Kommunen familiengerecht gestalten

27. September 2017
Auch Kommunen müssen inzwischen den Kampf um junge Berufstätige und junge Familien führen. Der Verein „Familiengerechte Kommune e.V.“ bietet Städten und Gemeinden ein Audit an, das den kommunalen Entscheidungsträgern helfen soll, familienfreundlichere Strukturen zu etablieren.

TEXT: Annette Lübbers Die Arbeit des Vereins „Familiengerechte Kommune e.V.“ mit Sitz in Bochum begann 2008 als Projekt des Familienministeriums NRW. In einer dreijährigen Pilotphase sollte in acht unterschiedlich großen Modellkommunen herausgefunden werden, was eine Kommune auf Dauer für Familien wirklich attraktiv macht. Das Fazit: Ganz wesentlich für Familien sind nach wie vor die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ein guten Wohnumfeld und ein ansprechendes soziales Umfeld. „In diesen Bereichen sind manche Kommunen schon gut positioniert, andere haben sich damit aber noch kaum beschäftigt. Und fehlende Familiengerechtigkeit kann in den nächsten Jahrzehnten ein entscheidender Standortnachteil sein“, erläutert Kirsten Witte, ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins. Ein weiteres Problem in vielen Kommunen: die mangelnde Vernetzung der städtischen Dezernate mit anderen Akteuren in der Kommune. Kirsten Witte: „Natürlich waren die Gegebenheiten in jeder Kommune, die wir bislang analysiert haben, unterschiedlich. Aber es war deutlich feststellbar, dass auf kommunaler Ebene viele Akteure zwar sehr wohlmeinend unterwegs sind, aber selten ihre Arbeit untereinander in Beziehung setzen.“ Und Karl Janssen, Sozialpädagoge und Vorstandsmitglied mit über 30 Jahren Erfahrung im kommunalen Bereich, ergänzt: „Dezernate entwickeln ja – besonders wenn sie miteinander um Budgets und Aufmerksamkeit konkurrieren – ohnehin sehr oft einen Tunnelblick. Dazu kommt, dass Personal- und Zeitmangel dafür sorgen, dass sich viele Dezernate nur noch auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Dabei muss man häufig viele Chancen zur Entwicklung liegen lassen.“

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Chancen erkennen und realisieren: Das sind die Zielsetzungen der Auditierungen, die der Verein Kommunen anbietet. In einem demokratischen Prozess werden kommunale Entscheider mit Hilfe des Vereins darin unterstützt, im Rahmen einer langfristigen strategischen Konzeptentwicklung das städtische Leben so familienfreundlich und familiengerecht wie möglich zu gestalten. Dabei hat der Verein sechs zentrale Handlungsfelder ausgemacht: Steuerung, Vernetzung und Nachhaltigkeit, Familie, Arbeitswelt und Betreuung, Bildung und Erziehung, Beratung und Unterstützung, Wohnumfeld und Lebensqualität, Senioren und Generationen.

Familiengerecht fortbilden

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist der Aufbau eines Netzwerkes, damit bereits auditierte Kommunen sich untereinander austauschen können. Außerdem bietet der Verein Fortbildungen für kommunale Fachkräfte an und leistet Forschungsarbeit. Die Arbeit des gemeinnützigen Vereins finanziert sich durch Sponsorengelder und Stiftungsmittel. Die auftraggebenden Kommunen bringen – je nach Einwohnerzahl – zwischen 12.500 und 48.000 Euro für die Auditierung auf.  Der Prozess läuft nach einem standardisierten Verfahren ab: Am Anfang steht eine ausführliche Vorstellung des Verfahrens durch den Verein, gefolgt von einem formellen Ratsbeschluss, der von allen Entscheidern in der Kommune mitgetragen wird.

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