Kommunen müssen Co-Working Spaces im ländlichen Raum fördern
Mit Co-Working Spaces könnte der ländliche Raum junge, kluge Köpfe für sich gewinnen!
© Chris Lewis

Große Chance: Co-Working Spaces auf dem Land

20. August 2018
Bislang profitieren von der Digitalisierung nur die Großstädte. Doch ein Projekt will nun die Trendthemen Cohousing und Coworking auch im ländlichen Raum etablieren. Ko-Dorf Initiator Frederik Fischer erklärt seinen Ansatz!

Text über Co-Working Spaces im ländlichen Raum stammt von Frederik Fischer

Ko-Dorf Gründer Frederik Fischer über Co-Working Spaces im ländlichen Raum
Frederik Fischer spricht in KOMMUNAL über seine Idee vom Ko-Dorf

 

Die ländliche Raum wird für eine wachsende Zahl von Menschen zum Sehnsuchtsort — zum Refugium, in dem man Kraft tanken, die Natur genießen und sich bauliche Qualität noch leisten kann. Die Metropole dagegen verkommt zunehmend zum notwendigen Übel. Retortenarchitektur verschandelt das Stadtbild, Lärm und Umweltbelastungen machen krank und steigende Mieten zwingen zu schmerzhaften Kompromissen, ja sie befördern gar  eine Perspektivlosigkeit, die im krassen Kontrast steht zum nominellen Wohlstandschub, den unser Land erlebt.

 

Die naheliegende Frage: Wo bleibt die Stadtflucht? Was hält die Menschen in dem Moloch, unter dem sie leiden? Die naheliegende Antwort: Die Stadt ist nicht nur freie Wahl, sie ist Notwendigkeit.

 

Hier sind die Arbeitsplätze, die Freunde, die Bildung, die Kultur, die Gemeinschaft, hier ist ein Lebensstil zu Hause, den selbst diejenigen nicht ablegen können, die es in vielen Momenten eigentlich gerne würden.

 

 

Co-Working Spaces im ländlichen Raum? Yes!

 

 

Was aber wenn man Arbeit  und Freunde mit aufs Land nehmen könnte? Das KoDorf-Projekt versucht genau das. Ko-Dörfer bestehen aus 50 bis 150 kleinen Häusern und einigen größeren Gemeinschaftsgebäuden.

 

Dies können sein: Coworking Spaces, Gemeinschaftsküchen, Kinos, Seminarräume, Bars oder Restaurants — kurzum: Eine urbane Infrastruktur.

 

 

Co-Working auf dem Land - neu gedacht!

 

Das Konzept ist nicht gänzlich neu, sondern im Kern eine Weiterentwicklung von Feriendörfern, wie sie gerade in den Niederlanden schon seit Jahrzehnten beliebt sind. Anders als deutsche Feriendörfer, die überwiegend kommerziell betrieben werden, zeichnen sich die niederländischen Anlagen durch einen gemeinschaftlichen Gedanken aus. Das Grundstück, sowie Verwaltungsgebäude, Spiel- und Sportplätzen, gehören häufig der Gemeinschaft, die kleinen Wohnhäuser jedoch befinden sich in Privatbesitz und können selbst genutzt oder über eine Plattform vermietet werden. So ist es möglich, den Kaufpreis in Höhe von rund 100.000€ pro Haus quer zu finanzieren.

 

 

Gerade im ländlichen Raum holen sie damit junge Leute ins Boot!

 

KoDörfer entwickeln das Konzept weiter, indem sie Arbeit und Erholung verbinden. Durch die Verlagerung des Schwerpunkts von Urlaub zu Arbeit, werden KoDörfer zu einem Labor für ein neues Landleben.

 

Denn Coworking, also Orte mit guter Internetverbindung an denen Digitalarbeiter alleine oder im Team zusammenarbeiten können, wird für nahezu alle Kommunen ein zwingender Teil der Infrastruktur werden müssen, wenn sie junge Menschen eine Perspektive bieten möchten und durch die Digitalisierung nicht an den Rand gedrängt werden wollen.

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Die Vorteile für die KoDörfler liegen dabei auf der Hand: Sie können mit einem vergleichsweise geringen Betrag ein Eigenheim erwerben und damit Geld verdienen. Sie können jederzeit Arbeit und Erholung miteinander verbinden und sie können Teil einer Gemeinschaft werden, ohne auf Privatsphäre verzichten zu müssen.

 

 

Co-Working-Dörfer: Und was nutzt es den Kommunen?

 

Was aber sind die Vorteile für die Kommune? Sie profitieren wirtschaftlich von KoDörfern. Die Grundstücke können über Erbpachtverträge übergeben werden und erzeugen so monatliche Einnahmen, ohne das Grundstück an Investoren zu verlieren.

 

Durch den wirtschaftlichen Betrieb und des KoDorfs entstehen Steuereinnahmen. Kommunen profitieren aber auch von einer veränderten Wahrnehmung. Das KoDorf steht für ein fortschrittliches Landleben und Aufbruchsstimmung. Die mediale Aufmerksamkeit verortet die Kommune als vorbildhaft in der Debatte um die Zukunft des Landlebens.

 

Die Vorteile sind so offensichtlich, dass es verwunderlich ist, wie wenig KoDörfer es bislang gibt.

 

Ein Dorf mit ähnlichem Konzept entsteht gerade an der Ostsee. Aber ein echtes KoDorf wartet bisher noch auf seine Umsetzung.

 

 

Sie haben Lust, das Projekt Ko-Dorf anzugehen...?

Gut, wir, eine Gruppe aus Architekten, Handwerkern und anderen Kreativen, treten auch erst jetzt mit der Idee an die Öffentlichkeit und möchten hiermit Gemeinden dazu aufrufen, sich bei uns zu melden wenn sie Interesse an einer Zusammenarbeit haben.

Konkret suchen wir nach einem mindestens zwei Hektar großen Erholungsgrundstück, dass nicht weiter als zwanzig Kilometer von einer Bahnstation entfernt ist. Wir halten eine Alleinlage für ideal. Nicht weil wir uns abgrenzen wollen, sondern weil wir nicht als „Invasoren“ wirken wollen.

Das Ko-Dorf will Co-Working Spaces im ländlichen Raum errichten
Foto von Constantin Boes

 

Das KoDorf möchte ganz ausdrücklich einen Austausch mit den Bewohnern vor Ort und steht ihnen selbstverständlich mit allen Einrichtungen offen. Wir wollen uns aber nicht aufdrängen. Wer mit dem KoDorf nichts anfangen kann, kann uns so problemlos ignorieren.

 

 

Die Digitalisierung krempelt unser Leben um - und das sollte der ländliche Raum für sich nutzen!

 

 

Die Digitalisierung lässt sich dagegen nicht ignorieren. Sie ist mit voller Kraft dabei, jeden Aspekt unseres Lebens umzukrempeln. Viel zu oft waren und sind wir Getriebene dieser Transformation.

 

Mit dem KoDorf haben Gemeinden die Möglichkeit, diese Zukunft zumindest zu einem kleinen Teil aktiv mitzugestalten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.