Ein Weizenfeld brennt, die Feuerwehr löscht.
Die Feuerwehr kämpft mit den Flammen auf einem Weizenfeld.
© Timo Jann

Gastbeitrag

Waldbrandgefahr - was Kommunen tun können

Derzeit herrscht hohe Waldbrandgefahr. Vegetationsbrände sind eine Gefahr nicht nur für Wälder, sondern auch für die Ernte, Gebäude und die Natur. Was können Kommunen tun – und was sollten sie lassen? Tipps vom Feuerwehr-Experten Ulrich Cimolino.

Die Waldbrandgefahr steigt

Vegetationsbrände stellen insbesondere in trockenen und heißen Jahren, wie in diesem und auch in den letzten beiden Jahren, häufiger Probleme dar. Es geht dabei nicht nur um die Waldbrandgefahr. Die Feuer vernichten auch in Deutschland Ernte, bedrohen mit ihren Folgen wie der Bodenerosion aber auch die Kulturlandschaften - und können auf bewohnte Bereiche oder natürlich Vegetation übergreifen. Dazu zählen neben Wäldern auch Moor und Heidegebiete.

Als Ursachen kann man meistens den Menschen  mit seinen Maschinen, Fahrzeugen - auch heißer Katalysator am PKW oder heißer Abgasstrang am LKW - ausmachen oder mit seinem Verhalten: mit Rauchen, Grillen in trockener Umgebung, oder gar Brandstiftung. Natürliche Ursachen wie Blitzschlag oder Selbstentzündung, zum Beispiel bei gepresst gelagertem, feuchtem organischem Material,  sind grundsätzlich möglich, aber im Freien sehr selten.

Wie sind Brände zu vermeiden?

Jeder vermiedene Brand schont die Ressourcen, sowohl ökonomisch, ökologisch, wie auch auf Seiten der Brandbekämpfung, also der Feuerwehren. Liegen gebliebener Müll kann in Einzelfällen - gefüllte klare Glas- oder Plastikflaschen und starke Sonneneinstrahlung - aufgrund des Brennglaseffektes ebenfalls zu Bränden führen.

Die Entzündung mit Glasscherben ist entgegen vieler Medienberichte jedoch eine „Rural Legend“. Der Wissenschaft gelang es bisher nicht, einen Zusammenhang mit liegenden Scherben, Sonneneinstrahlung in beliebiger Konstellation und einem dadurch verursachten Feuer herzustellen. Trotzdem muss natürlich liegen gebliebener Müll umgehend beseitigt werden. Ausreichend viele und große Abfallbehälter sind insbesondere in den stark frequentierten Ausflugsgebieten aufzustellen und regelmäßig zu leeren.

Maschinen als Brandauslöser?

Staatliche oder gemeindeeigene Bau- und Betriebshöfe, Land- und Forstwirte pflegen oder verfügen nicht nur über die Grundstücke und deren Bewuchs, die von Bränden betroffen sein könnten, sondern haben auch jede Menge spezieller Maschinen und Know-How, die in der Vermeidung und Bekämpfung von Bränden eine wertvolle Rolle spielen können und das auch seit vielen Jahren immer wieder beweisen!

Häufige Zündquelle von Vegetationsbränden in der Landwirtschaft sind trotzdem oft die eigenen Maschinen, wie durch Überhitzung zum Entzünden von Material am oder unter dem Gerät führen. In diesem Sinne sollten die eingesetzten Maschinen und Geräte ordentlich und regelmäßig gewartet werden. Dazu gehört insbesondere bei längerer Trockenheit und demzufolge am Boden und in der Luft die Reinigung von feinem, zum Teil staubartigen, organischen Material.

Was ist bei Überhitzung von Maschinen zu tun?

Sollten sich Maschinen überhitzen, gilt: Die laufende Arbeit  sofort einstellen, möglichst auf nicht brennbaren Untergrund - zum Beispiel Weg, Straße, Freifläche-  oder in einen Bereich mit Grünpflanzen, wie Rüben, fahren oder ziehen. Die betroffene Maschine ausschalten, soweit ein Anhänger mitgeführt wird, oder dieser selbst betroffen ist, den – soweit technisch und gefahrlos möglich - sofort abkuppeln und ausreichenden Abstand herstellen. Sofort die Feuerwehr über den Notruf 112 alarmieren!

Eine möglichst genaue Ortsangabe hilft der Leitstelle bei der Alarmierung. Kann sogar noch eine örtliche Windrichtung angegeben werden, hilft das den Feuerwehren bei der Anfahrt. Ist das Feuer abseits üblicher Orientierungspunkte wie Ortschaften oder Wegkreuzungen  kann man natürlich über Smartphone oder GPS im Fahrzeug die Koordinaten übermitteln.

Was ist unbedingt zu vermeiden?

Land- und forstwirtschaftliche Maschinen, LKW und PKW moderner Bauarten sind relativ anfällig gegen direkte Flammen- und Hitzeeinwirkungen. Sie können aufgrund ihrer eigenen regulären Temperaturabstrahlung beziehungsweise bei modernen LKW durch „Freibrennen“ der bei Serien-LKW nach unten gerichteten Abgasanlagen auch selbst zu Zündquellen werden. Traktoren stellen an der Stelle ein geringeres Problem dar, weil deren Abgasanlagen in der Regel nach oben gerichtet sind.

  • Stellen Sie keine Arbeitsmaschinen, LKW oder PKW mit bodennahen heißen Abgasanlagen auf brennbaren Böden oder gar auf trockener Vegetation ab!
  • Fahren Sie nicht mit Fahrzeugen über Glutnester oder gar durch Flammen! Außer diese sind dafür ausdrücklich geeignet, weil sie zum Beispiel vor Flammeneinwirkungen geschützte Leitungen, hoch gelegte Luftansaugung, Luftfilter mit Ölbad und geschlossene Kabinen haben. Das trifft nur auf wenige Spezialfahrzeuge zu!

