Große Überraschungen beim Gehaltsreport - das große Landkreis-Ranking mit den verfügbaren Einkommen
Große Überraschungen beim Gehaltsreport - das große Landkreis-Ranking mit den verfügbaren Einkommen

Durchschnittsgehalt

Landkreis-Ranking: Hier bleibt den Menschen am meisten Geld zum Leben!

Was am Ende des Monats übrig bleibt hängt nicht nur vom Gehalt ab, sondern auch davon, wie viel das tägliche Leben kostet. Setzt man Kostenstruktur und Einkommen in ein Verhältnis, so ergibt sich ein reales Gehaltsranking. Das Portal Stepstone hat dieses Ranking für alle gut 400 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland errechnet. Die Ergebnisse sind ein weiterer Beweis für die Stärke der ländlichen Räume in Deutschland.

Das Landkreis-Ranking zum Gehalt der Deutschen hält eine Reihe von Überraschungen bereit. Die Behauptung, in München würden die reichen Deutschen wohnen und auf dem Land sind die Lebensdedingungen schlechter, ist schlicht falsch. Das Gegenteil ist der Fall. Stepstone hat Gehalt und Lebenshaltungskosten in Relation gesetzt und daraus das "verfügbare Einkommen" je Einwohner errechnet. Konkret herausgekommen ist einerseits ein Durchschnittsgehalt für jeden Landkreis und der wird verrechnet mit den regionalen Ausgaben für Miete, Nahrung, Mobilität und Freizeitaktivitäten. Um es vorweg zu nehmen: Gewonnen haben im Landkreis-Ranking eher ländliche Landkreise und eine wenige Städte - die heißt aber nicht München, sondern liegen in Niedersachsen und NRW. 

Das sind die Gewinner im Landkreis-Ranking 

Am meisten ist das Gehalt der Menschen nach Abzug der Kosten laut dem Landkreis-Ranking in Holzminden wert. Hier liegt das Nettogehalt im Schnitt zwar "nur" bei gut 36.000 Euro, die Lebenshaltungskosten sind mit 18.400 Euro aber überschaubar, so dass ein "Resteinkommen" von rund 17.700 Euro bleibt.  Holzminden liegt im südlichen Niedersachsen, dort gibt es unter anderem einem Campus der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst. Holzminden gehört zur Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg. Die Stadt ist damit ein Paradebeispiel für Menschen, deren Arbeitgeber in einer Großstadt wie Hannover sitzt, wo die Menschen aber von oftmals daheim mobil arbeiten können und nur tageweise pendeln müssen. 

Auf Platz 2 im Landkreis-Ranking rangiert eine wirkliche Überraschung. Der Landkreis Vulkaneifel. Er wird häufig als strukturschwach bezeichnet. Der Landkreis liegt im Nordwesten von Rheinland-Pfalz in der Eifel. Es ist der nach Einwohnerzahl kleinste Landkreis in Rheinland-Pfalz und übrigens der viertkleinste Landkreis in Deutschland. So viel zum Thema, wir brauchen möglichst große Einheiten, damit eine Region erfolgreich ist. Nach Abzug der Lebenskosten bleiben den Menschen in der Vulkaneifel von ihrem durchschnittlichen Nettoverdienst von gut 37.000 Euro rund 16.800 Euro übrig. 

Leverkusen hat es ebenfalls auf das Siegerpodest geschafft. Platz 3 im Landkreis-Ranking mit einem "Resteinkommen" von 16.700 Euro. Hier fällt auf, dass die Nettojahresgehälter mit über 41.000 Euro zwar deutlich höher sind, aber auch die Lebenshaltungskosten mit über 24.000 Euro recht hoch ausfallen. Hier darf nicht vergessen werden, dass die Stadt auch Heimat des Chemieriesen Bayer ist. Das Bruttoeinkommen im Landkreis liegt bei knapp 70.000 Euro, rund 15.000 Euro mehr als im deutschen Durchschnitt. 

Die nächste handfeste Überraschung findet sich dann auf Platz 4 - der Landkreis Wunsiedel wurde in der Vergangenheit gerne als das Armenhaus Bayerns bezeichnet. Abwanderung, weite Entfernung zur nächsten Großstadt (Nürnberg ist über 100 Kilometer entfernt), am Rande der früheren Grenze zur DDR. Mit einem durschnittlichen Nettoeinkommen von 36.500 Euro kann sich der fränkische Landkreis aber sehen lassen. Gleichzeitig sind die Lebenshaltungskosten (gut 19.900 Euro) vergleichsweise gering, so dass ein Resteinkommen von statistisch betrachtet 16.600 Euro bleibt. 

Auch Platz 5 befindet sich zwar in Bayern, aber ebenfalls weit entfernt von der Boomregion München in der Oberpfalz. Amberg hat sich Platz 5 gesichert - eine Stadt mit gut 40.000 Einwohnern rund 60 Kilometer von Nürnberg entfernt. Das Resteinkommen beträgt hier statistisch rund 16.300 Euro. Auffallend ist, dass die Lebenshaltungskosten mit fast 25.000 Euro recht hoch sind, aber auch das Durchschnitts-Netto-Einkommen liegt mit 41.000 Euro weit über dem Durchschnitt.

