Smart Village statt Smart City!
Santander, Barcelona, Songdo oder Kopenhagen – Viel zu oft kommen digitale Innovationen aus der Großstadt. Doch in der Regel können die Ideen nicht auf eine Kleinstadt oder Dorf übertragen werden, da hier die Strukturen und Einwohnerzahlen ganz anders sind.
Die brandenburgische 12.000-Einwohnerstadt Bad Belzig möchte jedoch, dass nicht nur die Großstädte von der Digitalisierung profitieren, sondern auch der ländliche Raum.
Dafür hat die Stadt Ideen gesammelt, wie der ländliche Raum gestärkt werden könnte und diese im Rahmen eines Wettbewerbs bei der Medienanstalt Berlin-Brandenburg eingereicht. Bad Belzig überzeugte! Und wurde nun zur digitalen Modellregion in Brandenburg ausgezeichnet. Sie bekommt eine fünfstellige Summe zur Realisierung der Digital-Projekte zur Verfügung gestellt.
Auf dem Weg zur Smart City mit Unterstützung von lokalen Unternehmen
Interessanterweise hat jedoch nicht die Stadt selbst den Antrag für den Wettbewerb eingereicht. Sondern ein CoWorking-Space aus der Region. Das Unternehmen Coconat kommt ursprünglich aus der Berliner Gründerszene und verbindet Arbeit, Natur und Gemeinschaft mitten im ländlichen Raum. Und das Know-How sowie die Modernität spiegeln sich auch in den Projektvorschlägen wider:
„Wir wollen, dass der Arzt in Zukunft per Mausklick bestellt werden kann. Dass sich die Einwohner ihre Mitfahrgelegenheit in die Stadt über eine App buchen können, dass Kreide und Tafel in der Schule gegen neue Medien ausgetauscht werden und ein digitaler Einkaufsführer anzeigt, bei welchem Bauer Saisongemüse gekauft werden kann“, erklärt Coconat-Gründer Janosch Dietrich seine Zukunftsvision.
Die Smart City Konzepte sollten sich an den Bedürfnissen der Bürger orientieren
Für den CoWorking-Space-Gründer spielt auch das Thema E-Health eine große Rolle. Für die Zukunft wünscht er sich, dass alte und pflegebedürftige Menschen in Bad Belzig länger in ihrem Haus bleiben können, ohne den Kontakt zur Außenwelt zu verlieren. Dafür sollen sich die Senioren über ein Serviceportal im Fernsehen mit Freunden und Bekannten verbinden können. Außerdem sollen sie in Zukunft auch digital ihre medizinischen Daten abrufen können und per App einen Einkaufs- oder Reinigungsservice buchen können. „Das Thema Mobilität spielt auf dem Land natürlich immer eine große Rolle, weshalb wir auch dieses Thema stark fördern wollen“, erklärt Dietrich. Bisher gab es in Bad Belzig einen Rufbus, der eine Stunde vor Abfahrt bestellt werden musste. „Eine Stunde, das ist verdammt viel Zeit. Doch mit einer App könnten wir das Rufen in Zukunft einfacher machen und die Routen so optimieren, dass der Bus schneller kommen könnte. Für die Flüchtlinge wäre die App ebenfalls einfacher zu bedienen“, fügt Dietrich hinzu.
Smart City - Warum Bad Belzig die Medienangebote erweitern will und wie die Stadt die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürger fördern wird, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der KOMMUNAL.