Kampf gegen die Pandemie: Diese Kultureinrichtung hat geöffnet
Kampf gegen die Pandemie: Diese Kultureinrichtung hat geöffnet
© Titelbild der aktuellen Printausgabe der KOMMUNAL

Corona-Aktionen

Kommunen weisen den Weg aus der Pandemie

22. April 2021
Sie wollen nicht mehr länger auf die Vorgaben von oben warten und erproben Wege aus dem Lockdown - mit verantwortungsvollen Öffnungskonzepten, einem besseren Impfmanagement, mutigen Konzepten. Wir zeigen Ihnen die Vorreiter in Deutschland.

Die Pandemie dauert nun schon über ein Jahr. Während Bund und Länder noch über die richtige Strategie streiten, haben zahlreiche Kommunen bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Immer wieder gibt es Versuche, die Pandemie mit mutigen Konzepten zu bekämpfen und den Menschen neue Perspektiven zu ermöglichen. Für die aktuelle Printausgabe der KOMMUNAL haben Gudrun Mallwitz und Christian Erhardt wegweisende Konzepte zusammengetragen und vorgestellt. Die komplette Reportage lesen unsere Printabonnenten exklusiv. Online stellen wir Ihnen an dieser zudem eine Kurzversion der Reportage zur Verfügung.

Unser Printmagazin erscheint 10 mal jährlich, ein kostenfreies Probeabo richten wir Ihnen gerne ein. Wenn Sie dann zufrieden sind, erhalten Sie die Ausgaben zum Vorzugspreis von nur 49,- Euro im Jahr. 

 
 

Wege aus der Pandemie - Auszüge aus unserem Deutschland-Report 

Boris Palmer hat den Modellversuch sogar verlängert, auch wenn es Momente gab, in denen ihn die Zweifel packten. Denn die Zahl der Neuinfektionen stieg auch in Tübingen. Während in anderen Städten alles dicht war oder strenge Regeln beim Einkaufen galten, durften die Menschen in Tübingen trotzdem an Ostern ihren Cappuccino in den Cafes´ und ihre Pizza im Restaurant an den Tischen draußen genießen, sie durften abends auch ins Theater, Konzert oder Kino gehen. Der Tübinger Oberbürgermeister erhielt deshalb sogar Morddrohungen. Wer in der Tübinger Innenstadt in die Normalität eintauchen wollte, in der all das erlaubt ist, was im Lockdown verboten ist, durfte das gegen Vorlage eines negativen Corona-Tests vom gleichen Tag. Inzwischen wurde das Konzept angepasst, die Außengastronomie musste schließen. Mittlerweile ist der Tübinger Modellversuch wegen des Bundesnotbremse gestoppt worden.

Der Tübinger Oberbürgermeister ist längst nicht der Einzige, der mit eigenen Ideen Auswege aus der Lockdown-Schleife sucht. „Wenn wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, sind Lockdowns gar nicht erforderlich“, glaubt er.  „Es reicht nicht, nur Geld auszuschütten, um die Innenstädte zu retten. Wozu Palmer rät? „Einfach loslegen, nicht so viel fragen, was in Verordnungen und Gesetzestexten steht, sondern das machen, was nach dem gesunden Menschenverstand sinnvoll erscheint.“  Die deutsche Sicherheits- und Planungskultur passe nicht zur Pandemie. „Wir müssen da einfach schneller sein“, fordert Palmer.

Tübingen ist bislang immer schneller gewesen. Als deutlich wurde, wie gefährlich das Corona-Virus vor allem für Ältere sein kann, setzte die baden-württembergische Universitätsstadt auf Einkaufszeitfenster für Senioren, über 70-Jährige durften Sammeltaxis zum normalen Bustarif nutzen. Schon seit September 2020 wurde regelmäßig das Personal in allen Alten- und Pflegeheimen getestet, ab Oktober bot die Stadt kostenlose Schnelltests für Besucher der Einrichtungen an. An den Tübinger Schulen und in den Kitas konnten sich schon früh Lehrer, Schüler der Abschlussklassen und Kita-Beschäftigte testen lassen.

