Karussell -Schausteller dürfen wieder starten
Das Karussell dreht sich trotz Großveranstaltungsverbot wieder in manchen Kommunen.
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Kreative Konzepte

Kommunen lassen Schausteller nicht im Stich

Die in der Corona-Krise verbotenen Großveranstaltungen haben die Schausteller in eine tiefe Krise gestürzt. Tausende demonstrierten gegen das "Quasi-Berufsausübungsverbot". Die Kommunen versuchen zu helfen: mit kreativen Konzepten. In Braunschweig verteilen sich beim Stadtsommervergnügen Spiel- und Fahrgeschäfte wie Imbissstände in der ganzen Stadt. In Nürnberg dreht sich das Riesenrad direkt am Rathaus.

Tausende Schausteller sind in den vergangenen Monaten auf die Straße gegangen. "Viele von uns hatten auf dem Weihnachtsmarkt 2019 die letzten Einnahmen. Einige haben zuletzt auf dem Oktoberfest Geld verdient", machte der Präsident des Deutschen Schaustellerverbandes und der Europäischen Schausteller-Union, Albert Ritter, die dramatische Situation seines Berufsstandes auf Veranstaltungen deutlich.

Die Absage der Kirmes in der Corona-Krise sei eine Ungleichbehandlung des Schaustellergewerbes gegenüber anderen Gewerbetreibenden und bringe die Schausteller massiv in Existenznot, beklagte Ritter. Dass die Schausteller ihre Feste nicht öffnen dürfen, obwohl sie mit ihren Hygienekonzepten gut vorbereitet sind, sorgt immer noch für Unverständnis. Was die Situation noch verschärfen dürfte: Am 27. August haben sich die Länderchefs und Bundeskanzerin Angela Merkel darauf geeinigt, Großveranstaltungen über den 31. Oktober hinaus bis mindestens Ende des Jahres zu verbieten.

Schausteller über Nürnberger Sommertage froh

Doch die Kommunen lassen die Schausteller nicht im Stich und werden vermutlich auch für Weihnachtsmärkte Lösungen finden. In Nürnberg dreht sich derzeit das Karussell direkt am Rathaus - das erste Mal wohl in der Geschichte.  Die "Nürnberger Sommertage" locken seit 31. Juli noch bis zum 6. September an mehreren Standorten in der fränkischen Stadt Fahrgeschäfte und Imbissbuden. Unter dem Titel „Nürnberger Sommertage“ finden an verschiedenen Standorten in der Innenstadt – zu denen der Hauptmarkt und die Insel Schütt, aber auch der Aufseßplatz gehören – dezentrale Attraktionen statt. So verteilen sich die Besucherströme.

In den bayerischen Sommerferien erhoffen sich die Schausteller, die verlorenen Einnahmen wenigstens zu einem kleinen Teil kompensieren zu können. "Andere reden darüber, wir machen es", sagt Oberbürgermeister Marcus König nicht ohne Stolz. Das Vergnügungsangebot hilft nicht nur den Schaustellern, sondern soll auch wieder mehr Besucher in die Innenstadt bringen. Und für die Kinder und Erwachsenen ist bei den Nürnberger Sommertagen in der ruhigen Corona-Zeit endlich wieder einmal etwas los. Geöffnet: Täglich: 11 bis 21 Uhr und freitags und samstags 11 bis 22 Uhr.

Braunschweig bietet Stadtsommervergnügen

Seit dem 31. Juli sind die Schausteller mit ihren Fahrgeschäften auch im niedersächsischen Braunschweig vertreten - ebenfalls gut verteilt. Riesenrad, Kettenkarussell, Imbissstände und vieles mehr bringen in die Innenstadt  ebenfalls seit 31. Juli eine vergnügliche Atmosphäre. Möglich macht das Stadtsommervergnügen ein Konzept der Stadtmarketing GmbH und des Schaustellerverbandes Region Harz und Heide e.V. 

"Die Stadt hat das Stadtsommervergnügen schnell und unkompliziert ermöglicht", lobt Stefan Franz, Vorsitzender des dortigen Schaustellerverbandes. Acht Standorte wurden festgelegt: Der Domplatz, der Kohlmarkt, Langer Hof, Platz der Deutschen Einheit, Rauhfäutchenplatz, Sack, Südlicher Schlossplatz und der Platz am Ritterbrunnen. Karussells und Imbissstände haben noch bis zum 30. August von Sonntag bis Donnerstag von 11 bis 20 Uhr und freitags und sonnabends von 11 bis 21 Uhr geöffnet.

Schausteller erstellen Hygienekonzepte

Für ihre Attraktionen haben alle Schaustellerinnen und Schausteller Hygienekonzepte erstellt, die von den zuständigen Behörden genehmigt worden sind. Demnach müssen alle Besucherinnen und Besucher ausreichend Abstand zu Personen außerhalb des eigenen Hausstandes halten sowie beim Betreten der Attraktionen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. So können alle das besondere Freizeitangebot in der Braunschweiger Innenstadt unbeschwert genießen.

Als Erfolg wird auch das "Tivoli-Wunderland" im Schloss und Auenpark in Paderborn gewertet. Der temporäre Freizeitpark wurde in diesem Jahr von den Schaustellern anstelle des Libori-Festes organisiert. Er hat nach Ansicht der Schausteller gezeigt, "dass Kirmes auch unter Corona-Bedingungen funktioniert."