Bei Graffiti scheiden sich in den Kommunen die Geister.
Beim Thema Graffiti scheiden sich die Geister. In Bad Vilbel (Bild) hat man eine Lösung gefunden mit der alle Seiten zufrieden sind.
© Stadtmarketing Bad Vilbel

Graffiti in Kommunen: Freiluftgalerie oder Schmierer-Ghetto?

Ist das Kunst oder kann das weg – Das fragen sich viele, wenn sie vor den unzähligen Graffiti in deutschen Kommunen stehen. Im KOMMUNAL-Deutschland-Report zeigen wir, welche Rolle Graffiti in Kommunen spielen und wie Städte und Gemeinden erfolgreich mit ihre Graffiti-Szene steuern können.

Die Graffiti-Szene ist schon seit den 1960er-Jahren eine feste Größe in Deutschland. Riesige Gemälde, kleine Skizzen, politische Statements oder einfache Tags, die die Präsenz eines Sprayers anzeigen, finden sich an Häuserfassaden, Zugwaggons, Lärmschutzwänden oder Stromkästen in fast jeder deutschen Kommune. Die Wahrnehmung in der Gesellschaft ist gespalten: Zwischen Befürwortern, die in einem Graffito einen künstlerischen Diskurs im öffentlichen Raum sehen und Gegnern, die das Stadtbild verunstaltende Schmierereien beklagen, müssen Kommunen ihren Weg durch ein Minenfeld navigieren.

Rechtlich gesehen ist das besprühen privater oder öffentlicher Flächen ohne Genehmigung als Sachbeschädigung zu werten und somit eine Straftat. In den meisten Kommunen wird diese Form des Sprayens daher auch nicht geduldet. Als prominente Ausnahme könnte Berlin gelten. Rund um die Streetart-Szene der Stadt hat sich eine Tourismusbranche entwickelt. Städtereisende kommen nach Berlin, um sich die Streetart anzusehen, davor für Fotos zu posieren oder selbst neue Bilder zu sprühen. Die Stadt scheint sich, wenn auch widerwillig, in diese Rolle einzufinden. Die Menge an Beamten des Landeskriminalamts, die sich mit der Graffiti-Bekämpfung beschäftigen, ist um mehr als die Hälfte geschrumpft, die Berliner Verkehrsbetriebe lassen besprühte Waggons trotzdem fahren und die SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus fordert, Graffiti-Unterricht in der Schule verpflichtend zu machen. Dabei handelt es sich jedoch um eine Ausnahmeerscheinung, die auch innerhalb der Hauptstadt immer wieder auf Kritik stößt.

104.000 ungenehmigte Graffiti in einem Jahr

In den meisten Kommunen führen ungenehmigte Graffiti jedoch nicht zu mehr Tourismus, sondern zu Unmut unter den Einwohnern. Deshalb sind Städte und Gemeinden darum bemüht, diese Form von Streetart – gesprüht ohne Einverständnis – zu entfernen und im besten Falle zu vermeiden. Denn die Entfernung kann für Kommunen teuer werden. Einige Beispiele: Eine der Streetart-Hochburgen neben Berlin ist Leipzig. Im letzten Jahr gab die Stadt 281.100 Euro für die Entfernung von circa 3.500 Graffiti aus. Doch auch kleinere Kommunen sind betroffen. Im Jahr 2017 hat das brandenburgische Prenzlau 23 Graffiti entfernt. Die Kosten beliefen sich auf 3.800 Euro. Besonders betroffen sind die Verkehrsbetriebe der Kommunen, denn Busse und Bahnen sind beliebte Ziele für Sprayer und die Reinigung ist oft sehr aufwändig. Die Erfurter Verkehrsbetriebe etwa zahlten 2017 für die Entfernung von 32 Graffiti 75.000 Euro. Die Stadt Erfurt zahlte in der gleichen Zeit 10.000 Euro. Insgesamt wurden 2017 in Deutschland 104.000 Fälle ungenehmigter Graffiti zur Anzeige gebracht. [...]

Wie aus Bad Vilbel durch die richtige Graffiti-Strategie eine Freiluftgalerie geworden ist, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von KOMMUNAL. Sie bekommen unser Magazin noch nicht? Dann hier schnell das Probe-Abo sichern!

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