Und das sind die weiteren Top-Platzierungen im Landkreis-Ranking:



Platz 6: Salzgitter vor dem Landkreis Helmstedt, beide liegen in Niedersachsen unweit der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Platz 8 geht an den Landkreis Schwalm-Eder in Nordhessen vor dem Donnersbergkreis in Rheinland-Pfalz. Übrigens wieder ein auffallend kleiner Landkreis mit gut 78.000 Einwohnern. Platz 10 belegt mit einem "Resteinkommen" von rund 15.800 Euro der Landkreis Kronach. 

Was heißt das Landkreis-Ranking für Arbeitnehmer und ländliche Regionen?

Für Arbeitnehmer ist die Botschaft eindeutig: Es kommt eben nicht nur auf Posten, Branchen und Firmengröße an, wenn man auf das Gehalt schaut. Ebenso wichtig ist der Wohnort. In Zeiten von mobilem Arbeiten lassen sich zudem Wohnort und Arbeitsort immer stärker entkoppeln. Denn schon ein paar Kilometer Entfernung können das Verhältnis von Gehalt und Kosten deutlich verändern. Die Formel: Großer Arbeitgeber in kleiner Stadt gleich besonders viel Geld zum Leben bleibt somit richtig und wird ergänzt um: Arbeitgeber mit Möglichkeiten zum Homeoffice in der Stadt mit Wohnort auf dem Land gleich gutes Leben. 

Wissen müssen Arbeitnehmer bei dem Ranking aber auch, dass gerade ein kleinen Landkreisen ein einziger großer Arbeitgeber die Werte deutlich beeinflussen kann. Im Landkreis Vulkaneifel etwa sitzt ein großer Getränkehersteller und ein Technikunternehmen. Beide Arbeitgeber zahlen für Leistungsträger überdurschnittliche Gehälter. Gleichzeitig sind aber die Lebenshaltungskosten auffallend gering. 

Für Bürgermeister in ländlichen Regionen heißt das: Das Buhlen um die Leistungsträger hat gerade erst begonnen. Spätestens seit Corona wollen insbesondere diese Berufsgruppen nicht mehr mit der Familie in der kleinen Wohnung in der Großstadt leben. Voraussetzung für einen Umzug dieser Menschen ist neben einer Anbindung an die Stadt aber vor allem ein gutes Lebensumfeld. Dazu gehört natürlich zwingend schnelles Internet aber auch die Möglichkeit, vor Ort einkaufen zu können, abends in die Bar gehen zu können, andere Leistungsträger treffen zu können und nicht zuletzt ein hochwertiges kulturelles Angebot. Die sogenannten weichen Standortfaktoren sind längst zur harten Währung geworden! 

Und das sind die Verlierer im Landkreis-Ranking 

Vorweg sei gesagt: Keine Großstadt schneidet extrem gut ab, die meisten liegen deutlich im unteren Mittelfeld. Obwohl hier die Gehälter höher sind, treiben vor allem die Wohnungskosten die Lebenshaltungskosten. So findet sich der Landkreis München etwa auf Platz 392 der 403 Städte und Landkreise. Die Stadt München schneidet unwesentlich besser auf Platz 371 ab. Das Nettogehalt liegt hier zwar deutlich über 40.000 Euro, die Lebenshaltungskosten aber bei 37.500 Euro - es bleiben schlappe 3000 Euro zum Leben. 

Die untersten zehn Plätze verteilen sich dann wie folgt: Platz 394 geht an den Landkreis Ebersberg, hier liegt das durchschnittliche Resteinkommen nach Abzug der Lebenshaltungskosten sogar im Minus bei 556 Euro im Jahr - zumindest rein statistisch. Noch schlechter sieht es im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg aus, was hier vor allem an den sehr niedrigen Gehältern (24.600 Euro netto) liegt, auch der Landkreis Nordwestmecklenburg schneidet auf Platz 396 sehr schlecht ab ebenso wie der strukturschwache Landkreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen und das Jerichower Land in Sachsen Anhalt. Die fünf am schlechtesten platzierten sind der Spree-Neiße Kreis in Brandenburg, der Landkreis Freyung-Grafenau in Bayern, der Landkreis Kusel und der Landkreis Neunkirchen (Saarland). Die rote Laterne in Deutschland geht aber dann doch etwas überraschend ebenfalls nach Bayern. Der Landkreis Fürth hält für Arbeitnehmer die schlechtesten Bedingungen in Sachen Resteinkommen bereit. Auch diese Region liegt im Großraum Nürnberg, wo gleichzeitig viele der Gewinner im Landkreis-Ranking daheim sind. Zwar ist der Landkreis stark landwirtschaftlich geprägt, es gibt aber auch größere Player wie einen Playmobil-Hersteller und einen großen Schreibwarenhersteller. Trotzdem sind die Einkommen für bayerische Verhältnisse gering und die Kosten vergleichsweise hoch, daher das sogar deutlich negative Resteinkommen.

Noch ein kurzer Blick auf die anderen Großstädte: Berlin erreicht Rank 369, Hamburg schafft es im Landkreis-Ranking auf Platz 356 und Köln rangiert im unteren Mittelfeld auf Platz 266. Übrigens: Natürlich deutlich hinter dem Lieblingsrivalen Düsseldorf, der es immerhin auf Platz 134 schafft.