
Mülltonne: Wer presst, riskiert Strafen
In Mietshäusern ist es immer wieder ein Ärgernis: Die Sammelmülltonnen sind mal wieder fast voll. Da bietet sich doch an, den eigenen Müll zu pressen und so doch noch den Abfall in die Tonne zu bekommen. Noch findiger sind viele Hausbesitzer. In immer mehr Kommunen berechnet sich die Müllgebühr maßgeblich nach der Menge an Müll, die anfällt. Der Landkreis Oberhavel (Brandenburg) etwa hat in seine Mülltonnen einen Chip eingebaut - gezahlt wird dann pro Abholung. Doch was eigentlich Müll vermeiden soll, wird von einigen findigen Zeitgenossen gerne umgangen. Im Internet werden seit Monaten vermehrt Müllpressen angeboten. Die gibts oft schon für weniger als 20 Euro.
Müllpressen sorgen für eine leere Mülltonne
Locker Tausend Müllstampfer gehen monatlich laut Verbraucherzentralen allein bei Ebay monatlich über den virtuellen Ladentisch. Auch andere große Versandhäuser haben sie im Angebot. Die Versprechen klingen "zu gut um wahr zu sein". "Reduzieren Sie ihr Müllvolumen um über 70 Prozent heißt es da etwa.
Die Bedienung sei ohnehin kinderleicht. "Einfach einhaken und herunterdrücken", heißt es da. Kunden greifen nach dem Kauf des Geräts bei ihrem Müllentsorger gerne zu einer kleineren Mülltonne oder stellen diese eben seltener an den Straßenrand. Klingt auf den ersten Blick, als würde sogar noch die Umwelt geschont. Doch das Gegenteil ist der Fall.
Gepresster Müll stellt die Entsorger vor riesige Probleme
Es beginnt schon bei der Abholung - in vielen Regionen fährt der Müllmann die Tonnen noch händisch zum Müllwagen. Der gepresste Müll ist deutlich schwerer. Häufig bleibt er dann zudem in der Mülltonne hängen. Schwerer wiegen jedoch die Probleme bei der späteren Sortierung des Mülls. In den Sortieranlagen wird der Abfall möglichst locker auf Bänder geschüttet. So kann er besser nach Materialarten getrennt werden. Was dabei nicht identifizierbar ist, landet dann im Restmüll. Gequetschte Verpackungen etwa - die wiederverwertet werden können - sind so aber nicht mehr zu erkennen.
Mülltonnen - Presser - Müllsündern drohen hohe Strafzahlungen
Entsprechend konsequent gehen einige Kommunen aufgrund der Probleme inzwischen mit solchen Müllsündern um. Erste Kommunen nehmen zu schwere Mülltonnen inzwischen nicht mehr mit, lassen den Müll in der Tonne am Straßenrand stehen. Schaut man in die Satzungen der einzelnen Landkreise und Städte, so stellt man schnell fest, dass es auch richtig teuer werden kann. Geht die Tonne aufgrund des gequetschen Mülls etwa in Köln kaputt, so bittet die Stadt den Besitzer mit 90 Euro zur Kasse. Vergleichen mit den Strafen in vielen Abfallsatzungen ist das aber noch günstig. In Aachen droht laut Satzung ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro. Auch andere größere Städte wie Hamburg, Dortmund oder Essen untersagen die Verdichtung von Hausmüll strikt und erheben hohe Bußgelder.
Kommunen haben Handhabe gegen Müllverdichter
Das Gesetz gibt den Kommunen recht. Gibt es auch in Ihrem Entsorgungsgebiet Probleme mit den neuen "Müllpressern", so ist es rechtlich erlaubt, die Abfallsatzung zu überarbeiten und entsprechend hohe Bußgelder einzubauen. Das hat der Verwaltungsgerichtshof in Baden-Württemberg bereits geurteilt. (AZ: 10 S 1684/06) KOMMUNAL hat noch einen Tipp: Einige Landkreise (etwa in der Prignitz, Brandenburg) berechnen die Müllgebühr nach Gewicht, die Mülltonne wird vor der Entsorgung automatisch von den Müllfahrzeugen gewogen. Verpresser haben damit keine Chance mehr. Allerdings bemerken Kritiker bei dieser Variante immer wieder, dass Müll, der eigentlich in den Gelben Sack gehört (Plastikverpackungen) sehr leicht sind und so gerne mal "wegen der günstigen Gebühren" im Restmüll landet...
Kurze FAQ zum Müllpressen
Was bringt Müllpressen?
Nur wenn die eigene Gemeinde die Müllkosten nicht nach Gewicht berechnet, hat das Müllpressen einen Sinn
Welche Strafe ist für Müllpressen zu erwarten?
In der Stadt Köln können bis zu 50.000 € Strafe für das Müllpressen berechnet werden.
Warum schadet das Müllpressen der Umwelt?
Der gepresste Müll kann später kaum mehr sortiert werden.