masterplan stadtnatur beschlossen
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Masterplan Stadtnatur für grüne Städte

11. Juni 2019
Das Bundeskabinett will mehr Natur in die Städte bringen - das Konzept wird grundlegend zwar als positiv bewertet. Doch Kritiker bemängeln, dass es nicht weit genug greife.

Grüne Dächer, Wiesen an den Straßenrändern und Blumenbeete – das Bundeskabinett hat kürzlich den Masterplan „Stadtnatur“ beschlossen. Mit Förderprogrammen, Ideen-Wettbewerben und Wissenskampagnen sind Bürger und Stadtplaner dazu aufgerufen, neue grüne Flächen zu schaffen.

Die neuen grünen Lebensräume sollen einerseits Pflanzen und Insekten schützen und andererseits Stadtbewohnern grüne Oasen der Erholung bieten.

„Stadtnatur dient der Gesundheit. Vielfältige Grünflächen verbessern Stadtklima und Luftqualität“, schreibt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Natur leiste einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel. Und mit zunehmenden Hitzewellen und Starkregenereignissen werden heute „grüne Lösungen“ bevorzugt. Selbst kleinere Grünanlagen können die Temperaturen im Vergleich zur bebauten Umgebung bereits um 3 bis 4 Grad senken. Dezentral in grüne Infrastruktur zu investieren könne zudem günstiger sein als beispielsweise große Wasserrückhaltebecken zu bauen, so das Bundesministerium.

Masterplan Stadtnatur: Erholung für die Städter

Masterplan Stadtnatur

Neben den positiven Auswirkungen auf das Klima betont das BMU auch die weiteren Vorteile von Stadtnatur: Sie bedeutet Erholung, Sport und Freizeitgestaltung. Regelmäßige Naturkontakte mindern Stress und fördern die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit“, Zudem hebt das Ministerium hervor, dass ein naturnahes Umfeld positive Auswirkungen auf Kinder habe und die Eigenverantwortung, Kreativität und das Sozialverhalten sowie die motorischen Fähigkeiten stärke.

 So will die Bundesregierung die Kommunen dabei unterstützen, mehr unversiegelte Flächen zu schaffen und mehr Natur in Stadtparks, Sportstätten, Friedhöfen, privaten Gärten, urbanen Wäldern, an Gewässern, Gebäuden und auf landwirtschaftlich genutzten Flächen in Städten zu bringen.

Masterplan Stadtnatur

Warum nicht in den Dörfern?

Bundesumweltministerin Schulze erklärte, dass die Städte immer weiter in den Fokus rücken – und das nicht nur, weil immer mehr Menschen in die urbanen Räume ziehen: „Angesichts der vielerorts intensiven Landwirtschaft gewinnen die Städte mit ihrer Vielfalt an Lebensräumen eine zunehmde Bedeutung für den Naturschutz“. Zudem seien die Städte im Vergleich zur umgebenden Landschaft oft artenreicher, da sie verschiedene Standortbedingungen auf kleinstem Raum beherbergen.

Kritik für den Masterplan Stadtnatur kam unter anderem von Alexandra-Maria Klein von der Universität Freiburg: „Die biologische Vielfalt, über die wir reden, die sehr stark zurückgegangen ist, geht nicht in den Städten zurück, sondern sie geht in der Agrarlandschaft zurück.“ Und weiter: „Momentan sind die Menschen sehr weit davon weg, zu verstehen, wie Lebensmittel produziert werden und was biologische Vielfalt damit zu tun hat, was es bedeutet gesunde Böden zu haben.“ Im Deutschlandfunk begrüßte sie zwar die Förderung, plädiert jedoch für mehr Grünflächen mit einheimischen Pflanzen und Vielfalt. So könnten hochgezüchtete Rosengärten ohne Nektar nicht die Biotopvielfalt in den Städten erhöhen. Zudem kritisiert die Biologin, dass der Plan erst mal nur in Städten umgesetzt wird: „Warum nicht auf in Dörfern?“

Ist der Masterplan Stadtnatur zu lasch?

Der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) hätte für einen ehrgeizigeren Masterplan plädiert. So sei der neue Förderschwerpunkt Stadtnatur im Bundesprogramm Biologische Vielfalt zwar im Prinzip gut, aber angesichts der geringen Mittelausstattung nicht mehr als ein Feigenblatt. Der Verband kritisierte vor allem, dass mit dem Masterplan nur eine fragmentarische Umsetzung des „Weißbuchs Stadtgrün“ betrieben werde, das der Bund 2017 mit dem Ziel von mehr Grün veröffentlicht hat. Der Masterplan Stadtgrün soll dafür sorgen, dass die im Weißbuch gesetzten Ziele zur Erhöhung der Arten- und Biotopvielfalt in den Städten auch umgesetzt werden.

Zudem fehle im Plan ein klares Bekenntnis zur Landschaft, Natur und Stadtgrün schonenden nächsten Baugesetzbuchnovelle. Die fehlende Verankerung von Stadtgrün im Baurecht bemängelte auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Der bdla kritisiert, dass allein die Entfristung der §13b BauGB, über die in der Bundesregierung diskutiert wird, die Ankündigungen des Masterplans konterkarieren würde.

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