KOMMUNAL hat einen Buchtipp für Sie

Stadtentwicklung - so entstehen tolle Städte

27. Juni 2017
Zahlreiche Unternehmen in Deutschland übernehmen Verantwortung für ihr städtisches Umfeld. Wirksame Praxisbeispiele, wie erfolgreiches Engagement zugunsten der Stadt gelingen kann, zeigt ein neues Buch. Ihre Autoren, Hans-Hermann Albers und Felix Hartenstein stellen es im KOMMUNAL-Gastbeitrag vor.

Dass Unternehmen sich für „ihre“ Stadt und Region engagieren ist nicht neu. Vielerorts hat der unternehmerische Einsatz für Architektur, urbane Räume und Stadtentwicklung seit langem Tradition. Historische Beispiele gibt es genug: die Fuggerei in Augsburg – Deutschlands erste Sozialsiedlung (1521), die Werkswohnungsbauten im Ruhrgebiet sowie soziale Institutionen oder Einrichtungen für Kunst, Kultur und Wissenschaft. Das Unternehmensengagement ist somit schon lange eine wichtige Säule für unsere Städte. Außerdem lohnt es sich für die Wirtschaft, denn die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter nehmen zu und das Image der Unternehmen steigt. In der heutigen Zeit gewinnt das Thema eine neue Dynamik. Corporate Social Responsibility (CSR) und Corporate Citizenship-Projekte sind professionell aufgestellt und in vielen Unternehmen fest etabliert. Insbesondere für das Aktionsfeld “CSR und Stadtentwicklung” stehen gegenwärtig mehr Mittel und Methoden zur Verfügung als je zuvor. Dies ist auch nötig, denn Städte und Gemeinden sehen sich beispiellosen Herausforderungen gegenüber. Umweltschutz, Ressourcenverknappung, Demografischer Wandel, die generellen Folgen der Globalisierung und die Digitalisierung verlangen nach Lösungen – vor allem auch auf kommunaler Ebene. Zahlreiche Städte tun sich schwer im Ringen um eine zukunftsfähige Neuausrichtung. Dabei müssen sie immer komplexere Stadtstrukturen und gesellschaftliche Bedürfnisse bewältigen, leiden aber gleichzeitig unter finanziellen Engpässen.

Stadtentwicklung - wenn Unternehmen aushelfen

Gesellschaftliches Unternehmensengagement bedeutet in diesem Kontext die Förderung von attraktiven, lebenswerten und wettbewerbsfähigen Standorten. Durch neue Werkswohnungsbauprogramme können dringend benötigte Fachkräfte angelockt werden. Nachbarschaftsstrukturen werden unterstützt, damit die Mitarbeiter sich vor Ort wohlfühlen. In peripheren Regionen und kleineren Städten unterstützen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen mit ihren CSR-Projekten die regionale Lebensqualität. So werden die Innenstädte belebt und die Urbanität gefördert, letztlich also die weichen Standortfaktoren gestärkt. Gerade international ausgerichtete Unternehmen erkennen zunehmend, dass sie im globalen Wettbewerb nicht nur die Option des Standortwechsels haben, sondern auch die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung am heimischen Standort. Wenn Unternehmen in der Quartiersentwicklung aktiv sind, Nachbarschaften stärken oder die Erstellung von Masterplänen unterstützen, investieren sie somit in ihr städtisches Umfeld und die eigene Zukunft gleichermaßen.

CSR und Stadtentwicklung - Unternehmen als Partner für eine nachhaltige Stadtentwicklung

Neue Anforderungen an die moderne Stadtplanung bedingen geradezu ein wachsendes Unternehmensengagement für nachhaltige Stadtentwicklung. Die klassische Top-down-Planung wird fortschreitend durch heterogene und kooperative Planungsprozesse ersetzt. Dabei sollen sowohl Bürger als auch Unternehmen stärker eingebunden werden. Im Idealfall wird Stadtentwicklung dann als Gemeinschaftsaufgabe verstanden, die trisektoral, also von Wirtschaft, Zivilgesellschaft/Bürgern, und Politik/Verwaltung getragen wird. Das alles ist nicht immer einfach zu managen. Zu oft werden gute Projekte durch ökonomische Verwertungsinteressen, starre Organisationslogiken, mangelndes Verständnis zwischen den Akteuren oder unzureichende Kommunikation behindert. Und manch eine unternehmerische Wohltat kann für die Stadt mittelfristig richtig teuer werden, wenn beispielsweise die Betriebs- und Personalkosten von der Kommune getragen werden müssen. Zur Überwindung derartiger Hindernisse werden neue Formen der Zusammenarbeit benötigt. CSR in der Stadtentwicklung bedeutet heutzutage deshalb in besonderer Weise die Förderung von Engagementprozessen und sozialen Strukturen sowie ein vernetztes und strategisches Handeln. Dafür stehen beispielsweise Projekte der Montag Stiftung Urbane Räume zur Förderung von Nachbarschaften oder das Programm „Engagierte Stadt“. Wirtschaftsakteure können mit CSR-Projekten einen wegweisenden Beitrag für lebenswerte Städte leisten. Unternehmen sind jedoch nur ein Teil unserer komplexen und pluralistischen Stadtgesellschaft. Es braucht Kommunen, Bürger und Unternehmen gleichermaßen, um gemeinschaftlich zu wirken. Gleichberechtigte Kooperationen, partnerschaftliche Projekte und abgestimmte Engagementstrategien sind deshalb ein gewinnversprechender Weg, um nachhaltige und effektive Wirkungen für das urbane Umfeld zu erzielen.