Oranienbaum-Wörlitz - eine Stadt im Kulturerbe.
Wörlitz
© Stadt Wörlitz

Ehemaliger Polizist

Ein Bürgermeister mitten im Kulturerbe

Maik Strömer fordert mehr Ehrlichkeit in der Politik. Den Bürgern auch sagen, was nicht geht und was eine Kommune nicht leisten kann, ist wichtiger Teil des Amtes. Als Stadtoberhaupt von Oranienbaum-Wörlitz in Sachsen-Anhalt muss er diese Ehrlichkeit häufig an den Tag legen, denn die Finanzen der Gemeinde sind alles andere als rosig. In seinem Amt profitiert er auch von seinen Erfahrungen als langjähriger Polizist.

Er ist Bürgermeister mitten im Weltkulturerbe: Seit 2018 steht Maik Strömer an der Spitze der für ihre Barockgärten und Schlösser weltbekannten sachsen-anhaltischen Stadt Oranienbaum-Wörlitz. Einer Stadt, die größer ist, als es der Name denken lässt: „Oft glauben die Menschen, wir bestehen nur aus Oranienbaum und Wörlitz“, sagt Strömer. „Aber es gehören tatsächlich weitere acht Ortsteile dazu, die für die Stadt genau so wichtig sind.“ Und überall findet sich Historie. „Ich denke, man kann stolz darauf sein, dass Oranienbaum-Wörlitz im Bereich der anderen Welterbe, von der Lutherstadt Wittenberg bis zum Bauhaus in Dessau-Roßlau, gut mitspielen kann.“

Wörlitz ist nur einer von acht Ortsteilen

Was bedeutet, dass der Tourismus einer von mehreren Wirtschaftszweigen ist, von denen die Kommune lebt. „Im letzten Jahr hatten wir im ersten Lockdown einen Ansturm auf den Park in Wörlitz“, sagt Strömer. „Wir hatten da Besucher, die von ganz weit herkamen, um die wunderbare Landschaft, mit viel Abstand zu anderen Menschen, zum Spazierengehen zu nutzen.“ Für die ortsansässigen Hoteliers und Gastwirte allerdings ist das ein schwacher Trost. Und auch die Stadt rechnet mit Einbrüchen bei der Gewerbesteuer. Strömer versucht, in so einer Situation für seine Bürger da zu sein.

„Das Wichtigste ist, für den Bürger und den Unternehmer wie eine Art Sorgentelefon zu fungieren“, sagt Strömer. Für viele Dinge trage die Kommune zwar nicht die Verantwortung, aber gemeinsam könne man nach Lösungen suchen. Zum Beispiel, indem man Gastwirten die Gebühren für die Sondernutzungen ermäßige. Daneben ist Strömer der regelmäßige Austausch mit dem Landkreis und den Nachbarkommunen wichtig. Dabei gehe es vor allem um einheitliche Auslegung der Corona-Regeln. Schon heute könne man den Bürgern kaum noch verständlich machen, was nun eigentlich gilt, sagt Strömer. „Als Kommune versuchen wir deswegen, so viel wie nur irgend möglich zu kommunizieren.“ Sowohl über die Homepage als auch mit den Ortsbürgermeistern.

Vereinsleben wird nach der Pandemie wesentlich

„Wichtig ist es, mit den Menschen im Gespräch zu bleiben.“ Behindert wird der Bürgermeister dabei allerdings von der schlechten finanziellen Ausstattung der Kommunen in Sachsen-Anhalt. „Wir bräuchten Mittel, um unsere Pflichtaufgaben in dem Maße zu erfüllen, dass der Bürger es auch wirklich sieht“, sagt Stömer. Das gelte etwa für die Reparatur von Gehwegen, Radwegen und Straßen. „Da sind wir so minimal ausgestattet, dass solche Projekte teilweise über einen sehr langen Zeitraum laufen müssen“, meint Strömer. „Da haben viele Bürger teilweise berechtigt kein Verständnis mehr dafür.“ Und auch die freiwilligen Aufgaben der Kommune würden unter der schlechten Finanzausstattung leiden – etwa die Unterstützung für Vereine. „Und wenn es darum geht, nach der Pandemie wieder für neuen Zusammenhalt in der Gemeinde zu sorgen, wird das Vereinsleben besonders wichtig werden“, blickt Strömer in die Zukunft. Doch mittlerweile reichen die Einnahmen der Gemeinde nicht mehr aus, um die pflichtigen Ausgaben zu decken. „Es gibt im ganzen Landkreis Wittenberg keine einzige Gemeinde mehr, die noch einen ausgeglichenen Haushalt hat.“

Bürgermeister Strömer

Das Wichtigste ist, für den Bürger und den Unternehmer wie eine Art Sorgentelefon zu fungieren."

Maik Strömer, Bürgermeister von Oranienbaum-Wörlitz

Dass er sich einmal um Kommunalfinanzen kümmern würde, hatte sich Strömer als 18-Jähriger wohl nicht gedacht. Damals fing er bei der Polizei in Sachsen-Anhalt an. Doch schon mit 22 ließ er sich in den Stadtrat wählen, so wie sein Großvater, der auch schon im Stadtrat saß. „Ich habe oft Dinge aufgeschrieben, die man aus meiner Sicht verändern musste“, erinnert sich Strömer. „Und dann kam mir die Idee, das doch auch selbst mal zu machen.“

Der ehemalige Polizist profitiert von seinen Erfahrungen

Von seiner Tätigkeit und seinen Erfahrungen bei der Polizei profitiert er freilich auch als Bürgermeister. „Befehlsstrukturen, Organisation und Menschenführung spielten dort eine große Rolle. Und ich glaube, auch im Rathaus ist es enorm wichtig, dass man weiß, wer welche Kompetenz auch im Rathaus hat und dass man klar kommuniziert, welche Ziele erreicht werden sollen.“ Das habe nichts mit „Befehlston“ zu tun, betont der Bürgermeister. „Aber schon damit, dass jeder klar weiß, wofür er im Amt verantwortlich ist und was erledigt werden muss.“

Was für Strömer einen idealen Bürgermeister ausmacht? „Vor allem Transparenz und Ehrlichkeit“, sagt Strömer. „Mir ist wichtig, dass man mit allen Menschen, auch in den Unternehmen, immer offen und ehrlich umgeht.“ Doch das Stadtoberhaupt von Oranienbaum-Wörlitz schränkt ein: Das bedeute nicht, dass man alle Wünsche umsetze, die an den Bürgermeister herangetragen werden. „Es gehört auch zur Ehrlichkeit und Transparenz, dass man sagt, welche Dinge nicht umsetzbar sind, oder was die Kommune auch nicht selbst beeinflussen kann“, sagt Strömer. „Es geht am Ende darum, dem Bürger die Dinge so zu erklären, wie sie tatsächlich sind.“