So lüften Sie richtig - warum Sie die Klimaanlage niemals abschalten sollten!
So lüften Sie richtig - warum Sie die Klimaanlage niemals abschalten sollten!

Ansteckungsrisiko vermeiden

Sitzungssaal: so lüften Sie richtig gegen Corona

Viele Tipps, die in diesen Tagen durchs Netz schwirren, um das Corona-Ansteckungsrisiko zu minimieren, muten schon sehr skurril an. Da wurde zuletzt sogar in politischen Kreisen über Mützen und Schals in Klassenräumen diskutiert. Hintergrund: Es soll häufiger gelüftet werden. Letzteres ist zwar richtig, wir zeigen Ihnen aber, warum Schal und Mütze bei Ihrer nächsten Gemeinderatssitzung ebenso zu Hause bleiben können, wie in Schule oder Büro. Sechs Tipps fürs richtige lüften!

Husten, sprechen, niesen - keine Frage: Gerade im Winter bleibt das in geschlossenen Räumen nicht aus - weshalb regelmässiges Lüften der wichtigste Tipp in der Corona-Pandemie ist und bleibt. Das Umweltbundesamt hat nun in einer Handreichung genauer beschrieben, wie Räume am besten gelüftet werden, und zwar am Beispiel von Klassenzimmern. Die Tipps sind aber auch auf alle anderen größeren Räume, etwa den Sitzungssaal im Rathaus oder auch Konferenzräume und Büros übertragbar. 

richtig lüften: So ist es am wirkungsvollsten 

Ein Raum sollte sinnvollerweise alle 20 Minuten kurz gelüftet werden. Und zwar mit komplett geöffneten Fenstern für drei Minuten. Zusätzlich sollte in Pausen grundsätzlich gelüftet werden. Die Angst, in diesen drei Minuten würde es im Raum viel zu kalt, ist übrigens unbegründet, Mütze und Schal können zu Hause bleiben. Wird ein Raum drei Minuten lang mit weit geöffneten Fenstern gelüftet, sinkt die Raumtemperatur nicht um mehr als einen bis maximal zwei Grad. Ein 20 Grad warmer Raum kühlt in dieser Zeit also höchstens auf 18 Grad ab, schon wenige Minuten nach dem Schließen der Fenster ist die ursprüngliche Temperatur wieder erreicht. 

bitte nicht über die Türen lüften 

Gerade in Büroräumen lüften viele gerne, indem sie "nur" die Türen öffnen und evtl. dazu die Fenster ankippen. Das Kippen der Fenster reicht aber nicht aus, um einen Luftwechsel zu garantieren. Nur durch weit geöffnete Fenster ist das möglich. Das Öffnen der Türen ist sogar gefährlich. Denn auf diese Wesentliche verteilen sich die Schwebeteilchen (Aerosole) dann von dem einen Raum über den Flur in andere Räume. Am Ende werden also die Viren weitergetragen und Sie gefährden über das Öffnen der Türen noch andere Kollegen oder Personen.

So kontrollieren Sie das Lüften technisch

Auch das Umweltbundesamt hat in seine Empfehlungen nun den Einsatz von CO2 Messgeräten aufgenommen. Solche Geräte zeigen an, wann die Luft verbracht ist. Die meisten günstigen Systeme arbeiten dabei mit einem Ampel-Systeme. Bei Grün ist alles in Ordnung, bei gelb wird die Frischluft langsam knapp und spätestens bei Rot sollte dringend ausführlich gelüftet werden. Die Erfahrung zeigt aber: Wer sich an das kurze Stoßlüften alle 20 Minuten hält, dessen CO2 Messgerät wird kaum auch nur auf gelb umspringen. 

Klimaanlage auf keinen Fall ausschalten 

Immer wieder in die Kritik geraten sind im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie die Klimaanlagen. Die Experten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung empfehlen daher, die Anlage unbedingt zu nutzen. "Anlagen sollten nicht abgeschaltet, sondern im Gegenteil die Außenluftzufuhr über die Anlage erhöht und ein Umluftbetrieb vermieden werden", heißt es wörtlich. Das gilt übrigens rund um die Uhr. Klimaanlagen in Sitzungsräumen sollten auch vor und nach der Nutzung auf Nennleistung gefahren werden. Auch Nachts oder am Wochenende sollten Klimaanlagen nicht ausgeschaltet werden, sondern mit abgesenkter Leistung betrieben werden. 

diese baulichen Maßnahmen machen kurzfristig Sinn

Es gibt auch Räume, in denen sich die Fenster nicht öffnen lassen, häufig ist das aus Sicherheitsgründen in der Vergangenheit so gemacht worden. Etwa bei Räumen in höheren Stockwerken. Hier sind baulich kurzfristig Zu- beziehungsweise Abluftanlagen schnell realisierbar. Den Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte in öffentlichen Gebäuden sieht das Bundesumweltamt jedoch skeptisch. Sie seien - wenn überhaupt - nur als Ergänzung zum aktiven Lüften geeignet, so die Experten. 

und das ist langfristig zu tun 

Langfristig sollten die Kommunen dringend in ihren Haushalten Geld für Wärmetauschanlagen einstellen. Denn über solche Lüftungsanlagen wird Frischluft von außen angesaugt und gleichzeitig durch nach außen strömende Abluft erwärmt. Das ist unterm Strich die nachhaltigste Lösung für den Abtransport von Viren aber auch von Feuchtigkeit in Räumen. In Neubauten werden solche Anlagen schon seit Jahren empfohlen und meist auch automatisch eingebaut. Der Grund ist eigentlich ein anderer: Denn die heute sehr gut gedämmten Gebäude könnten sonst wegen nicht abtransportierter Feuchtigkeit Schimmel ansetzen.  In älteren Gebäuden gibt es sie fast nirgendwo. Auch unabhängig von der Corona-Pandemie halten Experten solche Anlagen jedoch für sinnvoll. Denn neben Viren geht es auch um Frischluft und CO2. Eine Investition in alle öffentlichen Gebäude macht hier also Sinn.