Brieftaube
Die Zeiten von Brieftauben und auch von Postkutschen sind vorbei. Doch was ist los mit der Post?
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Beschwerden

Die Post kommt nicht - Politiker protestieren

In Zeiten der schnellen Nachrichtenübermittlung dürfen die Menschen erwarten, dass sie nicht wochenlang auf ihre Post warten müssen. Im baden-württembergischen Ettlingen beklagte eine Bürger dies jetzt. Ihr Problem ist längst kein Einzelfall mehr. Die Beschwerden über die Post häufen sich bundesweit. Die verzögerte Postzustellung hat auch massive Auswirkungen auf Unternehmen und Kommunen. Ein Medienunternehmen beklagt gegenüber den Lesern, dass Zeitschriften zum Teil viermal an einen Empfänger versendet werden müssen, ehe sie ankommen.

Die sozialen Medien sind voll von solchen Geschichten: Die Post kommt - nicht oder zumindest häufig immer später. Die baden-württembergische CDU-Landtagsabgeordnete Christine Neumann-Martin beschreibt  jetzt einen erneut krassen Fall. Eine Bürgerin in Ettlingen habe über 19 Werktage keine einzige Post erhalten. Die Post habe Besserung gelobt und versprochen, zumindest alle zwei Werktage zu liefern, so die Abgeordnete. Auf die konkrete Nachfrage, wie es zu dem Komplettausfall in Ettlingen und Pfinztal kommen könnte, sei aber keine Antwort geliefert worden. "Es ist unzumutbar, mehrere Wochen keine Post zu bekommen", kritisiert die Politikerin scharf. Eine Frau in Füssen im Allgäu erstattete Medienberichten zufolge im Frühjahr Anzeige, nachdem sie seit mehr als einen Monat auf wichtige Briefe warten musste. Immer lauter wird gefordert: Die Post müsse dringend ihr Personalproblem lösen.

Post kommt nicht rechzeitig an

Denn zu wenig Personal und Ausfälle wegen Krankheit sind die häufigsten Erklärungen für die Zustellerprobleme der Post. Das Problem beschäftigt auch immer mehr die Kommunalpolitik. Bürgermeister quer durch Deutschland sind alarmiert. Im Bodenseekreis haben sich mehrere Bürgermeister zusammengetan und einen Beschwerdebrief und Hilferuf an das Bundeswirtschaftsministerium versandt. Die Rathauschefs  fordern sofortige Veränderungen: „Die Post hat einen Versorgungsauftrag", betonen sie im Südkurier. Die Bürgermeister machen sich auch Sorgen, dass die Wahlunterlagen nicht rechtzeitig bei den Wählern ankommen. Unternehmen warten auf ihr Geld, da wichtige Rechnungen erst sehr spät zugestellt werden.

Bürgermeister verärgert über Post

Die Post verweist wie auch in anderen Teilen Deutschlands immer wieder auf Krankheitsausfälle und eine allgemein schwierige Personallage. Dadurch könne es aktuell zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommen. Die Bürgermeister im Kreis Konstanz wollen sich mit den Beschwichtigungen aber nicht mehr zufrieden geben.  "Das geht jetzt schon ein halbes Jahr so", kritisiert der Bürgermeister der Gemeinde Hilzingen, Holger Mayer. Der halbe Landkreis sei betroffen. Er fordert "handfeste Lösungen", wie man das Problem in den Griff bekommen will.

Wahlunterlagen zu spät angekommen

Kommunen befürchten, dass auch Wahlunterlagen zu spät zugestellt werden. Eine Tagesspiegel-Leserin berichtete, dass sie an per Briefwahl an der Landtagswahl in Niedersachsen teilnehmen wollte. Die Unterlagen wurden am 19. September verschickt und kamen bei ihr am 15. Oktober an, also exakt sechs Tage nach dem Wahltermin, wie der Tagesspiegel im "Checkpoint"- Newsletter berichtete. Denn auch in Berlin bleiben die Briefkästen immer häufiger tagelang leer. Ein Post-Sprecher begründete dies auf Anfrage des rbb mit der Corona-Infektionswelle. Außerdem sei die Urlaubszeit hinzugekommen. So könne es in einzelnen Bezirken zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Der Deutsche Verband für Post, Informationstechnologie und Telekommunikation hat Laufzeitmessungen von Briefsendungen durchgeführt, um zu prüfen, ob die Post ihr Versprechen hält, 90 Prozent der Briefe am folgenden Tag zuzustellen. "Ich kann mit Sicherheit sagen, dass das sehr selten der Fall ist", sagte Serkan Antmen vom Verband dem rbb.

Unternehmen klagt: Zeitschrift viermal zugestellt

Auch Zeitungen und Zeitschriften sind immer häufiger von Zustellproblemen betroffen. So wandte sich jetzt eine Zeitschrift an die Leser, in den letzten Wochen habe man feststellen müssen dass sich die Qualität und Zuverlässigkeit der Postzustellung deutlich verschlechtert habe. Die Post behalte sich vor, für Zustellungen bis zu sieben Tage zu benötigen, bevor die Sendung als nicht zugestellt gilt und die Macher der Zeitschrift einen kostenlosen Ersatzversand an die Leser auslösen können. "Wir müssen also eine Woche warten, bis wir an Euch kostenlos Ersatz schicken können", heißt es in der jünst verschickten Mail an die Leser. Doch mittlerweile kämen selbst die Ersatzlieferungen mehrfach nicht an. Das bedeute, dass teilweise bis zu vier Hefte versendet werden müssen, bis eines den Empfänger erreicht. "Die Kosten der verschollenen Hefte bekommen wir nicht ersetzt, sondern müssen sie selbst tragen", heißt es in der Mail.  Dazu komme ein deutlicher Anstieg von Beschwerden im Kundenservice und leider auch steigende Kündigungszahlen.

Was tun? Für Reklamationen sind erst einmal die Postunternehmen - Deutsche Post AG und andere private Anbieter -   zuständig, sagt die Bundesnetzagentur. Daher sollten sich Verbraucher mit einer Beschwerde unmittelbar an ihr Postunternehmen wenden. Nur so erhalte das Unternehmen zeitnah von Qualitätsmängeln Kenntnis und hat die Möglichkeit, eine ordnungsgemäße Postversorgung herzustellen. Mehr Informationen.