Wie kann man mit der richtigen Bewirtschaftung Bränden vorbeugen?

Die Vegetation sollte so angelegt werden, dass es insbesondere bei größeren Flächen immer wieder Schutzstreifen gibt, die anders genutzt werden, um bei einem Feuer mögliche Totalverluste über zig Hektar zu vermeiden. Als Beispiel kann man hier den breiten, streifenartigen Anbau von Grünpflanzen zwischen Getreidefeldern, oder Getreide verschiedener Reifungsstufen nennen. Letzteres wird allerdings gerade in trockenen Jahren in der Wirkung in Richtung Haupterntezeit stark eingeschränkt sein.

Natürlich funktionieren auch Grünriegel aus Buschwerk und Laubbäumen, die dann gleichzeitig auch noch Effekte gegen Winderosion haben. Abzuraten ist an dieser Stelle von leicht brennbaren, harzhaltigen Nadelhölzern.

Soweit Wald an Feld grenzt, sollte mindestens der Waldrand bei Neupflanzungen bevorzugt mit Laubhölzern aufgeforstet werden. Das hilft der Feuerwehr, den Brand am Waldrand zu stoppen.

Was gilt im Umkreis von gefährdeten Objekten?

Das gilt natürlich auch für durch Feuer gefährdete Objekte wie Klär-, Biogasanlagen, Stallungen oder Fahrzeughallen. Hier sollten entweder am besten direkt Grünriegel oder Wiesen darum herum angelegt werden, oder wenigstens unmittelbar nach der Ernte Schutzstreifen eingeackert werden. Ebenfalls ist es bei großflächigen Feldern hilfreich für die Gefahrenabwehr, wenn zuerst entlang der Straßen und Wege in das Gebiet (ein-)gearbeitet wird, damit die Straßen und Wege auch bei einem Feuer noch befahrbar bleiben.

  • Entfernen Sie insbesondere aus bewaldeten Schutzstreifen regelmäßig trockenes Fall- und Unterholz. Das verringert den liegenden Brennstoff und verringert erheblich die Gefahren einer Brandausbreitung beziehungsweise reduziert im Falle einer Brandentstehung die Intensität und die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Feuers.
  • Sorgen sie auf Waldbrandschneisen für regelmäßige Pflege durch Entfernen der nachwachsenden Vegetation.
  • Halten Sie die vorgesehenen Straßen und Wege im Untergrund und in der lichten Höhe und Breite befahrbar! Entsprechende Vorschriften oder Empfehlungen gibt es in den meisten Bundesländern, allerdings in unterschiedlicher Ausführung und in unterschiedlichen Zuständigkeiten. Sorgen Sie für freie (Feuerwehr-)Zufahrten durch entsprechende Beschilderung und Überwachung.
  • Sorgen sie auf Waldbrandschneisen für regelmäßige Pflege durch Entfernen der nachwachsenden Vegetation.

Wie kann der Feuerwehreinsatz unterstützt werden?

Schutzstreifen behindern die direkte Ausbreitung eines Feuers, allein verhindern können sie das aber insbesondere bei Wind nicht. Jeder Schutzstreifen muss daher überwacht werden. Denn er dient als Ausgangsbasis für die (Nach-)Löscharbeiten der Feuerwehr.  Wie der Angriff der Feuerwehr auch, so sollte der Schutzstreifen immer von der windabgewandten Seite des Feuers begonnen werden und flankierend in ausreichendem Abstand vom Feuersaum im noch nicht brennenden Bereich gezogen werden.

Der ausreichende Abstand hängt ab

  • vom Bewuchs und damit
  • von der Flammenhöhe
  • von Windstärke und
  • Windrichtung sowie
  • vom Werkzeug (Zugmaschine und Pflug bzw. Grubber).

Je höher der Bewuchs und damit die Flammenhöhe, umso weiter weg muss man sich davon aufhalten und den Schutzstreifen ziehen, um auch bei Windänderungen sicher zu sein!

Ist das Getreide völlig ausgewachsen und sehr trocken, wird gegebenenfalls nicht alles untergepflügt werden können und somit verbleiben möglicherweise brennbare Teile an der Oberfläche. Hier muss dann der Streifen verbreitert und - falls notwendig-  eingenässt werden – zum Beispiel mit Güllefässern oder -fahrzeugen.

Was kann die Kommune für die Feuerwehr tun?

Die Feuerwehren benötigt die richtige Ausrüstung:

  • Feuerwehrschutzkleidung für die Brandbekämpfung im Freien ist eine andere wie für den Innenangriff!
  • Zumindest für größere Bereiche sollten geeignete Spezialfahrzeuge (z.B. TLF 3000-W, LF 20-KatS, SW) und passende Zusatzausrüstung (zum Beispiel  Zusatzbelastungssatz Waldbrand, aber auch CO- und Wind-Messgeräte für ein möglichst geländegängiges Führungsfahrzeug) beschafft werden, um auch in unwegsamen Gegenden effizient Feuer löschen zu können. Dabei können sich natürlich mehrere Gemeinden diese Aufgaben teilen. Die Kreise sind hier gefordert, um sinnvolle Kooperationen anzuregen und zu unterstützen.

Begleitend muss es die richtige Aus- und Fortbildung geben, um Verletzungen oder Fahrzeugschäden oder gar -verluste zu vermeiden.

Dr. Ulrich Cimolino ist Vorsitzender des Arbeitskreises Waldbrand beim Deutschen Feuerwehrverband Düsseldorf, Dozent und Autor von Fachbüchern.