Sportvereine
Die Sportvereine haben in der Krisenzeit Mitglieder verloren.
© AdobeStock

Bund-Länder-Beschluss

Sportvereine: Gaspreisdeckel reicht nicht!

Schwierige Zeiten für die Sportvereine in Deutschland: Die Zwangspausen in der Corona-Pandemie haben ihnen starke Mitgliederverluste beschert. In vielen Kommunen läuft der Betrieb der Sportstätten derzeit nur eingeschränkt, da vielerorts Hallen und Räume gebraucht werden, um Flüchtlinge unterzubringen. Und nun befürchten mehr als 40 Prozent der Sportvereine, dass sich die Energiekrise massiv auswirken wird. Die geplanten Maßnahmen der Gaspreisbremse werden auch sie entlasten. Doch den Vereinen reicht das nicht.

Die gute Nachricht: Bund und Länder haben sich auf die Gas- und Strompreisbremse geeinigt. Die schlechte Nachricht: Das von Bund und Ländern beschlossene Entlastungspaket sieht keine gesonderte Unterstützung eigens für die Vereine und den Sport vor. Die Ministerpräsidenten von zwei Bundesländern ließen daher im jüngsten Bund-Länder-Beschluss eine kritische Protokollnotiz anfertigen. Darin heißt es: "Hessen und Sachsen nehmen zur Kenntnis, dass der Bund bisher keine Bereitschaft für eine zielgerichtete Härtefalllösung für den Bereich Sport anbieten will."

Härtefall-Lösung für den Sport fehlt

Der Präsident des Olympischen Sportbundes (DOSB), Thomas Weikert, verweist darauf, dass "die Sportvereine durch die vorgeschlagenen Maßnahmen der Gaspreiskommission entlastet werden". Er forderte aber zudem: "Zudem sollten sie für den ebenfalls diskutierten Härtefallfonds antragsberechtigt sein." Ein Sprecher des Olympischen Sportbundes sagte zu KOMMUNAL: "Der DOSB hat die Forderung erneut bei den zuständigen Ministerien hinterlegt."

Vereine fordern Unterstützungsfonds

Die Krise, in die die Energiekrise auch die Sportvereine in Deutschland stürzt, ist mit der Gas- und Strompreisbremse nicht bewältigt. Seit Wochen fordern die Vereine einen Unterstützungsfonds, um die massiv steigenden Energiepreise bewältigen zu können. Besonders für Sportarten wie Schwimmen oder Eishockey wird viel Energie benötigt. Manche Kommunen schließen bereits die Hallenbäder. "Wir werden die Mehrkosten nicht alleine stemmen können", sagt Werner Gorges, Vorsitzender des FSV Trier-Tarforst in Rheinland-Pfalz. Die Mitgliedsbeiträge ließen sich nicht beliebig erhöhen.

Hilferuf an die Landesregierung

In Baden-Württemberg haben sich über 570 Sportvereine mit einem Hilferuf an die Landesregierung gewandt. In Mecklenburg-Vorpommern warnen die im Landessportbund organisierten Vereine: "Durch die aktuellen Entwicklungen der Energiepreise und die Inflation geraten die Sportvereine und- verbände zunehmend in eine Situation, die es ihnen erschwert, ihren satzungsgemäßen Zweck zu erfüllen, den Sportbetrieb im Land überhaupt aufrecht zu erhalten." Seit über 30 Jahren leiste der gemeinnützige organisierte Sport als größte Bürgervereinigung in Mecklenburg-Vorpommern mit mehr als 261.000 Mitgliedschaften in fast 1.900 Sportvereinen bedeutende Beiträge für die Entwicklung des Landes, der Kreise und Kommunen, betonen sie in ihrem Appell.

Umfrage belegt Existenzsorgen der Vereine

Eine bundesweite Umfrage im Auftrag des Deutschen Olympischen Sportbundes hat ergeben, dass  mehr als 40 Prozent der Vereine starke Auswirkungen durch die Energiekrise erwarten. Dazu gehören  Einschränkungen des Trainingsbetriebs, Schließungen einzelner Abteilungen oder Mitgliederrückgänge. Rund 6 Prozent der befragten Vereine fürchten sogar eine akute Existenzbedrohung, also die Auflösung des Vereins. Zum Vergleich: Rückblickend auf die Corona-Pandemie gaben lediglich 26 Prozent der Vereine in der aktuellen Umfrage an, dass sie starken Auswirkungen ausgesetzt waren, knapp zwei Prozent gaben an, dass sie existenzbedroht gewesen seien. Mehr als ein Viertel der befragten Vereine geben an, dass sie einen Mitgliederrückgang aufgrund der aktuellen Krise zu verzeichnen haben. In mehr als 5 Prozent der Fälle mussten bereits Sportstätten geschlossen werden. Um anfallende Mehrkosten abzufangen, sähe sich mehr als ein Drittel der Vereine laut Umfrage gezwungen, ihre Mitgliedsbeiträge zu erhöhen, was den Mitgliederrückgang wohl weiter beschleunigen und den Zugang zum Sport insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen erschweren würde.

„Die Sportvereine in Deutschland sind stark und haben nicht zuletzt während der Pandemie ein enormes Durchhaltevermögen bewiesen. Aber die Reserven sind so gut wie aufgebraucht und spätestens mit den zu erwartenden, deutlich erhöhten Abschlagszahlungen stehen insbesondere die vielen tausend Vereine mit eigenen Sportanlagen vor teilweise existenzbedrohenden finanziellen Belastungen", sagt DOSB-Präsident Thomas Weikert. Damit die Sportvereine gut durch den Winter kommen, brauche es so schnell wie möglich Hilfe aus der Politik, von Bund und Ländern.

Doch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft warnt: Diese geplante Strompreisbremse ist zum 1. Januar 2023 nicht zu schaffen. Am 17. November solle ein Gesetz auf den Weg gebracht werden, das die Kontigentlösung für Strom ab 1. Januar und die Mehrerlösabschöpfung beinhaltet. Dies ist zeitlich völlig unrealistisch." Die Vorsitzende des Verbandes, Kerstin Andreae gibt zu bedenken: "Es geht nicht darum, wie bei einem Radio die Lautstärke und die Klangfarbe zu regeln. Es muss eine umgebaute Stereoanlage für einen Massenmarkt mit 40 Millionen Haushalte entwickelt werden."

Langfristige Lösungen bei Energieversorgung nötig

Die Belastungen für die Sportvereine sind mit der Gas- und Strompreisbremse nicht gelöst. Michaela Röhrbein, DOSB-Vorständin Sportentwicklung, gibt zu bedenken: „Laut Umfrage heizen mehr als 50 Prozent der Vereine mit eigener Sportanlage mit Erdgas. Viele Jahre wurde diese Energieform vom Staat gefördert, ist seit der Energiekrise aber nicht mehr tragbar."

Ihre Forderung: "Spätestens jetzt dürfen die Vereine nicht mehr allein gelassen werden und brauchen Unterstützung bei der Umstellung auf erneuerbare Energien. Die Sportstätten in Deutschland sind zudem dringend sanierungsbedürftig – es müssen umfassende Modernisierungs- und Dekarbonisierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien im Sport kann einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele in Deutschland sowie zur Reduzierung der Abhängigkeit von Erdgas leisten. Dies entsprechend zu unterstützen, sollte auch der Politik ein wichtiges Anliegen sein.“

Bereits Anfang September hatte der DOSB seine Mitglieder dazu aufgerufen, im Sport 20 Prozent Energie einzusparen und hat einen  Stufenplan und Leitfaden erstellt.