Ganz nach Tübinger Vorbild hatte Bürgermeister Dirk Neubauer in der mittelsächsischen Kleinstadt Augustusburg über Ostern die Gastronomie geöffnet – und sogar Hotels. Der Modellversuch wurde vom Land Sachsen genehmigt und wurde auch wissenschaftlich begleitet. Probeweise durfte Augustusburg den Tourismus wieder hochgefahren. Die Besucher mussten sich auf der Internetseite der Stadt registrieren. Sie erhielten per E-Mail einen Barcode und meldeten sich für einen kostenlosen Schnelltest an. „Wenn das Testergebnis negativ ist, verwandelt sich der Code für 24 Stunden in eine Eintrittskarte“, erläutert Bürgermeister Dirk Neubauer. Wie die Öffnungsschritte vor Ort genau funktionieren, auch darüber berichten wir in der aktuellen Printausgabe genauer. Durch die Bundesnotbremse muss nun auch Augustusburg den Modellversuch abbrechen. Der Grund: Die Inzidenz liegt weit über dem Grenzwert.

Zusätzlich stellen wir Ihnen das besonders erfolgreiche Modell aus Rostock in unserem Report in der Printausgabe genauer vor. 

 
 

Impfen gegen die Pandemie ist der entscheidende Weg 

Auch in diesem Bereich gehen die Kommunen mit eigenen Ideen voran. In Bremervörde in Niedersachsen hatte schon vor Ostern Deutschlands erstes Impf-Drive-In Zentrum eröffnet. Immunisierung an der Autotür heißt es dort. Oder genauer: Vorfahren, Fenster runter, Fieber messen, impfen, auf dem Parkplatz ausruhen und weiterfahren. Eine Art Spritztour übers Messegelände mit Immunisierung an der Autotür. Danach werden die Geimpften noch auf einen Warteparkplatz gebeten um zu schauen, ob alles gut verlaufen ist. 15 Minuten sollen sie sich dort noch "ausruhen". Geht es jemandem nicht gut, muss er nur hupen und sofort ist ein Arzt zur Stelle. Das Auto brauchen die Impflinge dafür zu keinem Zeitpunkt verlassen. Initiiert hat die Aktion der Landkreis Rotenburg gemeinsam mit der Stadtverwaltung, dem Deutschen Roten Kreuz, der Feuerwehr und der DLRG.

Auf moderne Technik setzt derweil die Kreisverwaltung in Borken im Münsterland. Über eine eigens entwickelte Software lädt sie Personen aus den Berufsgruppen ein, die geimpft werden dürfen. „Dabei können sogar Termine für bis zu vier Personen vereinbart werden, um Mitarbeiter schneller durchzuimpfen und gleichzeitig Schicht- und Einsatzpläne zu berücksichtigen", erläutert der organisatorische Leiter des Impfzentrums, Andreas Brinkhues. „Wir wollten ein System schaffen, mit dem wir schnell und flexibel auf neue Gegebenheiten wie größere und kleinere Intervalle zwischen Erst- und Zweitimpfung reagieren können“ sagt Landrat Kai Zwicker. Der Landkreis bietet außerdem schon seit eine Rest-Impfdosenbörse an: Dazu muss man sich im Internet über einen Button ins System eintragen und anmelden. Wer dann zusagt, muss innerhalb einer Stunde im Impfzentrum in Velen sein.

Einen Technik-Hype hat auch der „Mann mit der Maske“ ausgelöst. So wird Jenas Oberbürgermeister Thomas Nitzsche gerne genannt. Jena war damals die erste Stadt, die eine Maskenpflicht einführte, noch bevor es die Bundesverordnung gab. Im Sommer hatte sich die Stadt gemeinsam mit einem StartUp Unternehmen aufgemacht, eine eigene App zu entwickeln, um die Kontaktnachverfolgung besser organisieren zu können. Am 30. November vergangen Jahres, als kurz nach Beginn des zweiten Lockdowns ging sie an den Start. Die Alternative zur nur bedingt erfolgreichen offiziellen Corona-Warn-App stellen wir Ihnen in der aktuellen Printausgabe auch noch einmal genauer vor. Und auch, wie Sie als Kommune von dem Modell aus Jena ebenfalls profitieren und die Ideen übernehmen können. 

 
 

Die Beispiele zeigen: Es sind die Kommunen, die den Weg aus der Pandemie weisen – oft auch gegen Widerstände aus Bund und Ländern. Bei allen Nachteilen des Föderalismus zeigt sich aus Sicht dieser Städte aber, dass „lokales Handeln“ auch in einer solchen Pandemie neue Ideen befördert.