Rathaus in Deutschland, hier Pritzwalk
Deutschlands Rathäuser stehen vor einem hohen Investitionsbedarf.
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Befragung

Trotz mobilem Arbeiten: Kommunalverwaltungen brauchen mehr Platz

Kommunalverwaltungen brauchen mehr Platz für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen - trotz Homeoffice. Das ergab eine Befragung zum Flächenbedarf von Städten und Gemeinden. Anders als viele private Unternehmen geben die Kommunen an, mehr Bürofläche zu benötigen als noch vor wenigen Jahren. Wie kann das sein?

Fast jede vierte der von KfW Research und dem Deutschen Institut für Urbanistik befragten Kommunen über 2000 Einwohner braucht mehr Flächen für die Büros. Dass künftig weniger Platz genötigt wird, davon gehen 14 Prozent aus, nur acht Prozent der Befragten haben bereits einen Rückgang des Bedarfs festgestellt. In Zeiten von mobilem Arbeiten und Homeoffice klingt das nicht ganz plausibel, da auch immer mehr kommunale Beschäftigte von zu Hause aus arbeiten.

Kommunen: Mehr Platz für Verwaltungsräume nötig

Doch die Experten für die Sonderauswertung des Kommunalpanels sehen darin keinen Widerspruch. "Bei den Kommunen fallen immer mehr Aufgaben an. Das führte zu einem deutlichen Personalaufwuchs in den vergangenen Jahren", sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Viele Kommunen rechnen für die Zukunft mit noch mehr Personal.

Marode Gebäude schrecken Arbeitskräfte ab

Allerdings erschwere der vielerorts desolate Zustand der Verwaltungsgebäude die Bemühungen der Kommunen, Fachkräfte zu finden. 75 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass der Gebäudezustand Einfluss auf die Produktivität und auf die Arbeitsmotivation der Beschäftigten hat. 67 Prozent beobachten einen direkten Zusammenhang mit der Gewinnung von Mitarbeitern. Das sehen auch Experten so. "In Zeiten des Fachkräftemangels spielen auch solche Faktoren eine relevante Rolle", so Fritzi Köhler-Geib.

Nur in 9 Prozent der Kommunen hoher Stellenwert

In der Befragung gaben jedoch 68 Prozent der Kommunen an, dass der Zustand der Verwaltungsgebäude keine oder eine nur geringe politische Priorität habe. So haben laut der Studie nur in 9 Prozent der Kommunen Investitionen in die kommunalen Verwaltungsgebäude einen hohen Stellenwert. Derzeit konzentriere man sich bei den Investitionen auf die Schulen und Kitas - das liegt auch am Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Für den Ganztagsbetrieb muss in den Schulen massiv aus- und umgebaut werden.

Massiver Investitionsrückstand

Dass Kommunen das Rathaus wegen anderer prioritärer Aufgaben nicht zuerst im Blick haben, hat Konsequenzen: 72 Prozent der befragten Kommunen sehen einen gravierenden oder zumindest nennenswerten Investitionsrückstand bei den energetischen Maßnahmen für ihre Verwaltungsgebäude.

Screenshot Grafik Hohe kommunale Investitonsbedarf öffentliche Verwaltung

Energetische Sanierung hat begonnen

Rund acht von zehn Kommunen haben laut Studie bereits Maßnahmen begonnen, um ihre Gebäude energetisch zu sanieren. "Damit sind viele Kommunen bereits auf einem guten Weg, steigenden rechtlichen Verpflichtungen zu begegnen", so das Fazit der Experten.

Befragt wurden für das KfW-Kommunalpanel 2024 von September bis November 2023 Kommunen mit mehr als 2000 Einwohner. Insgesamt beteiligten sich 799 Kommunen.

Mehr Informationen.

Die Studie zum kommunalen Investitionsbedarf in Verwaltungsgebäude finden Sie hier als PDF: