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Digitalisierung
Smarte Ideen: 30 Praxisbeispiele für Kommunen
Die vom BBSR zusammengestellte Handreichung zeigt, wie Kommunen die Digitalisierung dafür nutzen können, den Bürgerinnen und Bürgern zukunftsfähige Angebote zu unterbreiten. "Die 30 Beispiele verdeutlichen eindrucksvoll, wie innovativ und flexibel Städte und Regionen bereits digitale Technologien einsetzen", sagt Bettina Distel, die gemeinsam mit Charlotte Räuchle und Daniel Regnery die neue Publikation verfasst hat. KOMMUNAL berichtet exklusiv vorab und hat vier nachahmenswerte Projekte für Sie herausgesucht.
Kulturschätze.digital im Landkreis Kusel
Der Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz will seine Kulturschätze und Sehenswürdigkeiten auch digital bewerben. Damit sollen auch die Erinnerungen, Geschichten und Traditionen bewahrt werden. Im Projekt "Burgleben.digital" wird die 800-jährige Geschichte der Burg Lichtenberg in einem 360-Grad-Rundgang aufbereitet. Besucher sollen mit einem QR-Code und Augmented Reality und einem Smartphone in vergangene Zeiten eintauchen, indem die Burg rekonstruiert wird. Zudem entstehen in den Museen Augmented-Realitiy-Erlebnisstationen und 360-Grad-Räume. Beim Projekt "Draisine. digital" können Interessierte auf eine virtuelle Reise durch die Geschichte der ehemaligen Draisinenbahn im Glantal gehen, die Strecke gehört mit rund 40 Kilometern zu den längsten in Deutschland.
Kosten: Die Umsetzung kostet über 1 Million Euro. An der Finanzierung beteiligen sich der Bund und der Landkreis Kusel.
Was andere Kommunen lernen können: Der Landkreis Kusel reagiert mit der Lösung zukunftsorientiert, da es immer schwieriger wird, ehrenamtliche Museumshelfer zu finden, auch sinkt die Zahl von Zeitzeugen.
Energie und Klimaanpassung in Münster
Um Immobilieneigentümern die energetische Sanierung zu erleichtern, hat die Stadt Münster in Nordrhein-Westfalen aus der Luft Thermografiebilder von den Dächern aller Gebäude anfertigen lassen und stellte sie 41.000 Hausbesitzern auf einer Datenplattform kostenlos zur Verfügung. Dazu bekamen sie Interpretationshilfen. Zudem bot die Stadtverwaltung kostenfreie Energieberatungen an. Wer zu dem Zeitpunkt keinen eigenen Internetzugang hatte, konnte die Unterlagen per Post anfordern. Nutzer haben die Wärmebilder über 30.000-mal heruntergeladen - und die Zahl der in Anspruch genommenen Energieberatungen hat sich verdreifacht.
Was andere Kommunen lernen können: Der Erfolg lässt sich konkret messen, also die Anzahl der Bildabrufe, der Energieberatungen und der durchgeführten energetischen Sanierungen.
Smartes Quartier in Jena
In einem elfgeschossigen Wohnhauskomplex mit rund 250 Wohnungen entsteht im Jenaer Stadtteil Lobeda in Thüringen ein smartes Quartier. Das Kooperationsprojekt der Stadtwerke Jena und der Stadt soll erproben, wie Menschen möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können, wenn sie digitale Hilfe bekommen. Alle Wohnungen werden mit Smart-Home-Elementen ausgestattet. Ab Ende des Jahres soll ein Telemedizinraum zur Verfügung stehen. Darüber will die Kommune ausprobieren, wie sich telemedizinische Anwendungen etablieren können. Mit einbezogen werden Ärzte und Apotheken. Geplant sind auch sogenannte Gesundheitsappartements für ambulanten bzw. teilstationäre Patientinnen und Patienten des nahegelegenen Universitätsklinikums.
Kosten: Die Umsetzung der Maßnahmen in den Bereichen Pflege und Gesundheit kostet rund 750.000 Euro, der Bund und die Stadt Jena übernehmen sie anteilig.
Was andere Kommunen lernen können: Die Erfahrungen bei den telemedizinischen Anwendungen können auch anderen Kommunen zugutekommen. Mit dem Telemedizinraum und den Gesundheitsappartements testet Jena Lösungen, die bei zunehmendem Ärztemangel und möglichen Lücken bei der Pflege helfen können. Und die Angebote werden mit einem Stadtentwicklungsvorhaben verknüpft.
Glasfasernetz als interkommunales Projekt
Damit die Menschen schnelles Internet bekommen, haben sich die drei Kommunen Bergkamen, Kamen und Bönen (NRW) zusammengetan. Das Ziel: Knapp 1.700 Gebäude sollen an das Glasfasernetz angeschlossen werden. Um die "weißen Flecken" der Internetversorgung zu füllen, unterstützt der neu gegründete interkommunale Eigenbetrieb "BreitBand Bergkamen" seit 2018 die drei Kommunen beim Ausbau der Internetversorgung. Betroffene Grundstückseigentümer wurden über den Ausbau und mögliche Nutzungsverträge informiert. Seit 2023 laufen die Tiefbauarbeiten für die insgesamt etwa 150 Kilometer langen Glasfaserkabel. Fertig werden soll das Projekt 2025. Neben den privaten Haushalten sollen auch etwa 350 Gewerbestandorte und 13 Schulen von der Gemeinschaftsaktion profitieren.
Kosten: Der Bund fördert das Vorhaben mit dem Programm "Weiße Flecken" und "Sonderaufruf Gewerbegebiete" (rund 21 Millionen Euro), dazu kommt die Landesförderung "Gigabit-Anbindung Schulen" mit etwa 1,3 Millionen Euro.
Was andere Kommunen lernen können: Mit der Gründung des interkommunalen Eigenbetriebs unter Führung der Stadt Bergkamen wurde ein steuerlich-rechtlicher Rahmen geschaffen und die Voraussetzungen für eine effektive Umsetzung. Man hat sich für das Betreibermodell entschieden. Der Eigenbetrieb plant und baut das Netz und verpachtet es an einen Betreiber.
Die 30 Beispiele für Smart Cities-, und Smart Regions-Projekte als PDF zum Herunterladen: