Die Stadt Burghausen fördert Kultur
Frontfrau Nikki Hill bei der Internationalen Jazzwoche Burghausen 2018
© IG Jazz Burghausen

Klingende Grenzstadt an der Salzach

Die kleine Stadt Burghausen an der Grenze zu Österreich ist Chemiestandort, Jazzmetropole und blühende Kulturoase. KOMMUNAL-Besuch in der Stadt der vielen Gesichter!

Die 18.000 Einwohner täuschen, das ahnt man schon von weitem. Wie ein imposantes Ausrufezeichen thront in Burghausen die längste Burg der Welt am Berg, zu ihren Füßen schlängeln sich die Gassen durch eine lebendige Altstadt, vor ihren Toren ragen die Türme der Chemiewerke in die Luft. „Die Stadt wirkt viel größer, als sie eigentlich ist“, sagt ihr Bürgermeister Hans Steindl und es gibt eine bestimmte Woche im Jahr, da wird Burghausen zur klingenden Metropole, da brechen die Lokale in der Altstadt bis frühmorgens aus allen Nähten und gibt es kaum einen Ort in der Stadt, an dem keine Musik zu hören ist. „Während der Jazzwoche herrscht in Burghausen eine ganz andere Atmosphäre. Da kommt ein buntes Völkchen in die Stadt und bringt ordentlich Leben mit“, so Steindl.

Hans Steindl, Erster Bürgermeister der Stadt Burghausen spricht in KOMMUNAL über Kultur
Hans Steidl, Erster Bürgermeister der Stadt Burghausen
Quelle: E. Franke / Stadt Burghausen
 

Bereits seit knapp 50 Jahren hat der Jazz in der Stadt im oberbayerischen Landkreis Altötting eine Heimat gefunden und dafür gesorgt, dass man heute selbst in den Clubs von New York den Namen „Burghausen“ kennt. Ende der 60er Jahre sah die Lage noch anders aus. Der damalige Bürgermeister sorgte sich um die aussterbende Altstadt und reagierte umso erfreuter auf die Idee, in Burghausen ein Podium für den Jazz zu schaffen und Konzerte in der Altstadt zu veranstalten. So fand 1970 das erste Mal eine „Jazzwoche“ in Burghausen statt; anfangs wurden nur ein paar Lokale bespielt, die Gagen waren gering, die Zuschauerzahlen auch. Mit den Jahren hat sich das deutlich geändert.

Heute kommen an die 7000 Besucher zur Internationalen Jazzwoche nach Burghausen und die idyllische kleine Stadt an der Salzach wird für eine Woche im März zum pulsierenden Mekka des Jazz, in dem bereits Größen wie Ella Fitzgerald, Chick Corea oder Dave Brubeck zu Gast waren. Veranstaltet wird die Woche von der IG Jazz, einem kleinen Verein mit gerade mal 11 Mitgliedern, der das Programm erstellt, die Künstler einlädt und zusammen mit einem großen Team von ehrenamtlichen Helfern das Festival vor Ort organisiert. In diesem Jahr mit einem Budget von 380.000 Euro, wobei gut 60 Prozent über den Ticketerlös erwirtschaftet wurden.

Kultur spielt hier eine große Rolle

Außergewöhnlich ist auch die Politik, mit der die Stadt Burghausen nicht nur den Jazz, sondern zahlreiche weitere Aktivitäten im Kultur- ebenso wie im Sportbereich unterstützt. Nicht ohne Grund: Mit einem Haushalts Gesamtvolumen 2018 in der Höhe von 146,4 Millionen Euro zählt Burghausen zu den reichsten Kommunen Bayerns; alleine fünf DAX-Unternehmen sind laut Hans Steindl dort angesiedelt, zudem ist Burghausen mit rund 11.000 Chemie-Beschäftigten der bedeutendste Standort des bayerischen Chemiedreiecks ChemDelta Bavaria. Zweifelsohne eine kommunale Luxussituation.

Gleichzeitig ist Steindl überzeugt: „Geld alleine bringt noch gar nichts. Man muss es auch richtig einsetzen.“ Wer wissen will, wie das geht, findet in Burghausen ein herausragendes Beispiel. Rund eine Million Euro investiert die Stadt pro Jahr in verschiedenste Kulturinstitutionen und - projekte, darunter die städtische Musikschule, die Stadtbibliothek, die hochkarätig besetzten Meisterkonzerte und Schauspiele sowie vielfältige Sonderveranstaltungen.

Kultur in der Kommune: Prall  gefüllte  Wackerhalle  beim  Konzert  der  Kultband    „  Blood,  Sweat  &  Tears  “    bei  der    Internationalen  Jazzwoche  Burghausen  2018
Prall  gefüllte  Wackerhalle  beim  Konzert  der  Kultband    „  Blood,  Sweat  &  Tears  “    bei  der    Internationalen  Jazzwoche  Burghausen  2018    Quelle:  Frank  Rasimowitz

Es sind verschiedene Faktoren, die in Burghausen zu einem lebendigen Kulturleben geführt haben. Eine wesentliche Basis ist das außergewöhnlich große Netzwerk an Ehrenamtlichen, das bereit ist, sich in den verschiedensten Bereichen zu engagieren. „Das ist ein bestimmtes Burghausen-Gefühl“, sagt Andreas Bentlage, der Pressesprecher der IG Jazz Burghausen, und dieser Zusammenhalt wird seitens der Kommune intensiv unterstützt. So gibt es im Herzen der Altstadt beispielsweise ein eigenes Kulturbüro, das für das Marketing zuständig ist, alle drei Monate einen prall gefüllten Veranstaltungskalender herausgibt und vom Volksmusikabend bis zum Freejazz die verschiedenen Veranstaltungen koordiniert.

Ein weiterer Grund ist schließlich der Bürgermeister selbst. Bereits seit 1990 Steindl im Amt. Das Jazzfestival selbst überlässt er gerne den Experten. Im Stadtrat werde nur das Budget abgestimmt. Die konkrete Verwendung der Gelder und die inhaltliche Programmgestaltung aber liegen bei Experten wie Herbert Rißel, dem Vorsitzenden der IG Jazz. Zusammen mit seinen Mitstreitern feilt er gerade noch an den letzten Feinheiten für die Jazzwoche 2019 und ist froh, einmal mehr auf die Unterstützung der Kommune zählen zu können, schließlich steht die 50. Internationale Jazzwoche Burghausen vor der Tür. Noch ist viel zu tun, doch schon jetzt ist gewiss: Spätestens im März 2019 wird das kleine Burghausen für eine bunte Woche im Jahr wieder ganz groß werden.