auch ländlich strukturierte Kreise gewinnen wieder Einwohner

Landleben: Bevölkerung in Landkreisen steigt wieder

Auch ländliche Kreise in Deutschland wachsen wieder. Zwar gilt das nicht überall. Aber laut einer neuen Statistik immerhin für die Mehrheit der Landkreise in Deutschland.

401 Landkreise gibt es in Deutschland. Die gute Nachricht vorab: In 227 davon ist die Zahl der Einwohner in den vergangenen 12 Jahren gestiegen. Und das teils nicht zu knapp. Insgesamt wachsen die städtischen Landkreise mit gut 4 Prozent zwar stärker als der ländliche Raum, der ein leichtes Minus verzeichnet. Schuld daran sind aber vor allem einige Regionen in Ostdeutschland. Dafür gibt es auch im Osten - allen voran in Brandenburg - starke Gewinner in ländlichen Kreisen. 

Im Westen der Republik hingegen gibt es ebenfalls auffallend viele Landkreise, die einen Bevölkerungszuwachs vermelden. Bundesweit ist die Einwohnerzahl in 227 der 401 Landkreise gestiegen, also in 57 Prozent aller Landkreise. Darunter befinden sich 136 städtische Landkreise und 91 ländliche Kreise. Im Gegenzug schrumpften 62 städtisch geprägte Landkreise sowie 112 ländliche Kreise. 

Hier sind die Landkreise mit den größten Zuwächsen 

Wenig erstaunlich ist natürlich, dass vor allem Landkreise im Umfeld größerer Städte deutlich zulegen konnten. Besonders deutlich zeigt sich das im Großraum München am Landkreis Erding. Hier stieg die Einwohnerzahl im Vergleich der Jahre 1995 zum Jahr 2017 um satte 32 Prozent. Fast jeder Dritte Einwohner ist hier also erst in den vergangenen Jahren zugezogen. Schon an zweiter und dritter Stelle folgen bei den größten Gewinnern aber zwei eigentlich ländlich geprägte Landkreise. Nämlich Potsdam-Mittelmark mit einem Plus von 27 Prozent und der Landkreis Oberhavel mit einem Plus von 24 Prozent. Beide Landkreise haben allerdings in Brandenburg durchaus eine Nähe zu Berlin beziehungsweise Potsdam. Trotzdem reicht etwa der Landkreis Oberhavel von der Berliner Stadtgrenze bis an den Landesgrenze nach Mecklenburg-Vorpommern. Und in der Tat konzentriert sich das enorme Plus in diesem Landkreis nicht ausschließlich auf die besonders Berlin-nahen Orte. Auch der stark durch Wälder und Landschaft geprägte Nordteil des Kreises verzeichnet stellenweise Zugewinne. 

Die Analyse zeigt: Auch in vielen Großstädten stehen die Zeichen nicht ungebremst auf Bevölkerungswachstum.

Ähnliches beobachten die Statistiker in Westdeutschland in Regionen, in denen keine Großstädte in unmittelbarer Nähe sind. Der Kreis Cloppenburg gewinnt 19 Prozent bei der Einwohnerzahl, Lüneburg 18 Prozent oder das Emsland 11 Prozent. 

Bei den kreisfreien Großstädten gibt es ebenfalls sehr unterschiedliche Trends, wie das Bundesinstitut für Bau- Stadt- und Raumforschung BBSR in seinen Zahlen zeigt. Gemessen an der Bevölkerung legten besonders die kleineren Großstädte kräftig zu. Dazu gehören Ingolstadt, Potsdam und Regensburg jeweils mit einem Zuwachs um etwa 20 Prozent. Im Münsterland gewinnen die Landkreise Coesfeld und Borken jeweils fast 10 Prozent hinzu. In Baden-Württemberg legt etwa der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald um fast 15 Prozent zu, Lörrach direkt an der Schweizer Grenze gewinnt gut 8 Prozent bei der Bevölkerung. 

Karte der BBSR. Sie zeigt farblich die Gewinner und Verlier
Karte der BBSR, sie zeigt farblich die Gewinner (Rot) und Verlierer (blau)

Diese Landkreise haben mit Abwanderung zu kämpfen 

Im Gegenzug sind es vor allem die größeren Städte und städtische Landkreise in Ostdeutschland, die Einwohner verlieren. Halle an der Saale und Chemnitz etwa verloren im gleichen Zeitraum etwa 20 Prozent ihrer Einwohner. Aber auch Bremerhaven hat mit ganz ähnlichem Schwund bei der Einwohnerzahl zu kämpfen. 

Die Analyse zeigt somit: Auch in vielen Großstädten stehen die Zeichen nicht ungebremst auf Bevölkerungswachstum. Auch wenn Städte wie München mit einem Plus von 25 Prozent oder Hamburg mit einem Plus von immerhin fast 9 Prozent hier immer wieder herausstechen. Die Hauptstadt Berlin hingegen wächst zwar auch überdurchschnittlich, mit gut 5 Prozent aber nicht so stark, wie andere Metropolen. 

Bei den ländlich geprägten Landkreisen hingegen ist der Trend sehr eindeutig. Hier sind es vor allem Landkreise in Ostdeutschland, die deutlich Einwohner verlieren. 

Der Kreis Mecklenburgische Seenplatte etwa musste im Berichtszeitraum ein Minus von 18 Prozent bei der Bevölkerung verkraften, noch etwas stärker der Kreis Bautzen in der Nähe von Dresden mit einem Minus von 19 Prozent. Der Erzgebirgskreis im Großraum Leipzig verlor über 21 Prozent der Einwohner.