In Münster wurden innovative Ideen gesammelt - mit vollem Erfolg!

Smart City: Nicht labern, sondern machen!

21. März 2018
Wie mache ich meine Stadt mit Software und Apps noch lebenswerter? In Münster haben sich Verwaltung und IT-Experten zusammengetan. Zum Münsterhack. Ein Projekt mit spannenden Ergebnissen, wie Sebastian Köffer und Alexander Sommer im KOMMUNAL-Gastbeitrag erklären.

  Wer in Münster auf den Bus wartet, muss manchmal Geduld mitbringen. Die Stadt plagen Verkehrsprobleme, die auch den ÖPNV der Stadtwerke ausbremsen. Seit einigen Jahren gibt es die Münster-App mit deren Hilfe sich Echtzeit-Daten der Busse abrufen lassen. Doch es fehlen kurzfristige Prognosen, die die aktuelle Verkehrssituation berücksichtigen.  

Wir wollten endlich mal machen!

Um für solche Probleme gute Lösungen zu finden, startete im November 2017 der MÜNSTERHACK. An diesem Event nahmen 45 Teilnehmer und 12 Mentoren teil. Alle mit demselben Ziel: Münster mit digitalen Ideen „noch besser“ zu machen. Doch bei Ideen sollte es nicht bleiben. „Einfach Machen“ war das Stichwort und der Geist, den die Teilnehmer von der ersten Stunde an versprühten. Der Begriff Hackathon ist eine Wortschöpfung aus „Hack“ und „Marathon“. Auf den meist zweitägigen Events treffen sich Techies und Software-Entwickler, um intensiv und fokussiert in Teams an Prototypen und Software-Demonstratoren für vorgegebene oder eigene Problemstellungen zu arbeiten. Für den Münsterhack bedeutete dies: Umsetzen statt labern! Prototypen hacken, statt Machbarkeitskonzepte schreiben! Die Organisatoren vom Digital Hub münsterLAND und dem Stadtwerke-IT-Dienstleister items hatten für den Hackathon in Münster ein breites Bündnis lokaler Unterstützer gesucht – und gefunden. Für das Event übernahm der Oberbürgermeister die Schirmherrschaft und neben der Stadtverwaltung und den Stadtwerken wurde die Veranstaltung von vielen Unternehmen durch Geld- und Sachspenden unterstützt. Das gemeinsame Ziel: Münster als Technologie-Standort nach vorne zu bringen. 

Und so wurde auf diesem Event auch eine Lösung für das Bus-Problem gefunden: Die Gruppe „BusReality“ entwickelte im Rahmen des Hackathon eine App zur Vorhersage von Busankunftszeiten, inklusive deren Einblendung mit Augmented Reality, also einer Technik bei der der User in Echtzeit Grafiken und Texte angezeigt bekommt. Die Lösung von „BusReality“ überzeugte und gewann den 1. Preis beim Hackathon. Im Nachgang gab es zudem einen Vorstandstermin bei den Stadtwerken Münster, um das Konzept ausführlich vorzustellen.  

Smart City: Man muss bestimmte Gruppen fördern!

Immer mehr Städte und Kommunen entdecken das Potenzial von Hackathons. Dabei stehen Lösungen im Mittelpunkt, die einen Nutzen für die städtische Entwicklung darstellen – häufig unter Einbezug von offenen Datenquellen. Dabei bietet sich die Chance, Lösungen direkt und ungewöhnlich schnell für die Stadtentwicklung nutzbar zu machen. Viele Städte-Hackathons wie auch der MÜNSTERHACK sind gemeinnützig organisiert und heben sich damit von kommerziellen Hackathons ab. Die Städte schaffen dabei auch eine Unterstützung für ehrenamtlichen Stadtentwickler aus dem Open Data Umfeld. So haben sich in vielen Städten im Rahmen der Initiative Code for Germany so genannte OK Labs formiert, die gemeinsam mit Hilfe von offenen Daten an nützlichen Anwendungen und Visualisierungen zur Stadtentwicklung arbeiten. Durch den Hackathon erlangen diese Gruppen neue Aufmerksamkeit und kriegen direkte Unterstützung für ihre Arbeiten. Vor, während und nach der Veranstaltung. 

Die Vorteile eines Hackatons? Liegen auf der Hand!

Der Münsterhack hat gezeigt, dass Prozesse zu partizipativer, transdisziplinärer Stadtentwicklung und zur Bereitstellung von Open Government Data durch die Hackathon-Organisation beschleunigt werden. Der Hacking-Termin schaffte eine klare Deadline und sorgte somit für seichten Druck, den Teilnehmern rechtzeitig brauchbare Datensätze zur Verfügung zu stellen. Und sowohl die Stadtverwaltung als auch die Stadtwerke lieferten die Daten. Für die Idee „BusReality“ konnte das Team auf historische Echtdaten der Busankunftszeiten zurückgreifen, inklusive der Verspätungen ihrer Linienbusse von null bis 250 Sekunden pro Haltestelle. Die Stadt Münster stellt umfangreiche Geodaten zu kommunalen Einrichtungen bereit. Die kommunalen Partner profitierten im Gegenzug von schnellem und qualifiziertem Feedback zu ihren bereitgestellten Datenquellen. Die Verantwortlichen der Stadt und Stadtwerke trafen sich noch während des Hackathons mit den Teilnehmern zum intensiven Open Data Workshop über die Datenqualität und –bereitstellung. Auf diese Weise konnten noch innerhalb der Hackzeit das Feedback der Entwickler berücksichtigt und bessere Datensätze bereitgestellt werden. Nachdem das Event rund 30 Stunden dauerte, kam es am Ende noch zum Höhepunkt: Über 200 interessierte Zuschauer drängten sich in die Stadtwerke-Kantine zum Abschlusspitch. Alle Gruppen konnten interessante Lösungen präsentieren. Diese reichten von einer App für Leihfahrräder über Dashboards für Stadtteile bis hin zu einem Übersetzungswerkzeug für den regionalen Dialekt Masematte. Ende Februar treffen sich alle Teilnehmer, Mentoren und Unterstützer zum Nachtreffen im Digital Hub. Viele wollen beim nächsten Mal wieder dabei sein. Im Oktober soll dann weiter gehackt und Münster damit noch besser werden.