Sportler auf der Laufbahn auf dem Sportplatz
Mehr Sport- höheres Einkommen. Kommunen sollten das wissen.
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Studie

Sport fördern - mehr einkommensstarke Bürger!

Wenn Kommunen Sport fördern, bekommen sie einkommensstärkere Bürger. Dies hat eine gemeinsame Studie der Universitäten St. Gallen und Tübingen ergeben. Das sind die Gründe!

Es lohnt sich offenbar für Gemeinden, wenn sie die Sportförderung ausbauen: Fördert eine Gemeinde ihre Sportstätten mit vergleichsweise hohen Beträgen, hat die örtliche Bevölkerung mittel- bis langfristig mehr Geld. Das ergab eine Untersuchung von Professor Tim Pawlowski und Tim Wallrafen vom Institut für Sportwissenschaft an der Universität Tübingen sowie Professor Michael Lechner und Dr. Carina Steckenleiter vom Institut für Empirische Wirtschaftsforschung der Universität St. Gallen. Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gefördert.

Sport: Öffentliche Förderung  mit Einfluss aufs Einkommen

„Die direkten Arbeitsmarkteffekte von öffentlichen Ausgaben für Bildung oder Arbeitsmarktprogramme wurden schon häufiger untersucht, nicht jedoch die indirekten Effekte von öffentlichen Ausgaben für Sport“, betonte Tim Pawlowski von der Uni Tübingen. Dabei begründe die Politik solche Ausgaben häufig mit positiven Effekten wie die Gesundheit.

Wer fit ist, kann mehr leisten. Das leuchtet ein. Wie deutlich sich der positive Effekt einer hohen Sportförderung auf den Arbeitsmarkterfolg aber zeigt, darüber war das Team zunächst überrascht. „Wir haben dann zahlreiche andere Modellspezifikationen getestet und die Ergebnisse miteinander verglichen“, sagt Pawlowski. Das Hauptergebnis blieb gleich: Die Personen in Kommunen mit höheren Ausgaben für Sportstätten erzielten ein um mehr als fünf Prozent höheres Gehalt als die Getesteten in Kommunen, die weniger für Sportstätten ausgeben.

Der Effekt geht allerdings fast ausschließlich auf Gehaltssteigerungen bei Männern zurück. „Wir gehen davon aus, dass die Männer stärker von den örtlichen Sportanlagen profitierten, weil Frauen dieser Altersklasse allgemein weniger Sport treiben und entsprechend auch öffentliche Sportstätten seltener nutzen“, sagen die Forscher.

Wie gingen die Forscher bei der Studie zur Sportförderung vor?

Als Datengrundlage nutzten die Wissenschaftler das Soziooekonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Dort werden ausgewählte Privathaushalte seit 1984 jedes Jahr erneut unter anderem zu soziologischen, gesundheitlichen und ökonomischen Themen befragt. Diese Daten wurden mit den jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für örtliche Sporteinrichtungen 2001 bis 2012  der damals über 12.000 Gemeinden in Deutschland verbunden.

Kommunen mit unterschiedlicher Finanzkraft untersucht

Dass in Kommunen mit hohen Ausgaben für die Sportstätten die Haushalte mehr Geld zur Verfügung haben, kann viele verschiedene Gründe haben. Daher war es sehr aufwendig, den ursächlichen Zusammenhang zu identifizieren, so der Wissenschaftler. Das Forschungsteam verglich in dem großen Datenbestand  Personen, deren Merkmale und deren  persönlichen sowie lokalen Rahmenbedingungen sich zu Beginn des Beobachtungszeitraums möglichst stark ähnelten. Sie wohnten aber in Kommunen, die unterschiedlich viele Finanzmittel in ihre lokalen Sportstätten stecken.

„Mit dieser Methode versuchen wir zu kontrollieren, wie sich die Gehälter im zeitlichen Verlauf ohne Einfluss der Sportstättenförderung entwickeln", unterstrich Pawlowski. So habe man auch sichergestellt, dass das Ergebnis nicht über den Zuzug von Personen mit höheren Gehältern in Gemeinden mit gut finanzierten Sportstätten  zustande kam", unterstrich Pawlowski.

Mehr Geld in Sportstätten investieren

Das Neue an der Studie: Während ein Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und Arbeitsmarkterfolg bereits bekannt war, hat das Forschungsteam erstmals die gesamte Kausalkette von der Finanzierung der Sportinfrastruktur bis zum Arbeitsmarkterfolg betrachtet.  „Unsere Studie zeigt, dass es auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll ist, ausreichend Geld in eine gute Sportstätteninfrastruktur zu stecken“, fasst Pawlowski die Erkenntnisse zusammen.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Labour Economics veröffentlicht.

Publikation: Tim Pawlowski, Carina Steckenleiter, Tim Wallrafen, & Michael Lechner: Individual labor market effects of local public expenditures on sports. Labor Economics, doi.org/10.1016/j.labeco.2021.101996. 

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