommunaler Seite das Verständnis, dass es feste Posten brauche, um Ehrenamt erst stabil möglich zu machen. „Wenn man will, dass die Arbeit mit Ehrenamtlichen gut funktioniert, braucht es ab einer gewissen Größe der Organisation hauptamtliche Kräfte, die das begleiten und koordinieren“, so Schindler. Schließlich sei die Koordination der ehrenamtlichen Mitarbeiter und insbesondere deren Motivation und konstante Einbindung eine große Aufgabe. Bei der Stadtinsel hat man hier gute Formen gefunden. „Wichtig ist eine wertschätzende Einbettung der Ehrenamtlichen“, weiß Schindler aus Erfahrung. Bei seinem Verein pflegen sie diese in Form von regelmäßigen Teamtreffs, Weihnachtsfeiern und gemeinsamen Unternehmungen. Außerdem haben die Ehrenamtlichen die Möglichkeit, sich selbst weiterzubilden und Schulungen etwa zum Thema Kinderschutz, zur Traumabewältigung oder zur Erste-Hilfeleistung zu besuchen.

Konstanz trotz Generationenwandel: Herausforderung Ehrenamt

Als besonders herausfordernd beschreibt Schindler bei der Koordination der Ehrenamtlichen einen gewissen „Generationenwandel“, den er beobachtet. So sei es gerade bei den jüngeren Engagierten mitunter kein Selbstverständnis mehr, verlässlich an Terminen festzuhalten und etwa fix einen Tag im Kalender zu blocken für eine bestimmte Verpflichtung. „Der Arbeitsethos und das Planungsverhalten haben sich verändert“, so Schindler – hier gelte es, einen Mittelweg zu finden zwischen einem zeitgemäßen Konzept und der Konstanz in der Arbeit mit den Jugendlichen.

Das wohl wichtigste Mittel, um die Ehrenamtlichen auch längerfristig zu halten, ist die Strahlkraft der Arbeit selbst. Bei der Stadtinsel hat diese große Wirkung. „Wir müssen tatsächlich überhaupt keine Werbung machen für unsere Angebote – die Kinder kommen durch Mund-zu-Mund-Propaganda ihrer Freunde zu uns“, so Schindler, und das sei auch für die ehrenamtlichen Helfer eine enorme Bestätigung in ihrer Arbeit. Das schönste Beispiel: eine heute 19-Jährige, die als 6-Jährige erst den Kindertreff, später dann den Jugendtreff besucht hat und sich heute selbst ehrenamtlich als Betreuerin bei der Stadtinsel engagiert.

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